Dreisam

Mel zerbrach sich den Kopf, wie sie es ihm nur beibringen sollte, das sie schwanger war. Eigentlich dachte sie immer, man bringt das einem Mann in einem schönen Moment bei, mit Kerzen, Babyschuhen und allem drum und dran, aber da sie nicht unbedingt davon ausging, dass er sich freute, war das wohl eher unangebracht.

Sie waren immer noch sehr jung. Die Dinge waren nicht viel anders als beim ersten Mal. Sie war sich nicht einmal sicher, ob er dann überhaupt noch bleiben wollte. Gut, sie vermutete es, aber sicher konnte sie sich da nicht sein.

Plötzlich blieb er stehen und sah sie an. „Ach, eine Frage hab ich da noch vergessen.“ - „Welche denn?“ wunderte sich Mel, der eigentlich spontan keine mehr einfiel.

Was wolltest du mir sagen, als ich los wollte? Als ich sagte, ich wolle nichts mehr hören.“

Sie starrte ihn mit offenem Mund an. Da warf er ihr quasi den Ball zu und sie bekam trotzdem kein Wort über die Lippen.

Was ist? Weißt du es nicht mehr?“ hakte er nach. „Es klang irgendwie wichtig.“  
Sie hatten die Hauptstraße noch nicht erreicht und sie deutete auf eine Bank am Wegrand. „Wir sollten uns kurz setzen.“ - „Okay.“  
Mel fühlte sich so entsetzlich flatterig, dass ihre Hände zitterten. Ihm fiel es auf, als sie sich fahrig die Haare aus dem Gesicht strich.  
„Hey, was ist denn los?“ fragte er besorgt. - „Ja, also, es ist so...“ Sie dachte nach. „Wo fange ich am besten an?“ - „Am Anfang. Immer am Anfang. Das ist grundsätzlich mal das Klügste.“ Er war offenbar schon wieder zum Flachsen aufgelegt. Prima, mal sehen, wie lange dieser Zustand anhalten würde.
„Am Anfang, okay. Du weißt doch von der Vegetarierdebatte mit meiner Mutter.“ - „Ja und?“ - „Naja, ich bin dann zum Arzt und...ach, vergiss die Vorgeschichte. Ein weiterer Arzt hat festgestellt, dass ich nicht schwer krank, sondern schwanger bin. Und das war an dem Morgen, bevor du bei mir aufgeschlagen bist.“  
Spontan hatte sie sich dann doch für kurz und „schmerzlos“ entschieden. Nun fiel ihr Blick abwartend auf ihn.  
„Ist das gerade wirklich dein Ernst?“

Sie nickte.

Und du machst keine Scherze?“

Sie schüttelte den Kopf.

Und das ist wirklich die Wahrheit?“ - „Aber ja doch...“ Sie zog den Mutterpass aus der Tasche und hielt ihn ihm unter die Nase.  
Sie trug ihn immer bei sich, aus Angst Lena könnte ihn finden, wenn sie nicht zu Hause wäre.  
„Oh mein Gott. Man gut ich sitze. Das haut mich gerade etwas um.“ - „Was meinst du, warum ich zur Bank wollte?!“ schmunzelte sie. - „Wie weit bist du?“ - „So elfte Woche etwa.“  
Er sah auf das Bildchen im Pass. „Das ist unser Baby?“ Er zog die Stirn in Falten und sah sie schräg an. „Das ist es doch, oder?“ - „Ja, Mann, das ist unser Baby. Wessen denn sonst?!“ kicherte sie.
Er betrachtete immer noch das Ultraschallbild. „Also ehrlich gesagt kann ich da gar nichts richtig drauf erkennen.“ - „Ist ja auch noch klein. Das Bild ist aber auch nicht ganz aktuell. Mittlerweile ist es schon noch ein Stück gewachsen. Und? Was sagst du?“ Gespannt beobachtete sie ihn.  
Er war ein bisschen blass geworden.  
Ihm war auch tatsächlich ein wenig schwummrig zu Mute. Erst hatte er sich mit dem Gedanken fast abgefunden, nun wieder alleine zu sein, dann war er hergekommen und hatte seine Mel wieder an seiner Seite. Und als Bonus würde er auch noch Vater werden...  
Wenn denn alles gut ginge, denn auch ihm kamen die Erinnerungen an die Fehlgeburt wieder hoch.  
Der heutige Tag war weitaus ereignisreicher, als er es sich überhaupt hätte ausmalen können.  
Mel wollte wissen, was er dachte, doch er konnte es selber noch nicht begreifen, geschweige denn in Worte fassen.  
„Das ist jetzt nicht böse gemeint, aber ich muss das erst mal sacken lassen. Ich kann das noch gar nicht glauben.“ brachte er hervor. - „Das ist schon in Ordnung. Was meinst du, wie es mir in dem Moment ging. Deshalb ging es mir auch so schlecht, als ich zu Hause ankam. Ich war völlig durch den Wind. Mittlerweile akzeptiere ich es. Aber ob ich es schon wirklich begriffen habe, weiß ich ehrlich gesagt nicht.

Ich bin ziemlich müde heute. Durch die Sache mit dir und dem Krümel, habe ich gestern Nacht mal wieder kaum ein Auge zubekommen. Ich würde mich gleich gerne ein bisschen hinlegen. Wir können ja erst mal eine Runde ruhen oder sogar schlafen und dann reden wir drüber, in Ordnung?“ - „Das klingt nach einem guten Plan.“ murmelte Pad immer noch überrumpelt vor sich hin.  
Sie rafften sich auf und setzten ihren Weg fort.  
Paddy schwieg die meiste Zeit, zu viel ging ihm durch den Kopf. Immer wieder erwischte er sich dabei, wie er Mel von der Seite beobachtete.  
War das der Grund gewesen, warum sie so anders auf ihn gewirkt hatte? Konnte man einer Frau am Gesicht ansehen, dass sie ein Kind bekam?  
Er schüttelte innerlich den Kopf. Nein, das glaubte er eigentlich nicht unbedingt. Und ansonsten schien sie ja auch noch nicht anders auszusehen. Einen Bauch konnte er bei ihr zumindest noch nicht entdecken.  
Sie bemerkte seine Blicke. „Alles okay?“ - „Hm...ja, ich denke schon.“ Er fasste sich mit der Hand auf seinen eigenen. „Bisschen Hunger hab ich.“
Kurze Zeit später schloss sie die Haustür auf. „Mach dir doch ein Brot. Ich geh´ schon mal hoch, ich muss mittlerweile echt dringend.“ - „Ok. Willst du auch eins?“ - „Ja, eins mit Nutella bitte.“ - „Geht klar.“
Sie lief die Treppe hoch, während er in die Küche verschwand, wo er auf Lena traf.  
Vorwurfsvoll sah sie ihn an. „Du konntest es nicht lassen, was?“ - „Ja, tut mir leid. Ich wollte sie einfach gerne sprechen. Ich glaube auch, sie hat sich gefreut, mich zu sehen.“ - „Und jetzt? Habt ihr euch zusammengerauft und seid wieder zusammen?“  
Paddy nickte und konnte ein Grinsen nicht unterdrücken. Er wusste, es würde nicht leicht werden, aber er war froh, dass er sie wieder hatte. „Ach, wir können ja nicht ohneeinander. Naja, und außerdem gehören die Eltern doch zusammen, oder?“
Lena starrte ihn fragend an. „Wie die Eltern?!“
Oh nein, durchfuhr es ihn. Da hatte er offenbar etwas Falsches gesagt...
„Äh...ich muss weg.“ Er zog den Kopf ein, drehte sich auf dem Absatz um und sprintete davon. „Meeeel!“ rief er geradezu panisch und mit großen Sätzen sprang er die Treppe hoch, immer zwei Stufen auf einmal nehmend.  
...und Lena auf seinen Fersen.

Paddy, bleib sofort stehen!“ forderte sie ihn lautstark auf, während sie hinter ihm her hechtete.  
Doch er dachte überhaupt nicht daran. Hilfesuchend lief er weiter bis in Mels Zimmer, wo selbige gerade auf dem Bett saß und ihn überrascht ansah.  
„Was ist denn los?“ fragte sie ihn verwirrt. - „Ich hab Scheiße gebaut!“ war das einzige, was er noch erwidern konnte, bevor ihre Mutter ebenfalls das Zimmer erreicht hatte.  
„Was meintest du eben damit??“ fragte sie fordernd und sah ihn eindringlich an.  
Aber statt zu antworten, blickte er nur starr mit leicht geöffnetem Mund auf ihre Hand. Sein Gesicht zierte ein leichter Hauch von Panik.  
Schließlich folgte Lena seinem Blick und sah selbst auf das Messer in ihren Fingern, das sie noch vom Tomaten schneiden in der Küche festhielt und nun wild damit herumgestikulierte.  
„Ach.“ schnaufte sie nur verächtlich und warf es auf Mels Schreibtisch.  
Doch so richtig entspannen konnte er sich immer noch nicht, denn nun stand sie mit in die Taille gestemmten Armen da und musterte abwechselnd ihn und Mel.  
„Also, raus mit der Sprache!“
Mel war vom Bett aufgestanden und hatte immer noch keinen Schimmer, was diese Szene zu bedeuten hatte. „Was...?“  
Sie suchte Paddys Augen, die sehr entschuldigend und nervös dreinblickten. „Tut mir echt leid! Ich konnte doch nicht ahnen, dass du ihnen nichts gesagt hast!?“
Nun dämmerte auch Mel, warum ihre Mutter so einen Aufstand machte.  
„Oh nein.“ Sie setzte sich langsam wieder auf´s Bett und sah ihre Mutter ängstlich an. „Ja, nun ist es raus.“
„Du willst mir also wirklich erzählen, dass du schwanger bist?“ fragte ihre Mutter schwer atmend vor Anspannung.  - „Na, von wollen kann nicht die Rede sein.“ murmelte sie leise. - „Mel! Das ist nicht witzig!“ - „Ne, finde ich auch nicht.“ erwiderte sie grimmig. - „Wäre ja auch noch schöner.“
Dann baute Lena sich vor Paddy auf und schaute ihn angriffslustig an. „Das hast du ja prima hinbekommen!“ - „Wieso ich??“ - „Hast du etwa nicht meine 16 jährige Tochter geschwängert? Oder warst du nicht daran beteiligt?“ - „Doch. Ich meine, das hoffe ich doch.“ erwiderte er leicht nachdenklich. - „Das hoffst du doch?! Paddy, das ist kein Spiel! Keine Show auf der Bühne! Das ist nicht nach wenigen Wochen vorbei wie eine Tournee!“ - „Ja, das weiß ich! So habe ich das auch nicht gemeint. Aber ich liebe deine Tochter und wenn sie nun ein Kind bekommt und ich mit ihr zusammen bin, hoffe ich schon irgendwie, dass ich auch der Vater bin. Das ist doch verständlich, oder?“  
Sie nickte ihm widerwillig zu und sah Mel an. „Kommt noch jemand anderes in Frage?“ - „Nein, es kommt niemand anderes sonst in Frage!“ antwortete sie bestimmt. „Was denkst du denn von mir?“
Paddy fiel ein Stein von Herzen. Er hatte es zwar auch nicht angenommen, aber momentan war er sich nirgendwo wirklich sicher bei ihr.  
„Aber geplant hattet ihr das doch nicht?“ fragte Lena Böses ahnend. - „Nein, um Gottes Willen, es war nicht geplant! Es ist irgendwie passiert!“ - „Also habt ihr mit dem Feuer gespielt? Mel, wenn ich dir nicht ausreichend klar gemacht habe, dass Sex nicht nur Spaß ist, sondern auch Konsequenzen haben kann, solltest wenigstens du, Paddy, wissen, wie man sich vor den Folgen schützt! Immerhin bist du ein bisschen älter und hast vermutlich mehr Erfahrung als sie. Wie konntet ihr nur so leichtsinnig sein?“ - „Es geht dich zwar nichts an, aber wir haben verhütet! Frag mich nicht, wie es trotzdem dazu kommen konnte!“ keifte Mel ihre Mutter an. - „Ach was, das passiert nicht einfach so...“
Lena ließ sich auf den Schreibtischstuhl fallen und stützte die Stirn an der Hand auf.  
„Oh Mann, und ich habe ruhig zugesehen, wie du in dein Unglück läufst. Ich wusste, was bei euch vor sich geht und habe nicht einmal versucht, es zu unterbinden!“ sagte sie mehr zu sich selbst, als zu den beiden. „Ich hätte es ahnen müssen! Wie konnte ich es zulassen, dass meine Tochter sich mit einem Musiker einlässt?!“ fuhr sie fort.  
Paddy zog sie Augenbrauen zusammen. „Hey, was hat denn das bitte mit meiner Musik zu tun? Ich mache sie von Herzen und ich verdiene damit mein Geld, aber das tut hier nichts zur Sache und sollte mal schön außen vor gelassen werden!“ erwiderte er getroffen. - „Ach, aber ihr seid doch alle gleich! Junge Mädchen abschleppen, ihnen ein Kind anhängen und dann am besten noch sitzen lassen!“ fauchte sie ihn an.

Ma, nun komm mal wieder runter! Werd mal nicht ungerecht!“ mischte Mel sich aufgebracht ein.  
„Ich habe nicht vor, sie sitzen zu lassen! Es wird sicher nicht einfach werden, aber das werden wir schon hinbekommen. Und mal ernsthaft, wenn sie schon in dieser Situation ist, würdest du dir lieber wünschen, dass sie es von einem Mitschüler, Auszubildenden oder jemand ohne Arbeit bekommt, der nicht einmal weiß, wie er das Geld für sein eigenes Leben zusammenbekommen soll? Und sie vielleicht aus dem Grund sitzen lässt? Oder dann doch lieber von jemandem, der sie liebt, mit ihr zusammen das Kind groß ziehen will und ihr sogar etwas bieten kann? Jemand, der sich keine Sorgen machen muss, wie er Kinderwagen und Windeln bezahlt?“  
Mel sah ihn bewundernd an, wie er wie ein Fels für sie einstehen wollte und über ihre Zukunft nachdachte.  
„Du willst also wirklich dafür geradestehen?“ hakte Lena nach. - „Natürlich! Es ist doch mein Kind! Und meine Freundin.“  
Lena nickte. „Okay.“
Sie blickte zu Mel. „Sag mal wie weit bist du eigentlich?“ - „So elfte Woche.“ - „Und seit wann weißt du es?“ - „Seit etwa zwei Wochen.“ - „Und ihr zieht nicht vielleicht doch noch in Erwägung, etwas dagegen machen zu lassen?“  
Mel und Paddy sahen sich an. „Nein!“ antworteten beide gleichzeitig vehement. - „Warum nicht? Ihr seid doch beide noch so jung. Ihr habt euer ganzes Leben noch vor euch!“ - „Aber deshalb müssen wir nicht ein anderes Leben töten.“ - „Denkt doch wenigstens noch einmal drüber nach.“ - „Nein, Ma, darüber muss ich nicht nachdenken! Da wird sich meine Meinung nicht ändern! Hast du einmal Bilder von abgetriebenen Kindern gesehen?! Diese kleinen Wesen, die bereits wie richtige Menschen aussehen? Zum Teil werden sie dabei in Stücke gerissen! Nein, Mama, das werde ich meinem Kind nicht antun! Ich werde es nicht umbringen lassen! Und du kannst mich nicht dazu zwingen!“
Bei dem letzten Satz wurde Mel verzweifelt laut. Sie war sich nicht wirklich sicher, ob ihre Mutter sie nicht doch dazu in der Lage war. Immerhin war sie ja noch deutlich minderjährig. Oder konnte sie sie vielleicht sonst zwingen, das Kind wegzugeben? Angst machte sich in ihr breit.  
Lena blickte ihre Tochter schweigend an. In ihrem Kopf schien es ebenfalls mächtig zu arbeiten.  
Vernunft hin und her, das waren einfach grausame Fakten, gegen die sie kein Argumente hatte. Als sie damals selber noch in der Ausbildung steckte und mit Mel schwanger geworden war, hatte sie ernsthaft darüber nachgedacht, die Schwangerschaft unterbrechen zu lassen. Sie hatte sich dann dagegen entschieden und des öfteren darüber nachgedacht, während sie Mel aufwachsen sah, wie richtig diese Entscheidung doch gewesen war. Ihre Ausbildung hatte sie selbst noch beenden können, aber Mel steckte doch noch mitten in der Schule.
Sie wusste die Zeit würde für ihre Tochter nicht leicht werden und auch sie würde in ihrer Rolle als Großmutter sehr gefordert sein, wenn sie sich dazu bereit erklärte.
Sie seufzte. „Habt ihr überhaupt die geringste Vorstellung davon, was auf euch zu kommt? Was für Arbeit und Verantwortung euch erwartet?“ Ihr Blick wanderte zwischen den werdenden Eltern hin und her.  
„Naja, natürlich nicht direkt, aber man wächst ja auch mit seinen Aufgaben.“ gab Mel zu.

Paddy nickte zustimmend.  
„Was weißt du denn schon davon?“ fragte sie ihn herausfordernd.  
Er dachte kurz nach und musste sogar etwas grinsen. „Ich denke, ich habe zumindest eine grobe Vorstellung. Nicht was die dauerhafte Verantwortung einem Kind gegenüber betrifft, aber was die Arbeit, während Kinder aufwachsen, betrifft. Wie du weißt, habe ich ein paar Geschwister - “ - „Ja, ein paar...allerdings sind die meisten davon älter als du.“ unterbrach Lena ihn. - „Ja, das schon, aber dennoch habe ich mitbekommen, was für Mühe dahinter steckt. Meine Mutter ist sehr früh gestorben und alle Arbeit wurde aufgeteilt. Und Kathy hat bereits seit einigen Jahren ein Kind. Wir sind alle immer für sie da. Natürlich ist sie die Hauptperson für Sean, aber da wir auf engstem Raum leben, habe ich schnell feststellen müssen, was für eine seelische und auch körperliche Anstrengung es sein kann, ein Kind zu haben. Zusammen werden Mel und ich es schaffen, da bin ich mir sicher!“  
Lena schnaufte spöttisch. „Ich weiß gar nicht, wie du dir das vorstellst. Du bist doch derjenige, der im wahrsten Sinne des Wortes ständig auf Tour ist. Wenn ich daran denke, wie oft Mel dich zu Gesicht bekommt... Willst du auch in dieser Regelmäßigkeit für dein Kind da sein?“  
Er kam ins Stocken. Natürlich hatte sie irgendwie Recht, aber er war mittlerweile überzeugt davon, dass sie das auf die Reihe kriegen würden. Er wollte es einfach schaffen!  
„Ich ...hm... du hast schon Recht, aber sie könnte ja auch zu uns nach Köln kommen. Dann würden wir uns auf jeden Fall häufiger sehen und ich kann für beide da sein.“ - „Ja, klar, und wahrscheinlich soll sie dann noch mir euch auf Tour gehen, oder wie?“ Sie hatte ihren spöttischen Unterton noch nicht wieder abgelegt.  
„Warum denn nicht? Wir sind früher immer alle auf Achse gewesen und auch Sean ist immer mit.“ - „Paddy, sei doch nicht so naiv! Mel hat noch nicht einmal ihre Schule beendet. Du glaubst doch nicht im Ernst, dass ich sie herumziehen lasse wie einen Zigeuner?“ - „Zigeuner?!“ Paddy ballte unbewusst die Fäuste. „Lena, langsam gehst du zu weit!“

Mel beobachtete die beiden schweigend. Auch sie fand, ihr Mutter war zu weit gegangen, trotzdem hielt sie es für das Beste, sich nicht einzumischen.  
Paddy stand vollkommen angespannt noch immer an der Stelle neben der Tür, wo er das Zimmer betreten hatte und wartete auf eine Entschuldigung oder wenigstens etwas in der Art.  
Lena saß ihm zugewandt nur wenige Meter weiter am Schreibtisch. Auch sie war aufgebracht und machte nicht die geringsten Anstalten einzulenken.  
Schließlich ergriff sie das Wort.  
„Ich denke, es ist besser, wenn wir das Gespräch hier vorerst beenden. Wir komme jetzt nicht weiter. Wir sollten uns alle ein wenig beruhigen und dann sehen wir weiter. Ich muss diese Neuigkeit erst mal verdauen.“  
Mel nickte.  
„Und dein Vater muss es ja auch noch erfahren.“ fiel Lena auf mal ein. „Willst du es ihm sagen oder soll ich das übernehmen?“ - „Ich weiß nicht. Muss er das sofort wissen?“ - „Du solltest zumindest nicht mehr allzu lange damit warten. Wir sprechen dann später noch mal.“ - „Okay.“
Sie verließ das Zimmer und die Tür fiel schwungvoll hinter ihr ins Schloss.  
„Ja, soviel also zum Thema „erst mal eine Runde drüber schlafen“.“ murmelte Mel, verdrehte die Augen und ließ sich ziemlich fertig rückwärts auf´s Bett fallen.  
Paddy kam zu ihr rüber und setzte sich im Schneidersitz neben sie. „Es tut mir echt so leid! Ich konnte das doch wirklich nicht ahnen.“ - „Ja, allerdings weiß ich auch nicht, warum du das so frei heraus ausgeplaudert hast. Was hast du eigentlich gesagt? 'Gratuliere, du wirst Großmutter', oder was?“ - „Nein, ganz so nicht. Ich meinte, dass die Eltern doch zusammengehören oder etwas in der Art. Ich dachte irgendwie, wenn du mit mir und auch Caro keinen Kontakt mehr hast, wirst du sie eingeweiht haben, damit du jemanden zum Reden hast. Außerdem mussten es deine Eltern doch eh irgendwann mal erfahren, woher sollte ich wissen, dass du ihnen kein Ton gesagt hast?“  
Er suchte selber nach einer Erklärung, warum ihm das so unbedacht heraus gerutscht war. „Ich war selbst noch so durch den Wind, dass ich mir offenbar keine Gedanken gemacht habe. Oh Mann...“
Sie legte die Hand auf sein Knie. „Ist okay, nun können wir es sowieso nicht mehr ändern. Es ist im Prinzip auch ganz gut, dass die Fakten jetzt auf dem Tisch liegen. Ein Problem weniger in meinem Kopf.“
Er beugte sich vor und küsste sie kurz. „Wollten wir noch schlafen? Du siehst aus, als würden dir gleich die Augen zufallen.“

Sie lächelte. „Ja, das wäre gut. Kannst du jetzt überhaupt schlafen?“ - „Keine Ahnung. Aber ich leg mich einfach neben dich und wenn ich nicht einschlafen kann, ist es auch egal.“
Er deckte sie zu, packte sich daneben und gab ihr einen Kuss auf den Mund. „Schlaf schön.“  
Als sie aufwachte, war Paddy an sie herangerutscht und hatte seinen Arm über sie gelegt. Er schlief und sie beobachtete, wie sich sein Brustkorb nun in einer friedlichen Gleichmäßigkeit hob und senkte.  
Was für ein Tag! Wie aus dem Nichts hatte er plötzlich vor ihr gestanden und sie in ein Wechselbad der Gefühle getaucht. Letzten Endes waren sie dann aber tatsächlich wieder zusammengekommen!  
Sie hatte ihm gebeichtet, dass er Vater wird und er hatte es noch nicht mal richtig realisieren können, da steckten sie schon im nächsten Chaos. Und obendrein schien er bereit zu sein, all dies mit ihr durchzustehen, obwohl sie ihn so hintergangen hatte.  
Liebevoll streichelte sie seinen Arm.  
Es war so unglaublich schön, ihn wieder an ihrer Seite zu haben.  
Leise grummelnd, drehte er sich zu ihr und öffnete träge die Augen.  
„Bist du schon länger wach?“ fragte er müde. - „Nein, erst ein paar Minuten. Wie hast du geschlafen?“ - „Geht so. Hab ein paar sehr seltsame Dinge geträumt. Von Zwillingen und deinen Eltern, die es auf einmal auch doppelt gab. Dann waren da noch Kathy und Vincent, die dauernd auf die Zwillinge aufgepasst haben, weil wir es nicht gebacken bekommen haben.“ Er kratzte sich nachdenklich am Kopf. „Und dann war doch noch Angelo. Er hatte drei Kinder! Und er hat alles prima geregelt bekommen.“

Mel lachte. „Wirklich ein merkwürdiger Traum. Aber wenn dein kleiner Bruder das mit dreien hinbekommt, dann schaffen wir das auch mit einem.“ - „Na hoffentlich wird es auch nur eins. Selbst im Traum war es im Doppelpack echt anstrengend!“  
Mel schob ihr T-Shirt hoch und streichelte über ihren Bauch. „Ach, da wird schon nur eins drin sein. Bestimmt.“  
Paddy stützte seinen Kopf auf und betrachtete ebenfalls ihren Bauch.  
Jetzt wo sie auf dem Rücken lag, konnte man tatsächlich ein bisschen was erkennen. Langsam hob er die Hand und legte sie darauf.  
Dass da drin sein Kind am Wachsen war... Er konnte es immer noch nicht so richtig begreifen. Das letzte Mal war alles so schnell schief gegangen, dass er kaum Zeit hatte, sich über sowas Gedanken zu machen.  
Er rutschte ein Stück näher und legte den Kopf auf ihren Bauch.  
Mel schmunzelte. „Du erwartest doch nicht ernsthaft, dass dir der Krümel schon was ins Ohr singt, oder?!“ - „Hm, es wird aber sicherlich ein musikalisches Baby werden, dann kann er oder sie mit uns später auf der Bühne stehen.“ - „Nicht, wenn es nach der Mutter kommt.“ lachte sie. - „Nun mal ma´ den Teufel nicht an die Wand.“ kicherte er.  
Mels Gesicht wurde ernster.  
„Aber mal ehrlich, was sollen wir jetzt machen? Wo sollen das Baby und ich bleiben? Hier bei meinen Eltern? Was wird aus dir?“

Wenn du wirklich hier bleibst und deine Eltern dir helfen?“ - „Willst du uns etwa doch sitzen lassen? Ich hab auch keine Ahnung in wie weit meine Eltern überhaupt dazu bereit wären!“ - „Nein, ich will dich nicht sitzen lassen! Ich könnte sehen, dass ich so oft wie möglich käme. Und, Mel, deine Eltern lieben dich, die werden dich garantiert nicht hängen lassen!“ - „Ich weiß gar nicht, wie ich es Papa beichten soll und was er dazu sagen wird. Am liebsten würde ich einfach mit zu euch kommen!“
Er seufzte. „Ja, aber das ist nicht so einfach. Wenn´s nach mir ginge, würde ich dich sofort mitnehmen, aber ich habe das ungute Gefühl, deine Eltern werden was dagegen haben.“ - „Vielleicht können wir sie ja irgendwie überzeugen? Schulen habt ihr da unten doch auch, oder? Ich meine, mal so was gelesen zu haben.“ - „Hm, wenn du meinst, dass das das einzige Problem sein wird...“ - „Nein, das glaube ich leider nicht, aber es wird ihr schlagendstes Argument sein, abgesehen davon, dass ich viel zu jung bin, um auszuziehen...“ antwortete sie niedergeschlagen. - „Ja, aber du bist auch zu jung, um ein Kind zu bekommen, aber auch das ist jetzt der Fall. Dinge ändern sich nun mal und außerdem, würdest du ja nicht allein wohnen, sondern nur in einer anderen Familie, wo es mehr Menschen gibt, die dich unterstützen können.“
Das klang gar nicht schlecht, aber Mel war nicht überzeugt, ob das ihre Eltern auch finden würden. „Das wäre zumindest mal ein Ansatz. Aber -“ Sie wurde unterbrochen, als jemand kurz und kräftig an die Tür klopfte. Es war ihre Mutter, die sich offenbar beruhigt hatte und nun das Gespräch wieder aufnehmen wollte.  
„Wollen wir nochmal reden?“ fragte sie, als sie die Tür hinter sich schloss. Mel nickte. „Von mir aus.“  
Paddy sagte nichts, sondern setzte sich nur auf und guckte sie an.  
Er hatte sich beruhigt, aber ihre letzten Worte empfand er immer noch als verletzend und war sich nicht sicher, wie er sich nun ihr gegenüber verhalten wollte.  
Lena setzte sich wieder auf den Schreibtischstuhl und räusperte sich. „Mmmh, Paddy, wegen vorhin....ich war aufgebracht und fassungslos.... Ich habe ein paar Dinge gesagt, die ich nicht so gemeint habe. Es tut mir leid, wenn ich dir oder deiner Familie zu nahe getreten bin.“  
Es fiel ihrer Mutter nicht leicht, sich zu entschuldigen, stellte Mel fest. Sie wirkte unruhig und unsicher, aber gerade deshalb rechnete sie es ihr hoch an, dass sie es getan hatte. Ihr Blick schweifte zu ihrem Freund, der gerade ansetzte, um etwas zu erwidern.  
„Okay, Entschuldigung angenommen. War aber auch wirklich nicht nett gewesen.“ sagte er erleichtert. - „Ja, ich weiß. Aber es ist auch nicht verwunderlich, dass man vielleicht etwas überreagiert, wenn man erfährt, dass die eigene minderjährige Tochter schwanger ist. Blöd gelaufen, dass du das abbekommen musstest. Natürlich bist du in der Tat mit daran schuld, aber nicht wirklich mehr als sie.“  
Mel ließ den Kopf sinken. „Ja, aber wie gesagt, ich weiß ja auch nicht, wie es dazu gekommen ist...“ murmelte sie ratlos.  
„Naja, nun ist es eben so und wir können bzw. ihr wollt nichts mehr daran ändern. Wir sollten vernünftig überlegen, wie es weiter geht. Wie habt ihr euch das denn nun gedacht?“ - „Also, ich bin immer noch der Meinung, dass es vielleicht das einfachste wäre, wenn sie mit zu uns kommt.“ - „Warum?“ - „Ihr seid beide am arbeiten und bei uns sind genug Leute, die immer mal aufpassen können, damit Mel sich mit Schule befassen oder auch mal ausspannen kann.“ - „Aber ihr seid so viel auf Tour, Paddy, wie soll denn das gehen?“ - „Hm, vielleicht könnte ich mich etwas zurückziehen, nicht mehr jedes Konzert mitmachen.“  
Lena lächelte leicht amüsiert. „Glaubst du, dass deine Fans da so begeistert von wären und dementsprechend deine Familie? Was sagen deine Leute überhaupt dazu?“
Er überlegte und antwortete dann langsam. „Okay, begeistert werden die Fans sicher nicht sein, aber da muss man eben manchmal Prioritäten setzen. Was der Rest meiner Sippe angeht, weiß ich nicht, die haben nämlich noch keine Ahnung. Ich habe es doch auch erst heute erfahren.“ - „Ach so.“ entgegnete Lena überrascht. „Ich dachte, es wäre der Grund für euren Streit gewesen.“  
Paddy schüttelte den Kopf.  
„Okay, also, wenn deine Familie nichts weiß, ist es ziemlich gewagt, einfach davon auszugehen, dass Mel bei euch einziehen kann.“ - „Nein. Alle haben sie sehr gern und sie ist herzlich willkommen.“ - „Platzt euer Hausboot nicht schon aus allen Nähten?“ - „Es ist kuschelig, sagen wir mal so. Aber sie kann mit in meinem Zimmer wohnen. Das ist alles machbar.“  
„Eine Frage noch. Hältst du es wirklich für realistisch, dass ich Mel mit nach Köln gehen lasse?“

Er ließ den Kopf hängen. „Nein. Irgendwie befürchte ich nicht.“ vermutete er geknickt. - „Ja, da hast du Recht.“

Aber Ma, Eltern gehören doch zusammen!“ jammerte Mel. - „Nun werde nicht theatralisch. Ich denke einfach, du bist bei uns besser aufgehoben. Und fertig. Du wirst irgendwann einsehen, dass ich Recht hatte.“ sagte Lena ruhig. - „Ja, super...das kann ja heiter werden. Meinst du nicht, dass ich mich vielleicht auch ein bisschen unwohl fühle, wenn ich hier herumlaufe, mein Bauch immer dicker wird und ich mich tausenden von Lästereien und Fragen aussetzen muss? Was soll ich denn sagen, wer der Vater ist?! Glaubst du nicht, dass ein „bisschen“ Presse hier auftauchen könnte, wenn sie das erfahren? Außerdem ist es eine Risikoschwangerschaft, daher möchte ich auch gerne allem Stress aus dem Weg gehen. Der Tag vor zwei Wochen und der heutige haben mir eigentlich schon gereicht. Ich möchte keine unnötigen Risiken eingehen.“
Lena stutzte. „Wieso eine Riskioschwangerschaft?“

Mel biss sich stumm fluchend auf die Unterlippe. „Ähm, naja, weil ich eben noch so jung bin.“ - „Ach so. Ja, aber ich denke nicht, dass du dadurch so viel Aufregung bekommst, dass du extra deswegen die Stadt wechseln musst.“ - „Doch, denke ich schon.“ - „Nein, Mel, das kommt nicht in die Tüte! So, und nun gehen wir runter und du sprichst mit deinem Vater.“ - „Jetzt??“ rief sie entsetzt und richtete sich rasch auf.  
„Ja, jetzt. Oder willst du bis nächstes Jahr warten?!“ - „Ja, am liebsten schon...ich meine, irgendwann erübrigt sich dieses Gespräch doch von alleine...“ - „Vergiss es. Komm nun.“  
Wie geprügelter Hund folgte Mel ihrer Mutter.  
Ihr Vater nahm es erstaunlich gut auf.  
Er klatschte mit Sicherheit nicht vor Freude in die Hände, war aber optimistisch, dass sie das schon alles hinbekommen würden. Ein paar bissige Kommentare, musste sie sich zwar anhören, aber damit kam sie zurecht. Sie hatte mit einer schlimmeren Reaktion gerechnet.  
Schließlich fing Lena noch an, mit ihm zu debattieren, auch wenn sie auch auf Mels Seite stand.  
Ihr wurde es unangenehm, daneben zu sitzen und ging relativ erleichtert wieder in ihr Zimmer.  
Pad lag auf ihrem Bett und zappte sich durchs Programm. Er schaltete den Fernseher aus und drehte sich ihr zu.  
„Wie lief´s?“ - „Ganz gut, denke ich. Wieder ein Problem weniger.“  
Sie setzte sich zu ihm auf´s Bett. „Was sagt dein Terminkalender eigentlich? Ich hab gelesen, ihr habt übermorgen ein Konzert in Maastricht. Wann musst du wieder los?“ - „Richtig, also spätestens übermorgen früh. Eigentlich sollten wir auch im Studio ein bisschen Vorarbeit schaffen, aber ich möchte im Moment gerne noch hier bleiben. Die anderthalb Tage werden sie nun auch noch ohne mich auskommen.“  
„Schön!“ freute sich Mel. „Dann kannst du ja morgen mit zum Arzt kommen. Ich soll noch mal zum Ultraschall. Letztes Mal war das Gerät kaputt, daher habe ich einen neuen Termin dafür bekommen. Die schauen bei mir ja ein bisschen genauer hin, um auf Nummer sicher zu gehen. Die Ärztin, wo ich jetzt bin, hat sich ein wenig spezialisiert. Sie möchte sich das gern selber noch mal ansehen.“ - „Oh ja, das finde ich klasse! Da bin ja mal neugierig. Ich hab so was ja noch nie gesehen.“
Mel legte ihren Kopf auf seinen Schoss und sah ihn nachdenklich an. „Es wäre so schön gewesen, wenn ich hätte mitkommen können. Okay, du hast zwar gesagt, wir sollen es langsam angehen, aber es würde manches doch leichter machen.“ - „Ja, aber ich kann deine Mutter auch irgendwie verstehen. Wir werden einfach sehen, dass wir das Beste draus machen.“ - „Wann wolltest du den anderen davon erzählen?“ - „Hm, ich weiß nicht. Ich fühle mich ein bisschen unwohl bei der Angelegenheit. Denke auch nicht, dass die begeistert sein werden. Hoffe, Kathy reißt mir nicht den Kopf ab. Aber ewig kann ich es auch nicht rausschieben.“ - „Ne, wohl nicht. Wäre gerne dabei, aber geht ja leider nicht.“ Er nickte und streichelte ihr sanft über die Haare.  
Beide zuckten zusammen, als plötzlich sein Handy klingelte.  
„Hi Paddy, hier ist Kathy.“

Er schmunzelte. „Wir haben gerade von dir gesprochen.“ - „Ja, fein. Da hättest du ja gleich mal anrufen können und Bescheid sagen, was eigentlich los ist. Du warst ja heute morgen so schnell verschwunden.“ meckerte sie leicht gereizt.

Er verdrehte die Augen. „Ich sagte ja, ich hatte was zu klären. Ich bleib auch noch bei Mel.“ - „Wie du bleibst noch? Was ist denn passiert?“ - „Das erzähl ich euch in Ruhe, wenn ich zurück bin.“ - „Und wann ist das? Paddy, wir müssen an der CD arbeiten und übermorgen ist das Konzert!“ - „Ja, ich weiß. Klärt mit der CD, was ihr ohne mich machen könnt und zum Konzert bin ich wieder da.“ - „Na, dein Wort in Gottes Ohr. Okay, dann grüß Mel.“ - „Mach ich. Bye.“ - „Bye.“  
„Mann, hatte die eine Laune.“ wandte er sich seiner Freundin zu. „Ich denke, es ist besser, das persönlich zu erklären als am Telefon.“ - „Ja, auf jeden Fall.“ - „Was war eigentlich genau an dem Tag los, als du es erfahren hast beim Arzt? Du sagtest etwas von Vorgeschichte.“ - „Ach, das war furchtbar.“ Sie berichtete ihm, wie sie diesen Tag erlebt hatte, während er aufmerksam zuhörte.  
Wenig später gab es Abendbrot. Nach dem schweigsamen Essen, legten sie sich bald ins Bett und schliefen schon kurz darauf.  
Der Arzttermin war früh am Morgen, so dass sie nicht lange im Bett bleiben konnten. Beim Frühstück erkundigte Pad sich bei Mel, wie so eine Untersuchung denn abliefe.  
„Wie, du sollst zum Ultraschall? Wann?“ fragte Lena neugierig. - „Gleich.“ - „Dann komm ich mit.“  
Mel fühlte sich unwohl bei dem Gedanken, konnte ihre Mutter aber nicht davon abbringen.

Ma, was willst du denn da?“ murrte sie, als sie zu dritt das Haus verließen. - „Ich würde gern den Ultraschall sehen und auch wenn ich mir viele Sorgen und Gedanken mache, immerhin sind es die ersten Bilder meines Enkelkindes. Und die eine oder andere Frage an die Ärztin habe ich auch noch.“ - „Wieso? Ich weiß doch alles. Ich hab mich doch nach allem erkundigt. Wenn du was wissen willst, frag mich einfach.“ - „Es ist nicht böse gemeint, aber dir fehlt doch noch der Überblick. Lass mich einfach mal mit ihr reden. Ich möchte eben genau im Bilde sein. Wenn dir das zu lange dauert, kannst du ja schon gehen.“
Mel wusste nicht, was sie noch sagen konnte, also ließ sie es gut sein.  
Paddy lief neben ihr, suchte nach ihrer Hand und drückte sie aufmunternd.
Dann drehte er ihr den Kopf zu. „Weiß Tina eigentlich Bescheid?“ - „Tina! Die hab ich ja ganz vergessen! Ja, sie weiß von dem Kind, aber von uns beiden hat sie noch keine Ahnung.“  
Sie blickte kurz auf´s Handy, stellte dann aber fest, dass sie in dem Moment an der Praxis angekommen waren.  
Sie mussten nicht lange im Warteraum warten, bevor sie ins Sprechzimmer gebeten wurden.
„Hallo. Na, das ist ja mal Auflauf heute hier.“ - „Ja, es besteht eine allgemeine Neugier.“ lachte Lena. - „Dann sind sie sicher die Mutter?“ - „Ja richtig, hallo.“ - „Und sie sind der werdende Vater?“ Sie gab erst Lena, dann Paddy die Hand. „Ja, stimmt auch.“ grinste er.  
„So, das letzte Mal, dass sie hier waren, ist ja noch nicht lange her. Also holen wir nur noch den Ultraschall nach. Folgen sie mir.“  
Mel ging vor ihr ins Untersuchungszimmer, als die Ärztin stehen blieb und die anderen beiden ansah. „Sie wollen beide mit zur Untersuchung?!“ - „Ja.“ antworteten sie fast gleichzeitig. - „Ist das in Ordnung für sie?“ fragte sie Mel.  
Die zuckte hilflos mit den Schultern. „Mein Freund sollte ja mit, aber Ma ließ es sich nicht ausreden.“ - „Ich denke, es ist besser, wenn ich die werdenden Eltern alleine mitnehme. Sie können sich ja gerne nachher am Gespräch beteiligen.“

Lena sah die Ärztin betreten an. Offenbar wagte sie aber nicht, mit ihr zu diskutieren, also setzte sich also missmutig auf den Stuhl vorm Schreibtisch und wartete ungeduldig.
Paddy nahm auf einen freien Stuhl neben der Liege Platz und beobachtete neugierig den Monitor.  
„So, dann wollen wir mal. Vorsicht, wird wieder etwas kalt, nicht erschrecken.“ erklärte die Ärztin, als sie den Ultraschallkopf mit dem Gel auf Mels Bauch absetzte.  
„Ja, prima. Alles bestens.“ murmelte sie vor sich hin. - „Alles in Ordnung? Sicher?“ fragte Pad noch einmal nach und die Ärztin nickte ihm freundlich zu.  
„Ich kann da immer noch nicht so viel erkennen.“ stellte er enttäuscht fest. - „Schauen sie hier. Das ist die Gebärmutter.“
Er kniff die Augen ein bisschen zusammen. „Hm, okay. Ja, mit ein bisschen Phantasie kann ich mir auch was darunter vorstellen.“
Die Gynäkologin schob den Ultraschallkopf ein wenig hin und her und seine Augen weiteten sich wieder. „Ja, doch. Nun seh ich auch was.“  
Er griff nach der Hand von Mel, die ebenso gespannt den Bildschirm beobachtete wie er.  
„Unser Baby...“ Seine Stimme klang etwas verträumt und in der Tat hatte er in dem Moment alle Sorgen vergessen und war nur noch fasziniert von dem Wunder, was dort am Wachsen war.
Doch dann zog er erneut die Stirn in Falten und beugte sich ein Stück auf den Monitor zu. „Sagen sie, sind das zwei?“ - „Wie kommen sie darauf?“ fragte die Ärztin lächelnd. - „Och, hm nur so. Naja, ich hab bloß einen komischen Traum gehabt.“ - „Achso. Nein, da ist nur ein Kind im Bauch. Keine Sorge.“  
Paddy merkte, wie ihm ein kleiner Stein vom Herz fiel. Die Vorstellung, gleich zwei auf einmal zu bekommen, hatte ihm doch ein bisschen Angst eingejagt.  
„Kann man schon sehen, was es wird?“ fragte er neugierig. - „Nein, das dauert noch ein bisschen. Und dann muss das Kind auch vorteilhaft liegen, sonst dauert es noch ein wenig länger.“ antwortete die Ärztin schmunzelnd.
Sie machte ein paar Bilder und bat Mel sich ihr Oberteil wieder anzuziehen und zurück in den Nebenraum zu kommen.

Pad war immer noch ganz verzückt, als er sich neben Lena auf den Stuhl setzte.  
Sie hatte bereits mit der Fragerei begonnen. „Wie weit ist sie denn nun?“ - „Ja, so knapp 12. Woche etwa.“ - „Und wieso hat sie da vorher nichts von gemerkt?“ - „Das weiß ich nicht. Da müssen sie ihre Tochter fragen und wahrscheinlich wird sie ihnen auch keine Antwort geben können. Aber manchmal gibt es das, dass man seine Tage weiterhin bekommt und daher gar nicht darauf aufmerksam wird, wenn man auch sonst keine Beschwerden hat.“ erklärte sie leicht amüsiert.  
„So, war`s das?“ fragte Mel ihre Mutter, die erst zu ihr und dann zur Ärztin sah. - „Nein,“ sagte sie nachdenklich. „Mel sagte, es sei eine Risikoschwangerschaft. Was muss man da beachten?“  
Die Ärztin sah in ihre Unterlagen. „Ja, da ihre Tochter noch sehr jung ist, wird das automatisch als Risiko eingestuft.“  
Lena nickte. „Ok.“
„Ja, und weil sie ja bereits ein Kind verloren hat, ist das Risiko nicht nur theoretisch vorhanden, sondern ist tatsächlich zu berücksichtigen. Vor allem, weil das ja auch noch nicht so lange zurück liegt. Daher wird sie noch etwas genauer beobachtet als normal.“
Mels Puls schoss in unbeschreibliche Höhen, als ihre Mutter sie mit aufgerissenen Augen anstarrte.

Mel öffnete den Mund, wusste aber nicht, was sie sagen sollte.  
Sie hatte geahnt, dass es war keine gute Idee gewesen war, ihre Mutter mitzunehmen. Aber dass es in so einer Katastrophe endet, hatte sie auch nicht erwartet.  
„Ist alles in Ordnung?“ fragte die Gynäkologin, als sie Mutter und Tochter ansah, die sich immer noch wortlos in die Augen starrten.  
Mel löste den Blick und richtete ihn hilfesuchend auf Paddy, doch der wusste auch nicht, was er sagen konnte. Er wollte es nicht noch schlimmer machen durch die falschen Worte.  
Endlich sah Lena zur Ärztin. „Danke, dann weiß ich vorerst genug. Auf Wiedersehen.“  
Auch Mel und Pad verabschiedeten sich und gingen.  
Als sie auf der Straße ankamen, blieb Lena stehen und sah Mel wütend an.  
„Was hat das zu bedeuten?“ zischte sie sie zwischen die Zähne hindurch an.  
Man merkte deutlich, dass sie Probleme hatte, sich unter Kontrolle zu halten.  
Mel wich automatisch einen Schritt zurück und drückte sich schutzsuchend an Paddy.  
„Sollen wir das wirklich hier in der Öffentlichkeit klären?“ fragte sie leise.  
Ohne Antwort schritt ihre Mutter zügig an ihr vorbei und schlug den Weg nach Hause ein.  
Mel nahm Paddys Hand und sie gingen gerade so schnell hinterher, dass sie noch folgen konnten.  
Sie zitterte vor Anspannung und war kurz vorm Heulen. Ihr war schlecht und sie hatte keine Ahnung, wie sie ihrer Mutter das in Ruhe erklären sollte, ohne dass die noch mehr ausflippen würde.
Lena ging direkt in Mels Zimmer und stand dort mit verschränkten Armen, als die beiden ebenfalls den dritten Stock erreicht hatten. Sie schien sich kein bisschen beruhigt zu haben. „Nun erzähl schon! Was meinte die Ärztin konkret damit?!“  
Mel hatte ebenfalls nicht die Ruhe sich hinzusetzen. Nervös rannte sie in ihrem Zimmer hin und her. Sie konnte auf den Ton ihrer Mutter einfach nicht friedlich reagieren.  
„Hast du doch gehört.“ antwortete sie bissig. - „Du warst schon einmal schwanger?!“ - „Ja! Das hat sie doch gesagt, oder?“ - „Und dann hattest du eine Fehlgeburt? Wann?“ schrie sie förmlich.  
Ihre Tochter stand vor ihr, doch sie hatte plötzlich das Gefühl, sie überhaupt nicht mehr zu kennen. Als würde sie gar nicht mehr an ihrem Leben teilhaben. Es war ihre kleine Mel gewesen und jetzt fühlte sie sich nur noch wie ein Zaungast.
„Anfang des Jahres. Ich habe es erfahren, als wir von Jamaika zurückkamen.“ erklärte Mel. - „Wieso hast du nichts gesagt?“ - „Weil ich nicht wusste wie!? Weil ich selber völlig überfordert war mit der Situation!“  
Paddy räusperte sich. „Könnt ihr nicht ruhig darüber reden?“ - „Nein, kann ich nicht! Ich finde das unglaublich! Mich regt das alles mächtig auf! Mein Kind lässt sich mit 15 schwängern, verliert ihr Baby und erzählt nicht einmal etwas davon!“ - „Vielleicht solltet ihr auch erst mal wieder zur Ruhe kommen, so wie gestern und dann weitersehen?“ versuchte er die Gemüter zu besänftigen. - „Nein, Paddy, ich will jetzt wissen, was los ist! Und du solltest sowieso mal schön halblang machen! Du hast ja offenbar schon zum zweiten Mal ins Schwarze getroffen!“ brüllte sie ihn an.
Schuldbewusst senkte er den Kopf und schwieg.  
„Mel, du hättest es mir sagen sollen!“ Sie schüttelte irritiert den Kopf. „Und warum habe ich davon nichts mitbekommen?“ - „Weil ich nicht hier war!“ - „Ach, wieder in Köln bei deiner Ersatzfamilie, was?“ - „Ja, ich war in Köln! Bei der Familie meines Freundes, das ist richtig. Dort wurde ich zumindest nicht so angekeift wie hier!“  
Lena wurde immer aufgewühlter. „Die wussten natürlich alle Bescheid! Und keiner hat es für nötig gehalten uns zu erzählen, was Sache ist.“ - „Ja, ich habe sie darum gebeten! Ich wollte nicht, dass ihr euch Sorgen macht!“ - „Ach und du wusstest, dass ich alles andere als begeistert sein würde!“ - „Siehst du! War doch klar, dass du nur ans Meckern denkst, statt dir Sorgen zu machen!“  
Lena dachte kurz nach. „War es als du im Krankenhaus warst angeblich wegen irgendwelcher Unregelmäßigkeiten? Als du zu spät wieder zurückgekommen bist und die Schule bereits angefangen hatte?“ - „Ja, da war es!“ - „Du hast uns damals belogen. Du redest lieber mit fremden Leuten darüber, als dich deiner eigenen Familie mitzuteilen?“  
„Mel ist keine Fremde! Ich sagte gestern schon, dass alle sie sehr lieb haben und sie ein wichtiges Mitglied von uns geworden ist! Auch sie hat uns schon bei großen Problemen geholfen!“ mischte Paddy sich nun doch ein.  
„Klasse...und dann muss sie euch gleich zur Last fallen?“ - „Sie ist niemandem zur Last gefallen! Alle haben sich von Herzen gern um sie gekümmert! Sie war gut bei uns aufgehoben!“
Lena funkelte ihn bitterböse an.  
„Wenn sie so gut bei euch aufgehoben ist, dann nimm sie mit. Nimm sie in Gottes Namen mit und tritt mir nicht mehr unter die Augen!“ schrie sie nun.  
Wut und Enttäuschung erfüllten den Blick, den sie auf Mel warf, bevor sie das Zimmer verließ und die Tür hinter sich zuschlug.

Ma!“ rief Mel ihr mit Tränen in den Augen hinterher.  
Sie wollte ihr nachlaufen, doch Paddy hielt sie am Arm fest.  
„Lass sie. Ich denke nicht, dass es jetzt etwas bringt, mit ihr zu reden. Die ist auf 180.“  
Riesige Tränen kullerten über Mels Gesicht. Er zog sie an sich und schloss sie in seine Armen ein.  
„Tut mir leid, falls ich etwas Falsches gesagt habe. Sie ist sicher nur böse auf mich. Die kommt nachher wieder runter. Sie ist enttäuscht, ein bisschen kann ich es sogar verstehen.“ - „Du hast nichts Falsches gesagt. Sie darf nicht immer gegen deine Familie wettern, nur weil sie eifersüchtig ist! Ich weiß nicht, ob sie sich wieder beruhigt. Ich weiß noch, wie wir uns früher immer gestritten haben. Sie war bereits einmal so weit gewesen, dass sie mich rauswerfen wollte und das wegen einer Lapalie. Ich war so froh, dass sich unser Verhältnis wieder gebessert hatte.“ schluchzte sie.  
„Das wird schon wieder.“ versuchte Pad sie aufzumuntern. - „Was mach ich denn jetzt?“ - „Erst mal abwarten. Sie hat es sicher nicht so gemeint.“
Er löste seine Umarmung und zog sie hinüber zum Bett. „Schlaf ein ein wenig. Auch du könntest ein bisschen Ruhe brauchen.“ - „Nein, Pad, ich kann mich nicht immer hinlegen, wenn ich mich aufgeregt habe! Das war gerade einfach etwas viel für mich. Ich bekomme jetzt sowieso kein Auge zu!“ - „Pack dich wenigstens einen Moment unter die Decke, sonst steigerst du dich nur immer weiter da rein!“ bat er sie besorgt.  
Zähneknirschend gab sie nach und er klettert auf die andere Seite des Bettes, wo er sich neben sie legte und ihr beruhigend den Arm streichelte.  
Langsam hörte sie auf zu weinen und irgendwann fielen ihr doch die Augen zu.  
Er dagegen konnte nicht schlafen und betrachtete traurig ihr verquollenes Gesicht. Sie tat ihm so leid. Sie hatte doch schon so viele Sorgen im Moment und nun ließen ihre Eltern sie vielleicht tatsächlich hängen. Er kannte das nicht. Bei ihm zu Hause waren immer alle füreinander da. Natürlich gab es auch Streit, aber in der Not konnte man sich immer auf sie verlassen.
Seine Worte waren es gewesen, die ihre Mutter am Ende so aufgeregt hatten. War er wirklich Schuld daran, dass es nun so eskaliert war?  
Er machte sich schreckliche Vorwürfe. Am Liebsten wollte er zu Lena gehen und noch einmal mit ihr reden, aber sein Stand bei ihr war im Moment alles andere als gut. Vielleicht würde er alles noch viel schlimmer machen.  
Anderthalb Stunden lang schweiften seine Gedanke durch die Gegend, bevor Mel wieder aufwachte.  
„Na, meine Kleine, hast du gut geschlafen?“ fragte er leise, als sie ihn verschlafen anblinzelte.  
„Ich hab geschlafen? Ich hab doch nur kurz die Augen zugemacht.“ - „Nein, du hast eine ganze Weile geschlafen.“ - „War Mama hier?“ - „Nein, seit vorhin hat sie sich nicht mehr blicken lassen.“
Mel sah auf die Uhr.  
Sie hatte gehofft, Lena würde irgendwann auftauchen und sich wieder entschuldigen, aber bisher hatten sie erfolglos gewartet. Sollte sie es wirklich ernst gemeint haben?
„Du wolltest morgen früh los, richtig?“ Sie sah Pad traurig an. - „Ja, aber bis dahin fließt noch ein wenig Wasser den Rhein hinunter. Wer weiß, wie die Welt bis dahin aussieht.“ - „Ich geh mal gucken, wie die Stimmung ist.“
Mel kletterte umständlich aus dem Bett und ging langsam nach unten, wo sie eben noch Stimmen gehört hatte. Auf halber Treppe traf sie auf ihre Mutter, die sie keines Blickes würdigte.  
„Ma?“ sprach Mel sie vorsichtig an.  
Lena drehte sich um und sah sie gleichgültig an.  
„Ihr seid ja immer noch da.“ stellte sie kalt fest. - „Ma, das kannst du doch nicht ernst meinen!“ Mels Stimme bekam einen glucksenden Unterton, weil sie wieder den Tränen nahe war.  
Doch ihre Mutter drehte sich nur wieder um und ließ sie stehen.  
Mel rannte ihr hinterher und sah gerade noch, wie sie in ihr Schlafzimmer ging. Sie wollte ihr folgen, doch gerade als sie die Hand auf die Türklinke legen wollte, hörte sie, wie der Schlüssel umgedreht wurde.  
Mel lief in ihr Zimmer zu Paddy.  
„Komm, lass uns gehen!“ sagte sie weinend. - „Was ist denn passiert?“ Er stand auf und nahm sie in den Arm, doch sie wand sich heraus und wühlte in ihrem Kleiderschrank bis sie eine große Reisetasche fand.  
„Sie hat es ernst gemeint! Sie will offenbar wirklich, dass ich gehe!“
Sie stopfte diverse Dinge in die Tasche, während Pad daneben stand und sie fassungslos beobachtete.  
„Wie kommst du darauf? Was hat sie denn gesagt?“ wollte er wissen, doch Mel reagierte nicht, sondern riss nacheinander alle möglichen Schubladen heraus und suchte ihre liebsten Sachen zusammen.  
Pad ging auf sie zu und hielt sie am Arm fest. „Nun bleib doch mal ruhig! Erzähl mir erst mal, was los ist.“  
Sie sah ihn mit ihrem tränennassen Gesicht an. „Ich muss hier weg! Bitte, bring mich nach Hause.“ - „Mel, du bist hier zu Hause!“ - „Nein, nicht mehr.“  
Statt sich zu beruhigen wurde ihr Weinen immer schlimmer.  
Wortlos nahm er einige Sachen, die sie herausgesucht hatte, und packte sie ein.  
Als letztes nahm Mel das Bild von sich und Pad über dem Bett ab und legte es ganz oben drauf. Langsam zog sie den Reißverschluss zu und sah sich bedrückt in ihrem Zimmer um. Dann nahm sie Pad bei der Hand und verließ es.  
Auf dem Flur kam Lena gerade aus ihrem Schlafzimmer.  
Die beiden blieben unsicher stehen und sahen sie fragend an.  
„Viel Glück euch beiden.“ entgegnete sie ungerührt und ging vor ihnen die Treppe hinab.

Pad und Mel blickten sich an und gingen einen kurzen Moment später hinterher. Ihr Vater war nicht zu hause, so konnte sie sich nicht von ihm verabschieden.

Sie nahm Morla an die Leine, dann machten sich auf den Weg zum Bahnhof.

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Kommentare: 12
  • #1

    nicky (Donnerstag, 09 September 2010 10:18)

    Ich hab mir das zwar noch einbischen romantischer vorgestellt wie er darauf reagiert aber so ist ja auch ok! ;) nach einer Pause geht es weiter mit Kapitel 20!

    mann bin ich schon weit gekommen!dafür das ich sonst nicht lese!^^

  • #2

    Pw (Donnerstag, 09 September 2010 10:30)

    Ich bin auch immer noch total beeindruckt. Danke nochmals für die ganzen Feedbacks!
    Und zu Paddy. Naja er ist einfach auch ein bisschen geschockt. Sie ist jung und er auch und es war ja nun wirklich nicht geplant.

  • #3

    Die MichaD (Donnerstag, 09 September 2010 21:43)

    Er reagiert sogar besser, im Gegensatz zu anderen Männern!!! :-

  • #4

    Die Micha (Donnerstag, 09 September 2010 21:47)

    Lap Top hat sich verselbstständigt! :-D Das sollte das untere Smiley werden! :-D

    Ich finde Paddy in der Geschichte einfach total passend, so wie man sich Paddy nu mal vorstellt, zumindest würde ich mir ihn nicht anders wünschen! :-) Natürlich würde er in manchen Stiuationen anders evt. reagieren aber zu 90% bin ich damit einverstanden! :-D
    Ach Paddy einfach unerreichbar! :-)

  • #5

    melsgesammeltekatastrophen (Donnerstag, 09 September 2010 21:50)

    Ja, er ist die Personifizierung unserer Träume (meistens) :D

  • #6

    Die Micha (Freitag, 10 September 2010 07:49)

    Wieso kennst du meine Traeume???


    Mein Sohn hat an der Tastatur rum gespielt und nu habe ich sie im amerikanischem Stil! Na super!

  • #7

    Die Micha (Freitag, 10 September 2010 08:05)

    Nu schreibe ich wieder in deutsch (:-) )
    Also zurück zu meiner Frage! Woher weißt du was ich Träume??? :-D
    Ich denke wir hatten/haben die selben Träume was diesen Menschen anging/angeht! *Seid dieser Geschichte sind doch so manche Jugenphantasien wieder aufgetaucht!* :-D

  • #8

    Pharell (Freitag, 10 September 2010 23:16)

    ja wir saßen /sitzen alle im gleichen boot .-)

  • #9

    Katrinka (Freitag, 01 März 2013 11:24)

    „Ach, wir können ja nicht ohneeinander. Naja, und außerdem gehören die Eltern doch zusammen, oder?“ - Aua, großes Fettnäpfchen :-)

    „Hast du etwa nicht meine 16 jährige Tochter geschwängert? Oder warst du nicht daran beteiligt?“ - „Doch. Ich meine, das hoffe ich doch.“ erwiderte er leicht nachdenklich.

    Sorry, aber so schlimm die Situation für die beiden ist - ich schmeiße mich gerade weg vor Lachen :-)

  • #10

    Micha (Donnerstag, 28 März 2013 14:30)

    Oh man...ewig nicht mehr so viel und vorallem fesselnd gelesen...würde am liebsten gleich weiter lesen aber nun muss ich einkaufen,da der kühlschrank schon leer ist.hihi...nachher gehts weiter *freu*

  • #11

    Marie (Sonntag, 31 März 2013 12:43)

    um gottes willen. das hätte ich lena nie zugetraut..

  • #12

    Girlykueken (Dienstag, 19 Dezember 2017 14:26)

    Ach ja, die Crazy Dreams von früher! Und sweety Paddy immer mitten drin!
    Ich hab mit Anfang 20 wie verrückt von ihm geschwärmt!
    Und wenn ich ehrlich bin bin ich nun 20 Jahre später wieder damit angefangen!
    Er ist aber auch ein Supertyp