Aufgeregt

Mel verschränkte die Arme hinter dem Kopf. „Was hast du denn heute noch geplant?“ - „Eigentlich nichts. Ist ja der letzte freie Tag, bevor es morgen los geht. Wir könnten Jimmys Hubschrauber fliegen lassen.“ - „Das klingt gut. Am besten auf ner Wiese, damit er zumindest einigermaßen weich landet, wenn er abstürzen sollte.“
Sie wollten sich gerade auf den Weg machen, als Maite, den Kopf voller Lockenwickler, aufgeregt ins Zimmer gelaufen kam.  
„Mel, kannst du mir deinen Mascara leihen?“ - „Ähm, ja. Was ist denn los mit dir?“ - „Nichts, was soll denn los sein?“ lachte sie aufgedreht, schnappte sich die Wimperntusche, die auf dem Schreibtisch lag und rannte wieder davon.  
„Was war denn das?“ Paddy und Mel schauten sich lachend an.  
„Ich schau mir das mal aus der Nähe an.“ beschloss Mel und ging in Maites Zimmer.  
„Also, was ist nun los?“ - „Nichts. Sagte ich doch schon.“ antwortete sie feixend. - „Ach komm, das kannst du dem Weihnachtsmann erzählen. Du bist immer ein Energiebündel, aber so schlimm wie heute, hab ich dich selten erlebt.“  
Maite hielt einen Moment still und sah sie bis über beide Ohren grinsend an. „Okay, aber sag´s nicht den anderen.“ - „Kein Wort.“ versprach Mel, setzte sich gespannt auf den Schreibtischstuhl und blickte Maite abwartend an.  
„Gestern Abend, ja?“ begann sie langsam. - „Ja?“ - „Da war doch dieser Typ. Der mit den dunklen kurzen Haaren.“ - „Ja.“ - „Er heißt Sam. Den finde ich schon so lange so süß! Er ist ein Bekannter von Paddy und ich hab mich nie getraut, ihn anzusprechen, weil er älter ist als ich und naja, ich bin auch nicht gerade die schlankeste und so...“ - „Ja und? Du bist doch trotzdem hübsch. Außerdem hast du auch ganz schön abgenommen in den letzten Monaten. Wenn er dich mag, dann ist ihm das egal. Mag er dich denn?“
Maites Augen fingen an zu leuchten und dann sprudelte es wie ein Wasserfall aus ihr hervor. „Ich glaub schon. Als ich gestern Abend zu Bett gegangen bin, hab ich ein Brief in meinem Zimmer gefunden. Er findet mich süß, hat er geschrieben und dass er sich gerne mit mir treffen will. So ohne Paddy und so. Ich habe ihn dann heute angerufen. Du glaubst gar nicht, wie ich geschwitzt habe vor Angst! Aber er hatte es ja schließlich vorgeschlagen! Er will sich wirklich mit mir treffen!! Heute Abend schon, weil wir ja morgen wegfahren!“ - „Oh, ich kann deine Nervosität nachvollziehen.“ lachte Mel. „Mensch, aber das freut mich für dich!“ - „Jaaaaa! Ich bin ja so aufgeregt!“ quiekte sie. - „Merkt man gar nicht...“ - „Nicht?“  fragte Maite, die gar nichts mehr schnallte. - „Doch natürlich!“ Mel verdrehte grinsend die Augen. „Du musst irgendwie wieder runter kommen, sonst stolperst du nachher noch über deine eigenen Füße.“ - „Ja, ich weiß!“ seufzte sie verzweifelt.  
„Los, was willst du für Klamotten tragen? Zieh dich um und dann mache ich dir die Haare.“ schlug Mel vor. - „Aber du wolltest doch gerade mit Paddy irgendwo hin.“ - „Das ist egal. Im Moment gehst du vor.“ - „Das ist aber lieb von dir.“ Dankbar sah Maite sie an. - „Kein Thema. Was habt ihr eigentlich vor?“ - „Wir wollen ins Kino. Da läuft so eine Liebeskomödie. Obwohl, der Film ist mir eigentlich egal.“ kicherte sie.  
Inzwischen hatte sie sich umgezogen und Mel begann ihr eine hübsche Hochsteckfrisur zu machen.  
„Wo bleibst du denn?“ fragte Paddy, der gerade ungeduldig den Kopf zur Tür herein streckte. - „Dauert noch einen Moment.“ - „Wow, Maite, du siehst ja gut aus. Was hast du denn noch vor?“ - „Niiichts.“ -  Er glaubte ihr kein Wort. „Ja, und morgen ist Weihnachten, oder was?“ - „Was? Müssen wir schon wieder duschen?!“ gackerte sie. - „Was?“ Er zog verwirrt die Augenbrauen zusammen. - „Ach vergiss es. Bloß so ein dämlicher Witz, den ich gestern irgendwo gelesen habe.“ - „Gott, bis du albern. Okay, ich bin solange im Büro. Komm einfach rüber, wenn ihr hier fertig seid.“ sagte er und schloss Kopf schüttelnd die Tür hinter sich.  
„Klasse! Du siehst einfach toll aus!“ schwärmte Mel, als sie fertig war. - „Danke für deine Hilfe!“ - „Kein Problem. Dann wünsche ich dir viel Spaß und viel Glück! Ich erwarte heute Abend einen ausführlichen Bericht!“ - „Den bekommst du.“ Und mit strahlenden Augen verließ Maite das Hausboot und machte sich auf den Weg zu ihrem Date.

So, da bin ich. Wollen wir los?“ fragte Mel.  
Er war gerade dabei, mit Kathy und Patricia über geschäftliches zu sprechen, als sie ins Büro geplatzt kam.  
„Ja, meinetwegen schon. Mädels, ihr kommt ohne mich klar, oder?“ - „Ja ja, hau schon ab, du Geburtstagskind. Bis später.“  
Er nahm sie an die Hand und sie gingen den Hubschrauber holen. Auf dem Flur trafen sie auf Jimmy.  
„Hey, hast du Lust mitzukommen?“ fragte Paddy fröhlich. „Wir wollen dein Geschenk ausprobieren.“ - „Klar! Gerne. Ich hole nur schnell meine Jacke.“  
Paddy genoss es, seinen großen Bruder wieder um sich zu haben. Er freute sich, dass er sich ihnen anschloss.  
Wenige Minuten später saßen alle drei in Paddys neuen Auto und fuhren nach außerhalb zu einem schönen großen Feld.  
Mel zog den Schal etwas enger und suchte ihre Handschuhe in den Jackentaschen.  
„Okay, der Plan war doch nicht so clever wie gedacht. Mit dem “wenigstens etwas weicher landen“ wird das wohl nichts.“  
Sie stampfte mehrfach prüfend mit dem Fuß auf den festen Boden. „Der ist tiefgefroren.“  
Auch Paddy zog seinen Rollkragenpullover so hoch er konnte. „Mist. Das ist aber auch scheiße kalt heute!“  
Er stellte das Fluggerät mitten aufs Feld und sie setzten sich auf die warme Kühlerhaube.  
„Wer will zuerst?“ fragte Paddy höflich mit der Steuerung in der Hand. - „Na, immer der, der fragt. Und außerdem hast du Geburtstag, also seh zu.“ antwortete Jimmy. - „Okay. Mache ich den Anfang.“ - „Ja, und du musst auch bedenken, wenn Mel das Ding gleich in den Graben lenkt oder in irgendeine Baumkrone, dann hast du es wenigstens einmal vorher getestet.“  
Für diesen Spruch erntete er von Mel einen leichten Seitenhieb. „Was soll denn das heißen?! Du wirst schon sehen, wie gut ich das Ding steuern kann.“ protestierte sie lachend.  
„Hm, okay...wie funktioniert denn das?“ Paddy fand einen kleinen Knopf, den er weiterschob und schon leuchtete ein rotes Lämpchen auf. Dann sah er einen weiteren, nach dessen Betätigung sich die Rotorblätter des Hubschraubers zu drehen begannen. „Hah! Es funktioniert!!“ freute er sich wie ein kleines Kind.  - „Ja klar! Was hast du denn erwartet?!“ rief Mel kichernd.
Vorsichtig drückte er einen der Hebel nach unten und tatsächlich erhob sich der Flieger langsam vom Boden.  
Konzentriert fuhr Paddys Zunge zwischen seinen Lippen hin und her, als er sich bemühte den Hubschrauber zu lenken, ohne ihn gleich wieder abstürzen zu lassen. „Guckt, ich kann das!“  
Mel beobachtete ihn amüsiert. Sie fand ihn so süß, dass sie nicht anders konnte, und ihn fest drücken musste. „He, lass das!“ schimpfte er, als der Hubschrauber ein Stück schräg nach unten sackte. Gerade noch rechtzeitig konnte er ihn wieder nach oben dirigieren.  
„Puh, das war knapp! Das ist Sabotage!“ lachte er erleichtert.  
„Ich will auch mal!“ rief Jimmy. - „Ne, noch bin ich.“ Paddy stand auf und folgte dem Hubschrauber ein Stück übers Feld.  
Ein paar Minuten später ließ er sich endlich erbarmen. „Okay. Pass auf. Im wahrsten Sinne des Wortes ein fliegender Wechsel.“ kicherte er und hielt seinem Bruder die Schaltkonsole hin.  
Wieder sackte das Gefährt ein wenig herunter, aber auch Jimmy schaffte es, ein drohendes Unheil abzuwenden. Auch er hatte seinen Spaß. Mel vermutete, dass er sich am liebsten selber auch so einen gekauft hätte.  
Mit einer Landung, als ob er es geübt hätte, übergab er das Steuer an Mel, die selber schon ganz gespannt, war wie das Ding funktionierte.  
Sie startete ihn und ließ den Hubschrauber durch die Lüfte gleiten, dass die Jungs mit offenem Mund daneben standen.  
„Hast du das schon mal gemacht?!“ fragte Jimmy. - „Du hast doch geübt!“ rief Paddy anklagend.  
Sie lächelte entschuldigend. „Nein, Jungs. Ich bin eben ein Naturtalent.“  
Sie hatte sich gerade so richtig eingeflogen, als sie etwas im Gesicht traf.  
„Oh nein. Es fängt an zu schneien.“ stellte sie enttäuscht fest. „Dann lasst uns besser einpacken, bevor das Teil noch einen Schaden bekommt.“ Sie landete vorsichtig und packte alles zusammen.  
Mittlerweile waren alle mächtig durch gefroren. „Ja, gute Idee!“ riefen die anderen beiden sich die eisigen Hände reibend und kletterten wieder in den Wagen.  
„Mach bloß die Heizung an! Ich erfriere! Wieso haben wir eigentlich keinen heißen Kakao oder Kaffee mitgenommen?!“ meckerte Jimmy. - „Keine Ahnung! Verdammt, wo ist denn die Heizung?!“ fragte Paddy das Armaturenbrett absuchend. - „Mann, wie bist du eigentlich durch die Prüfung gekommen?“ lachte Mel und schaltete sie an.  
„Kakao!!! Mach bitte schnell jemand heißen Kakao!“ rief Jimmy, als er ins Hausboot lief, doch niemand reagierte darauf. „Wo ist Maite denn?“ - „Keine Ahnung.“ murmelte Kathy, die just in dem Moment an ihnen vorbei lief. Mel grinste nur still und verkniff sich jeglichen Kommentar.  
Wohl oder übel mussten sie sich ihren Kakao selber machen. Dann setzten sie sich unter eine Decke ins Wohnzimmer und wärmten vor dem Fernseher ihre kalten Glieder auf.  
Mel ging gerade Nachschub holen, als ihr Patricia entgegen kam. „Hast du Maite gesehen?“ - „Nö, ja, vorhin vielleicht.“ druckste sie herum und überlegte gerade, wie sie sich heraus reden könnte, als die Gesuchte hinter Patricia zur Tür herein kam.  
„Wo warst du denn?“ fragte sie sie nun direkt. - „Och, nur etwas draußen" und rieb sie die kalte, rote Nase. - „Ach so.“ Dann verschwand Tricia wieder zu den anderen ins Wohnzimmer.  
„Und, und, und?? Nun erzähl schon!“drängte Mel sie neugierig zu erfahren, wie der Abend verlaufen war.

Maite seufzte und ging zur Küchentür, um sie zu schließen. Als sie sich umdrehte, hatte sich ein strahlendes Lächeln auf ihrem Gesicht ausgebreitet.

Er war traumhaft!“ schwärmte sie und nahm Platz. - „Oh, das freut mich!“ Mel setzte sich ebenfalls an den Küchentisch und wartete begierig auf Details.

Er hat, ganz Gentleman, die Eintrittskarten und Popcorn und Cola gekauft.“ - „Wie süß!“ schmachtete Mel mit ihr. - „Jaaa! Und als ich ankam, hat er mir gleich ein Kompliment gemacht, wie hübsch ich aussähe! Er war so charmant!“ erzählte sie eifrig. - „Ja und weiter? Hat er sich während des Films auch noch wie ein Gentleman verhalten?“ Mel zuckte mit den Augenbrauen, doch bevor Maite antworten konnte, ging die Tür auf und Jimmy kam herein. „Wo bleibt denn der Kakaonachschub?!“ - „Raus!“ riefen beide Mädchen im Chor und brachen anschließend in lautes Gelächter aus. Jimmy zog schnell den Kopf ein und schloss die Tür wieder.

Ja, und? Wie war es nun während des Films?“ hakte Mel nach, als sie sich wieder beruhigt hatten. - „Ja, da hat er sich auch sehr anständig verhalten.“ berichtete sie und sah dabei fast ein wenig enttäuscht aus. „Aber ich habe bemerkt, dass er immer wieder zu mir rüber geguckt hat.“ - „Hihi...“ kicherte Mel.

Maite beugte sich ein Stück vor und sprach etwas leiser. „Und dann hat er mich nach Hause gefahren. Er hat nämlich auch schon einen Führerschein! Und dann...“ - „Ja?“ - „Dann hat er mich geküsst!!“ - „Ahhhh Haha!!!“ quietschte Mel aufgeregt los. - „Pssst...“ versuchte Maite sie zur Ruhe zu bringen, musste aber selber mit quieken.

Und? Wie war´s? Küsst er gut?“ - „Jaaa! Und wie...!“ Maites leuchtende Augen begannen zu träumen. - „Oh, du siehst voll verliebt aus!“ stellte Mel lächelnd fest.

Maite nickte eifrig. „Mich hat´s auch ein bisschen erwischt, befürchte ich.“ - „Ein bisschen ist gut...Und wie geht’s jetzt weiter? Meldet er sich? Oder wolltest du dich bei ihm melden?“ - „Ich hab gesagt, ich melde mich, wenn ich unterwegs die Zeit finde oder spätestens, wenn wir wieder zurück sind.“ - „Hoffentlich wird was daraus! Ich würde es dir so gönnen!“ - „Ja, danke, das hoffe ich natürlich auch.“ - „Meinst du, Paddy weiß davon?“ - Maite zuckte die Achseln. „Kein Plan. Ist mir aber auch egal. Der ist ja selber noch wie ein verliebter Gockel.“ - „Findest du?“ fragte sie skeptisch. - „Ach Mel, schau ihn dir doch nur mal an! Du bist sein ein und alles!“

Mel wusste nicht, was sie dazu sagen sollte, aber eine wohlige Wärme breitete sich in ihrem Bauch aus, die jeden Kakao überflüssig machte.

Maite zog sich endlich ihre Jacke aus und sie gingen zu den anderen ins Wohnzimmer. Paddy saß unter der Wolldecke und empfing mit offenen Armen seine Freundin.

Sie betrachtete ihn schmunzelnd. Ja, er hatte tatsächlich was von einem verliebten Gockel.

Dann legte sie den Kopf auf seinen Schoß und er begann, ihr über die Haare zu streicheln. Sie drehte ihren Kopf und blickte in seine schönen dunkelblauen Augen. „Schatz..“ - „Ja?“ - „Ich liebe dich!“ - „Ich dich auch.“ Er senkte den Kopf ein wenig und gab ihr einen zärtlichen Kuss.

He, geht in euer Zimmer, wenn ihr das weiter ausführen wollt!“ stänkerte Angelo lachend. - „Bloß keinen Neid, mein Lieber!“ zickte Mel grinsend zurück.

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Kommentare: 8
  • #1

    nicky (Freitag, 10 September 2010 08:27)

    Maite hat ein Date*hihi*

    schön hab wieder davon geträumt!!! ich schlaf ziemlich spät ein weil ich meist bis 2 Uhr lese und wache morgens auf so ca. 8Uhr und ill weiter lesen!da meine Träume mich denn so neugierig machen das ich gleich wieder ran muss!also danke der Geschichte habe ich nur 6 Stunden schalf zur zeit! weiter geht es mit Kapitel 31!!!

  • #2

    melli (Freitag, 10 September 2010 11:03)

    ooch wie süüüüüüüüß!! maite ist verliebt! herrlich!

    weiter gehts :D

  • #3

    melsgesammeltekatastrophen (Freitag, 10 September 2010 13:34)

    Was hast du denn geträumt? :D

  • #4

    Die Micha (Freitag, 10 September 2010 13:59)

    Wie schön für Maite, freue mich so darüber

  • #5

    Lisa (Sonntag, 12 September 2010 22:07)

    Ich würd ja gern noch weiter lesen... aber ich muss um 5 raus -.-
    und etwas schlaf brauch ich ja auch noch höhö ^^

  • #6

    Katrinka (Samstag, 02 März 2013 15:02)

    Maite verliebt - wie schön (auch wenn sie in diesem Zustand bestimmt sehr schwer zu ertragen ist). :-)

  • #7

    Marie (Montag, 01 April 2013 23:13)

    ooh maaitee *-*

  • #8

    Emma (Donnerstag, 07 Januar 2016 13:44)

    und gleich gehen sie wieder schlafen! ;-)
    Hihi so 'n Hubschrauber haben wir auch!