Reisende

 

Am Abend brachten Joey und Mel Tina zum Bahnhof und nach einem kurzen Abschied, fuhr sie wieder in den Norden zurück.  
Mel war ein bisschen seltsam zumute, da sie keine Ahnung hatte, wann sie sie wiedersehen würde.  
Trotz Angelo und Maite, die beide unkonzentriert auf Wolke sieben schwebten, gelang es ihnen nach Wochen harter und nervenaufreibender Arbeit, das Album fertig zu stellen.  
Mels Bauch wuchs unaufhaltsam und schließlich kam auch der Tag, an dem Jimmy sich zum Leid aller wieder verabschieden musste.  
„Musst du denn wirklich schon los?“ seufzte Patricia wehmütig, als sie alle gemeinsam im Wohnzimmer saßen.  
Seine Taschen standen bereits gepackt in der Tür und obwohl sie es akzeptierte, dass er sich für einen anderen Weg entschieden hatte, fiel es ihr, genau wie allen anderen, nicht leicht, ihren Bruder gehen zu lassen. - „Ach Mensch, macht es mir doch nicht so schwer! Ihr glaubt gar nicht, wie ich die Zeit mit euch genossen habe. Wie schön es war, wieder mit euch auf der Bühne zu stehen und mit euch zu leben. Sogar die Streitereien und kleineren Katastrophen werden mir fehlen, aber ich möchte auch wieder zu Meike zurück. Und in der Filmhochschule hätte ich auch schon längst wieder sein müssen.“ erklärte er traurig.  
Paddy betrachtete ihn nachdenklich. „Was ist denn nun mit der Frühjahrstour? Bisher hast du dich immer um eine endgültige Antwort gedrückt.“ - „Das werde ich auch jetzt. Ich weiß es einfach noch nicht. Ich muss auch mit den Dozenten sprechen, ob es vielleicht einen Weg gibt, den Vorlesungsinhalt anderweitig zu erlernen.“  
Jimmy saß unglücklich auf seinem Platz und sah seine Geschwister nacheinander an. „Was soll ich denn machen? Ich habe mich nun einmal für Irland entschieden.“ - „Komm doch einfach zurück.“ sagte Barby leise und blickte ihn bittend an.

Ach, kleine Schwester, so leicht ist das nicht. Ich kann doch nicht schon wieder alles hinwerfen. Lass mich das beenden und dann sehen wir weiter. Ich kann mir zwar vorstellen, dass ich dauerhaft in Irland bleibe, aber es ist ebenso durchaus möglich, dass ich wieder zurückkomme, falls dann hier noch eine Tür für mich offen ist.“ - „Der Weg zurück steht dir immer frei, Jimmy, das solltest du eigentlich wissen.“ erwiderte Kathy sanft und alle stimmten ihr nickend zu. - „Ich danke euch. Wirklich. Ihr wisst gar nicht, wie viel mir das bedeutet!“  
Bedrückt begleiteten sie ihn zum Flughafen, wo ihn jeder noch einmal fest an sich drückte. „Und grüß Meike ganz lieb von uns!“ sagte Patricia noch schnell, bevor er in den Gängen verschwand und kurz darauf in den Flieger stieg.  
 
Es wurde Anfang März und der Winter war offiziell fast vorbei, aber der Schnee wollte noch nicht weichen. Trotz mancher warmer Tage, kehrte die weiße Pracht immer wieder zurück und auch mitten in der Stadt, kamen sie in den Genuss, neben lila Krokussen, die am Wegrand blühten, durch die unwirkliche Masse stapfen zu können.  
Mel hatte sich von ihrer Frauenärztin animieren lassen, einen Geburtsvorbereitungskurs zu besuchen und nervte Paddy jeden Tag, ob er sie nicht einmal begleiten wolle.  
„Schatz, es ist doch auch dein Baby!“ fing sie eines Abends wieder an, als er nach einem Interviewtermin nach Hause kam. - „Ja, und?“ - „Du willst doch sicher bei der Geburt dabei sein, oder?“ - „Will ich?!“ - „Ja, nicht?“  
Anfangs war er sich überzeugt gewesen, dass er die Geburt miterleben wollte, doch mittlerweile war er sich da alles andere als sicher. Er hatte schrecklichen Bammel, dass er vielleicht umkippen könnte. Allein bei dem Krankenhausgeruch wurde ihm schon mulmig zumute.  
Er schluckte. „Also ehrlich gesagt, habe ich mir darüber noch gar keine Gedanken gemacht.“ flunkerte er. „Ich meine, willst du mich denn dabei haben?“ - „Ja, natürlich! Was ist denn das für eine Frage?“  
Wenig begeistert guckte er aus der Wäsche, als er vor ihr saß und sie auf eine Antwort wartete. „Ich kann dir da doch sowieso nicht helfen.“ - „Doch! Allein deine Anwesenheit würde mir schon Kraft geben.“ - „Da bin ich mir nicht so sicher...“ murmelte er. - „Was?“ hakte Mel nach.
Er räusperte sich. „Schauen wir dann mal. Aber hältst du es für eine besonders gute Idee, dass ich dort auftauche, also bei dem Kurs?“ - „Ich glaube nicht, dass das so problematisch wird. Die haben andere Dinge im Kopf, als irgend ein Mitglied einer musikalischen Großfamilie.“ - „Dein Wort in Gottes Ohr. Ich denke darüber nach, okay?“ - „Na gut.“  
Doch er konnte sich an diesem Abend nicht durchringen und Mel ging wieder einmal alleine dorthin. Aber bereits eine Woche später, ließ er sich erweichen und raffte all seinen Mut zusammen, um seiner Freundin beizustehen.  
Er fühlte sich schon auf dem Weg sehr unwohl, da er zum einen keine Ahnung hatte, was ihn erwarten würde und er sich trotz ihrer beruhigenden Worte nicht sicher war, wie die anderen Teilnehmer wohl auf ihn reagieren würden.  
Letzten Endes wurde der Abend nicht so schlimm, wie er befürchtet hatte. Der Kurs war sehr klein und der Inhalt war für ihn vor allem in Bezug auf die direkte Geburtsvorbereitung mit Gymnastik und ähnlichem zwar recht gewöhnungsbedürftig, gab ihm aber auch eine gewisse Beruhigung. Allerdings hatte er Recht und er durfte sich diversen Fragen aussetzen, die er aber mehr oder weniger geduldig ertrug.  
Von da an stand er ihr häufiger zur Seite, wenn es denn seine Zeit zuließ. Sie freute sich und war ihm sehr dankbar dafür, auch wenn sie im Moment Probleme hatte, es ihm zu zeigen. Zu sehr belastete der Bauch ihre Nerven. Sie war häufig gereizt und konnte auch manchmal nicht umhin, ihre Laune an ihm auszulassen. Er trug es meist mit Fassung und wenn sie nicht mehr auszuhalten war, verzog er sich zu seinen Brüdern, bis sie sich wieder erholt und beruhigt hatte.  
 
Ende März war es denn soweit. Nach einem harmonischen Osterfest musste die Family wieder auf Tournee gehen.  
Mel lag gerade gemütlich in der Badewanne, als Paddy dazu kam. Er kniete sich neben die Wanne und legte die Hand auf ihren Bauch, der aus dem warmen Wasser ragte.  
„Na, mein Kleiner. Alles gut bei dir?“ begann er und blickte verträumt darauf. - „Schatz, fühl mal hier. Er antwortete!“ Schnell schob sie seine Hand ein Stück weiter.  
„Oh! Er strampelt!“ strahlte er und fing an, leise zu singen. „Was ist los?“ fragte er, als sein Blick nach einer Weile auf  ihr Gesicht fiel. - „Ach. Morgen geht die Tour los, dann bist du wieder weg. Und das gerade jetzt. Ich weiß gar nicht, wie ich über vier Wochen ohne dich aushalten soll!“ antwortete sie traurig. - „Mel, du weißt doch, dass es nicht anders geht. Einer muss doch das Geld für die Windeln verdienen.“ - „Ja, erinnere mich ruhig daran, dass ich fast wie ein Parasit hier lebe.“ erwiderte sie zickig. - „So war das nicht gemeint und das weißt du auch!“ - „Ja, sorry. Mich nervt es eben nur, dass du morgen wieder fährst. Eigentlich könnte ich doch auch mitkommen.“  
Paddy schwieg einen Moment. Er hatte mit Kathy schon vor einigen Monaten mal darüber gesprochen, aber mit fortgeschrittener Schwangerschaft, war er sich auch hierbei nicht mehr sicher. Er hielt es nicht mehr für die beste Idee, seine schwangere Freundin dabei zu haben, immerhin war so eine Tournee stressig, auch wenn sie nicht auf der Bühne stand.

Schließlich schüttelte er den Kopf. „Nein, ich denke, es ist das Beste, wenn du hier bleibst. Vincent und Sean bleiben auch und er wird ein Auge auf dich haben.“  
Mels Augen verengten sich und sie sah ihn schmollend an. „Ich will aber nicht den ganzen Tag hier rum sitzen! Womöglich wirst du irgendwo in der Weltgeschichte herum reisen, während ich unser Kind bekomme.“ - „Mel, das ist mein Job und das wusstest du!“ - „Ja, aber...“ Ihre Stimme erstarb. Sie hasste den Gedanken, dass sie ab morgen wieder mehr oder weniger alleine wäre. Wahrscheinlich würde sie sich nie daran gewöhnen, zeitweise eine Fernbeziehung führen zu müssen, wenn er unterwegs war.  
Obwohl das Wasser, das sie umschloss, immer noch heiß war, begann sie zu zittern, so stieg sie aus der Wanne und wickelte sich in ein Handtuch.  
„Schatz, es wird schon alles gut werden. Ich werde rechtzeitig wieder da sein. Es ist einfach das Beste für dich.“ versuchte er sie zu beruhigen. „Kathy ist da auch meiner Meinung.“ - „Kathy? Was hat die denn damit zu tun? Und warum ist sie deiner Meinung? Immerhin hat sie hochschwanger auf der Bühne gestanden und nicht nur dahinter gesessen.“ - „Ja, aber sie war es auch gewohnt.“ Eine leichte Panik machte sich in ihm breit, da er mit seiner kleinen Lüge eigentlich nur seine Aussage hatte untermalen wollen.  
„Sie soll mir mal lieber selber erklären, warum sie bei mir dagegen ist.“ schimpfte Mel. Sie zog sich einen Bademantel über, schlüpfte in ihre Hausschuhe und lief rasch quer durchs Hausboot.  
„Kathy!“ rief sie, obwohl sie noch nicht einmal ihre Tür erreicht hatte.
Paddy hastete hinterher. „Mel, warte mal!“ - „Worauf denn?“ Widerwillig blieb sie stehen. - „Ich...naja...ich habe die Wahrheit vielleicht etwas verdreht.“ - „Also gelogen?“ - Er nickte. „Sie hat nicht exakt gesagt, dass du nicht mitfahren sollst. Eigentlich eher, nur wenn es dir nicht gut geht.“ - „Mir geht es doch gut!“  
Er schmunzelte. „Ja, manchmal etwas zu gut, glaube ich.“  
Kathys Tür öffnete sich und sie blickte die beiden fragend an. „Was ist denn bei euch los?“ - „Hat sich erledigt.“ murmelte Mel und ging wieder Richtung Badezimmer.  
Als sie sich etwas angezogen hatte, kletterte sie unter die Bettdecke und beobachtete ihn, wie er am Schreibtisch noch einige Notizen überflog.  
Er blickte auf seine Zettel, schien aber in Gedanken ganz woanders zu sein. Schließlich drehte er sich seufzend um. „Also gut, wenn du versprichst, dich zu schonen, kannst du mit.“ - Strahlend sprang sie wieder auf und umarmte ihn. „Danke!“  
Eilig begann sie, ihre Tasche zu packen und stellte sie neben sein Gepäck, bevor sie sich wieder ins Bett legte.  
Der Abend war noch jung, dennoch folgte Paddy ihr bald, da sie eigentlich noch in der Nacht aufbrechen wollten. Morgens war zum Tourauftakt schon ein Interviewtermin in der ersten Stadt angesetzt. Sie starteten im Osten und der erste Auftritt sollte in Leipzig stattfinden.  
Um halb drei warf Mel grummelnd den piepsenden Wecker vom Nachttisch.  
„Schatz...“ nuschelte sie im Halbschlaf. „Schatz, wir müssen.“ - „Ich weiß.“ brummte er ähnlich verschlafen zurück. - „Ich will nicht.“ - „Doch, du hast es unbedingt so gewollt. Oder möchtest du nun doch lieber hier bleiben?“ - „Hm...neee.“
Mühsam sortierte sie ihre Knochen, nachdem sie aufgestanden war, und beeilte sich vor den anderen unter die Dusche zu kommen. Leider war Joey schneller gewesen, so dass sie sich doch erstmal in die Küche begab. Zu ihrer Verwunderung saßen dort schon Kathy, Patricia und sogar Angelo.  
Nach einem flüchtig verdrückten Brot, schaffte sie es vor Maite ins Bad und bereits eine halbe Stunde später saßen alle im Bus, wo die meisten bereits wieder in einen Halbschlaf verfielen.  
Nach einigen Stunden Fahrt kamen sie endlich in der sächsischen Stadt an. Angelo hatte inzwischen ausgeschlafen und hüpfte munter durch den Bus, um alle zu wecken, die es nicht geschafft hatten, ihre Augen aufzuhalten.  
„Hey ihr trüben Tassen! Hoch mit euch!“ Es war nicht zu überhören, dass er sich darauf freute, endlich wieder auf der Bühne zu stehen. Die Wochen im Studio reichten ihm allemal, um sich nach einer deftigen Bühnenshow und dem Applaus des Publikums zu sehnen.
Da sie zwei Tage in Leipzig bleiben würden, hatten sie sich im Hotel eingemietet, vor dem sie nun geparkt hatten.  
Mel klaubte müde ihr Handgepäck zusammen und ging nach vorne, wo sich langsam die Bustür öffnete.  
Vorsichtig stieg sie die Stufen hinunter, um nicht, verschlafen wie sie immer noch war, zu stolpern. Doch als sie den Blick nach vorne wandte, fiel ihr Blick auf eine zitternde Person, die vor dem Hoteleingang stand und sie mit klappernden Zähnen angrinste.  
Obwohl sie mit einem Mal hellwach war, rieb sie sich ungläubig die Augen. „Was machst du denn hier?!“ -
Hhhhiii, ssschön, dassss ihr dddda ssseid.“ wurde sie vor Kälte stotternd begrüßt.  
Mel stand die Überraschung ins Gesicht geschrieben, als Meike auf sie zugelaufen kam. - „Wie kommst du her? Und wo ist Jimmy? Hattet ihr Streit?“ Sie konnte immer noch nicht glauben, wer da vor ihr stand.  
„Hey! Musst du denn hier den Weg versperren?!“ meckerte Angelo, als er mit ihr zusammen stieß, da sie direkt vor dem Bus abrupt abgebremst hatte. Dann entdeckte er ebenfalls Meike und war ebenso verdutzt wie Mel. „Du?“  
Die beiden Verwirrten landeten fast im Schnee, als der nächste aufprallte, so dass sie endlich beschlossen, unter dem Vordach weiter zu staunen.  
„Also? Wo ist Jimmy?“ hakte Mel nach. - „Der parkt gerade den Mietwagen. Er scheint keinen Parkplatz zu finden. Konntet ihr nicht ein größeres Hotel suchen?“ - „Nein. Zu auffällig!“ lachte Patricia, die nun aus der Tür stieg.  
„Was in Gottes Namen macht ihr denn hier?“ bohrte Maite, als sie den Vorangegangenen folgte.  
„Euch überraschen!“ grinste Jimmy, der nun um die nächste Hausecke bog. - „Ja, das ist dir gelungen!“ rief Paddy und hielt ihm lässig die Hand hin, damit er einschlagen konnte.  
„Könnten wir das vielleicht drinnen klären?“ jammerte Meike ungeduldig und schulterte ein paar der Taschen, die um sie herum im Schnee standen, die Jimmy ihr jedoch sofort wieder abnahm.  
„Ich bring sie schon einmal in unser Zimmer.“ sagte er, während er allen voran durch die Tür schritt. - „Euer Zimmer? Aber wir haben doch für euch nicht gebucht!“ erwiderte Patricia perplex und folgte ihm. - „Schwesterchen, ich denke, ich bin alt genug, um das alleine zu machen.“ - „Aber woher...?“ - „Ein offener Terminkalender?! Bei deinen detaillierten Eintragungen ist es ein Leichtes herauszufinden, wo welches Hotel ihr gewählt habt.“ beantwortete er ihre unausgesprochene Frage.  
Wenig später saßen alle immer noch leicht verwirrt in Paddy und Mels Zimmer, da es das Größte war, und tranken Kakao und Kaffee.  
„Jetzt erzähle endlich, was du hier machst! Bzw. was ihr hier macht!“ drängte Joey ihn. „Du hast vor zwei Wochen noch am Telefon gesagt, dass du nicht mitkommst!“ - „Ja, das habe ich auch, das ist richtig.“ seufzte er und seine Freundin kam ihm zu Hilfe.  
„Er hatte mit den Dozenten gesprochen, aber alles wäre nicht so leicht gewesen. Da war für ihn das Thema gegessen. Aber ich habe gemerkt, wie sehr ihn das belastete. Er wurde von Tag zu Tag ruhiger und nachdenklicher. Hat immer wieder angefangen von euch zu sprechen. Und wenn ich dazu den Kontrast sah, wie aufgedreht er aus Deutschland wieder kam, oje. Er dachte in Irland mit mir glücklich zu sein, aber er ist es nicht.“  
Er wollte ihr widersprechen, aber sie hielt ihn mit einer Handbewegung davon ab, sie zu unterbrechen.  
„Schließlich habe ich das Thema zur Sprache gebracht. Nach endlosen Diskussionen saß er wie ein Häufchen Elend auf dem Sofa und gab endlich zu, dass er am Liebsten mit auf Tour möchte. Egal, was mit der Filmhochschule ist.“ - „Pah, wie ein Häufchen Elend?!“ protestierte er. - „Ja, wie ein Häufchen Elend. Du brauchst es gar nicht abstreiten, du hast dich ja nicht gesehen. Das nächste Mal mache ich ein Foto von dir, damit du nicht mehr leugnen kannst. Du sehnst dich nach der Bühne zurück und vor allem nach deinen Geschwistern. Das kann ich nicht ersetzen.“ - „Meike, ich liebe dich!“ - „Jim, das weiß ich! Aber ich bin nun mal nicht deine Familie.“ Sie überlegte kurz schmunzelnd. „Und das ist auch gut so.“  
Ihr Freund schwieg betreten und nickte.  
„Du willst nun also mit auf Tour?“ wiederholte Kathy Meikes Worte und blickte ihn skeptisch an. - „Ähm ja, wenn das in Ordnung ist.“ - „Natürlich ist es das!“ freute Maite sich fröhlich.  
Keiner war mehr müde, sondern alle waren von der Aufregung besessen.  
Nur Kathy blieb weiterhin ruhig und ernst. „Stop, Maite, nicht so voreilig. Jimmy, wie stellst du dir das vor? Die Setlist steht und wir haben alles durchgeplant. Aber ohne dich. Und wo willst du schlafen? Oder hast du sämtliche Hotels angerufen, in denen wir gebucht haben?“ - „Hm, nö, aber...“ - „Also ich teile mein Zimmer!“ warf Joey ein. - „Ich auch!“ stimmte Mel zu, wofür sie einen ziemlich entsetzten Blick von Paddy erntete, da es ja auch seins war.  
„Och, Kathy. Stellst du dich jetzt wirklich so an?“ fragte er nun doch ein wenig verunsichert. - „Nein.“ kicherte sie und genoss, dass sie erreicht hatte, was sie wollte. „Aber man wird doch mal ein bisschen Spaß machen dürfen. Aber um die Unterkunft musst du dich schon alleine kümmern. Zur Not schlaft ihr eben im Bus.“  
Barby räusperte sich leise. „Du hast also deine Filmschule einfach so geschmissen?“  
Jimmy druckste ein wenig grinsend herum. "Naja, nicht direkt." -
„Sondern?“ - „Also ich habe sie zumindest nicht einfach so aufgegeben. Ich habe auf alle erdenkliche Arten versucht, es aus der Ferne oder mit Pause weiter zu machen. Habe unzählige Diskussionen mit Verantwortlichen geführt und bin zu dem Ergebnis gekommen, dass das alles nicht funktioniert.“ Er macht ein untermalendes, enttäuschtes Gesicht. „Und Meike hat Recht, es fällt mir wahnsinnig schwer, ohne euch zu leben.“ - „Du bleibst also nicht nur für die Tour?“ In Barbys Augen leuchtete Hoffnung auf und Jimmy nickte grinsend. „Nein, ich würde gerne wieder ganz nach Deutschland kommen.“  
Alle waren begeistert. Johnny hatte zwar ein paar Bedenken, doch seine Freude überwog deutlich. „Meinst du nicht, du hättest das erstmal zu Ende machen sollen?“ - „Ja, auf der einen Seite schon. War ja auch meine Meinung gewesen, aber auf der anderen Seite fühle ich, dass mein Platz hier bei euch ist. Allerdings habe ich das Gefühl, schon eine Menge gelernt zu haben, was ich vielleicht auch auf unsere Clipdrehs anwenden kann.“  
Maite strahlte. „Du hättest damals gar nicht erst gehen sollen.“ - „Doch, Maite, das war nötig. Aber es ist an der Zeit zurück zu kommen.“ - „Und wenn dir alles zu viel werden sollte...“ begann John zwinkernd, doch Jim unterbrach ihn. „Dann spreche ich mit euch, statt mich in geistige Umnachtung zu flüchten. Versprochen.“  
Leider war keine Zeit, um den verlorenen Sohn mit einem ausgedehnten Frühstück endlich wieder willkommen zu heißen, da die Termine ihnen im Nacken saßen.  
Als die Familie beim Interview war, saßen Meike und Mel zusammen und unterhielten sich immer noch bei heißem Kakao und Marzipantorte.  
„Torte zum Frühstück...“ schmunzelte Meike. - „Ja, Torte am Morgen vertreibt Kummer und Sorgen, wie Maite sagen würde.“ kicherte Mel und schob sich einen großen Bissen in den Mund.  
Die Mädchen lachten ausgelassen.  
„Das ist ja eine ganz schöne Kugel, die du da inzwischen mit dir herum schleppst. Wie lange hast du denn noch nach?“ fragte Meike und deutete mit dem Kopf auf Mels Bauch. - „Joa, hab wohl ein bisschen viel Torte gegessen. Und wenn ich so weiter mache, habe ich nicht mehr viel nach, bevor ich platze.“ alberte Mel. „Nein, also in sieben Wochen ist Stichtag. Das passt eigentlich ganz gut. 5 Wochen geht die Tour jetzt noch und dann sind ja vier Wochen Pause angesetzt, bevor es entlang der Ostsee und dann im Ausland weiter geht.“ - „Oh Mann, du hast es echt nicht so leicht. Das Baby und dein Mann ist immer viel beschäftigt und oft unterwegs.“ - „Dir geht es doch aber im Prinzip auch nicht anders.“ erinnerte Mel sie. - „Ja, aber ich bin nicht schwanger.“ - „Das stimmt allerdings.“ - „Und außerdem habe ich erst die letzten Monate mitbekommen, wie es ist, auf Jimmy verzichten zu müssen. Du machst das ja schon länger mit.“ - „Man gewöhnt sich daran.“ seufzte Mel nicht sehr überzeugend. - „Wirklich?“ - „Hm, neee, eigentlich nicht. Ich zumindest nicht.“ - „Ich ahnte es irgendwie.“ murmelte Meike und verdrehte die Augen.  
Nach ein paar Stunden kamen die anderen wieder. Ziemlich gehetzt schlangen sie etwas zu essen hinunter und mussten sich wieder auf den Weg machen. Es ging in die Halle zum Soundcheck.  
Meike und Mel begleiteten sie und legten sich auf eine Decke vor die Bühne. Gedankenverloren hörten Mel ihnen zu, während sie schmunzelnd über ihren Bauch strich.  
„Was wird es eigentlich? Wisst ihr es schon?“ fragte Meike neugierig. - „Hat Jim es nicht erzählt? Es wird ein Junge. Ich wollte es ja gar nicht wissen, aber durch ein blödes Versehen, könnte man so sagen, ist es dann herausgekommen.“ - „Habt ihr schon einen Namen ausgesucht?“  
Mel zuckte mit den Schultern. „Nicht so richtig. Paddy und ich werden uns nicht einig. Er hat so komische, altbackene Vorstellungen. Ich wollte lieber etwas normales. Vielleicht finden wir einen Kompromiss. Mir schwebt die ganze Zeit einer im Kopf, aber ich bin nicht sicher, ob ich ihn davon überzeugen kann. Ganz gewöhnlich ist der allerdings auch nicht.“ - „Du wirst dein Kopf schon durchsetzen. Das habe ich irgendwie im Gefühl.“ grinste Meike und wandte sich wieder der Musik zu.  
Die am Morgen aufgekommene Euphorie hielt den ganzen Tag an und das Auftaktkonzert wurde eine riesige große Party.  
Trotzdem oder gerade deshalb fielen alle hinterher wie Steine in ihre Betten.  
    

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Kommentare: 11
  • #1

    melli (Freitag, 10 September 2010 21:39)

    jaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa, jimbo is wieder daaaaa! :D:D:D

  • #2

    nicky (Freitag, 10 September 2010 23:04)

    jaaa und ich muss sagen ich war leicht gerührt wo er feststellte das er ohne seine Family nicht kann!

    weiter mit Kapitel 44 ! oh ha! 14 Kapitel an einem Tag! Rekord für mich!^^

  • #3

    Die Micha (Samstag, 11 September 2010 00:57)

    Och ne was ein Familienzusammenhalt, den kann man sich manchmal nur wünschen! Cool

  • #4

    melsgesammeltekatastrophen (Samstag, 11 September 2010 02:23)

    War das nicht eriner der Gründe, warum man zu K-Fam gehören wollte? *träum*

  • #5

    Die Micha (Samstag, 11 September 2010 10:25)

    Natürlich, aber ich wollte auch zur Kelly Fam. gehören, weil die einfach alle total klasse sind, außerdem wollte ich ja keine Kelly-Schwester in der hinsicht werden! :-P Wenn ihr versteht was ich meine! :-D

  • #6

    Pharell (Sonntag, 12 September 2010 18:21)

    darauf muss ich mir erstmal "please dont go" annschauen...

  • #7

    Lisa (Montag, 13 September 2010 21:04)

    Na wenn das mal nicht MEIN Kapitel ist!!!
    Hiermit sende ich mal herzliche Grüße aus LEIPZIG ^^

    Schön festzustellen,dass man indirekt in einer Geschichte vorkommt :D
    Jetzt bin ich aber happy :)

    weiter gehts...

  • #8

    Resa (Donnerstag, 17 Januar 2013 20:05)

    und det wird wirklich n junge? hätte jetzt gedacht, das mel paddy nur überraschen will und es ist doch ein mädchen... mal sehen...

  • #9

    Katrinka (Sonntag, 03 März 2013 13:55)

    Hach wie schön....

    allerdings hätte ich mich hochschwanger nicht mehr darum geschlagen, mit auf Tour zu gehen, die ganzen STunden im Bus müssen der reinste Alptraum sein :-)

  • #10

    Micha (Freitag, 29 März 2013 14:57)

    Kam tina nicht mit den auto????

  • #11

    Marie (Dienstag, 02 April 2013 12:34)

    Jimmmmmmmyyyyyyyy *-* :D
    ich mag die meike voll gern :)