Der Engel im Schnee

Unglücklich schaute Paddy Mel nach, bis sie nicht mehr zu sehen war.

Wie gern würde er mit ihr reden und ihr erklären, dass er nur noch sie gewollt hatte seit dem Tag, an dem er ihr zum ersten Mal begegnet war. Er wollte ihr sagen, dass er einfach zu viel Angst gehabt hatte, um ihr zu eröffnen, dass es da noch jemanden gab, er habe sie nicht von vornherein verlieren wollen. Es hatte ihm selbst in der Seele weh getan, als er sie belogen hatte. Er wusste doch damals genau, dass sie gegangen wäre, wenn sie die Lüge bemerkt hätte oder auch nur, dass es da noch jemanden gegeben hatte.

Er hatte sich gegen Jenny entschieden und das mit allen Konsequenzen.

Dass er den einen Abend wieder bei ihr gesessen und daraufhin auch besoffen bei ihr übernachtet hatte, konnte er sich selber nicht erklären. Nie hatte in ihm ein wirklicher Zweifel bestanden, dass er seine Mel gewollt hatte.

Nicht bis zu dem Tag als das mit Caro passiert war.

Wie sehr hatte es weh getan, als er merkte, wie es sich anfühlte, wenn da noch jemand anderes war.

Gut, er war es gewesen, der Jenny nicht mehr gewollt hatte und auf der einen Seite hatte er durch den Vorfall mit Caro besser verstehen können, wie sehr es ihr damals zugesetzt hatte, damit dass da nun eine andere war, aber auf der anderen Seite war er mit Jenny nicht richtig zusammen gewesen.

Seit dem Zeitpunkt mit Caro war er sich noch sicherer, dass er Mel nicht im Nachhinein die komplette Wahrheit darüber erzählen wollte, wie es sich mit Jenny zugetragen hatte.

Und als ihr die Lüge erst einmal aufgetischt hatte, gab es kein zurück mehr, auch wenn es ihm da noch nicht so bewusst gewesen war.

Eine Lüge wurde mit der Zeit nicht weniger schlimm, eher im Gegenteil: Sie würde bleischwer in der Luft hängen und langfristig das Vertrauen mehr erschüttern, als wenn er gleich offen gewesen wäre. Doch da war es schon zu spät gewesen.

Und nun? Würde er Mels Vertrauen je wieder zurück gewinnen können oder hätte er sie nun für immer verloren?

Ein Dolch bohrte sich durch sein Herz!

Nein, das durfte nicht sein! Er konnte sie nicht ziehen lassen. Jetzt ja, damit sie nachdenken und zur Ruhe kommen konnte, aber er würde sie nicht einfach so aus seinem Leben gehen lassen! Er wusste, dass er riesigen Mist gebaut hatte, aber er betete zu Gott, dass sie ihn nicht für immer dafür bestrafen würde.

Paddy kommst du? Wir müssen endlich weiter machen.“ Patricia stand hinter ihm und hatte ein ungeduldiges Gesicht aufgesetzt. - „Ja, ich bin schon da.“

Er ließ die Kälte hinter sich und kehrte zu seinen Geschwistern zurück.

Obwohl er seine Gedanken kaum beisammen halten konnte, sah er die Notwendigkeit, sich wieder an die Arbeit zu begeben. Die Zeit saß ihnen im Nacken und nicht zuletzt die wartenden Gastmusiker ließen ihn wieder zur Vernunft kommen. Bei Mel konnte er ohnehin im Moment nichts ausrichten.

 

 

Mel verzog das Gesicht ein wenig. „Schmeckt merkwürdig.“ - „Kann gar nicht sein. Dürfte im Grunde genommen nach gar nichts schmecken außer vielleicht nach ein wenig Papier. Das nimmt man aber eigentlich nicht so unbedingt wahr.“ Patrick runzelte die Stirn.

Schmegt aber irgenwie, hm, nach Pfefferminz oder so?“ - „Oh, ja kann sein, weil ich die Dinger in einer alten Lutschpastillendose aufbewahre. Hab ich nicht dran gedacht.“ - „ Kein Problem.“ Sie grinste. „Komm, mein Bier wird schal.“ - „Und du willst wirklich nicht, dass ich dir noch zu nahe trete?“ Er legte schäkernd den Kopf auf die Seite und lächelte verführerisch. - „Nee, sorry, das will ich wirklich nich. Du bis zwar süß, aber immerhin bin ich verheiratet.“ kicherte sie.

Dann hielt er ihr die Tür auf und deutete einen Diener an. „Tja, schade, aber ich dachte, fragen kost ja nix, ne? Also darf ich bitten die Dame?“ - „Darfst du, aber gewöhn dir bloß dies schreckliche „ne“ am Ende ab, das is eine fürchterliche Unart.“ - „Nichts, leichter als das, ne?“ lachte er und gesellte sich zu seinem Bier hinter den Tresen.

Mann, du bist ja so witzig.“ Sie schlug sich demonstrativ übertrieben auf ihren Oberschenkel, nachdem sie ihren Thekenthron wieder bestiegen hatte. Doch statt ernsthaft zu lachen, nahm sie lieber einen Schluck Bier, immerhin war dies ihr Vorwand gewesen, um wieder zurückzugehen.

Sach mal, Patrick, was haste eigentlich gleich noch vor?“ - „Rein theoretisch müsste ich direkt ins Bett, aber praktisch kann ich dich ja nicht mit deinem Kummer alleine lassen.“ Auch er trank noch etwas Bier, während sie nachdenklich auf dem Fitzelchen Papier herum kaute, das sich allmählich zu zersetzen schien.

Ob das so richtig war? Eigentlich hatte sie es doch lutschen sollen, nun erinnerte es sie durch den Geschmack aber eher an Kaugummi und lud geradezu dazu ein, daran zu knabbern. War auch egal. Sie zuckte grinsend mit den Schultern.

Ist was?“ hakte er nach, als er ihre Bewegung bemerkte. - „Nö, nö, alles chic. Also was macht man denn hier abens noch außer in diesn Pub zu gehn, der ja offenbar gleich zumachd?“ - „Um ehrlich zu sein, hat man hier nicht so die Möglichkeiten. Wenn wir wirklich was unternehmen wollen, fahren wir normalerweise nach Dublin oder so.“ - „Na Bravo, das kommd ja heud nich mehr in Frage. Und ansonstn?“ - „Ansonsten machen wir uns das draußen gemütlich oder starten irgendwo eine Privatparty.“ - „Draußen scheidet bei dem Wetter ja auch aus. Und wie is es mit deinen Kumpels?“ - „Die müssen alle arbeiten morgen.“

Entschuldigend schaute er sie an und sein Gesicht war ebenso ratlos wie ihres.

Was? Habt ihr hier die Vollbeschäftigung oder hastu so wenich Freunde?“ stichelte sie übermütig. - „Ich würde mal sagen, ich habe einfach Freunde mit Glück.“ - „So kann man es natürlich auch auslegn. Leider sin wir immer noch so weid wie vorher.“

Er nickte. „Ja, leider. Aber kannst du mal kurz auf die Kasse aufpassen, muss nur eben auch mal aufs Klo.“ - „Klar, kein Thema. Ich verteidige sie mid meim Lebn.“ - „Ich hoffe mal nicht, dass es dazu kommt.“

Als er in den hinteren Teil der Bar verschwand, fiel Mels Blick wieder auf ihr Telefon.

Es war nach wie vor ausgeschaltet, doch ihre Finger zuckten schon bedrohlich in dessen Richtung.

Natürlich war ihr egal, ob Paddy anrufen würde oder nicht! Wer interessierte sich denn schon für den?! Aber es gab ja noch so viele andere Leute. Was wäre, wenn ihre Eltern sie erreichen wollten?

Ihr fiel zwar beim besten Willen nicht ein, wann sie zuletzt mit ihnen gesprochen hatte, aber das könnte ja noch eher ein Grund mehr sein. Gut, es war mitten in der Nacht, Mel konnte sich nicht erinnern, dass sie sie auch nur ein einziges Mal nachts angerufen hatten, aber man konnte ja schließlich nie wissen.

Lieber mal wieder anschalten.

Sie drückte auf den Knopf, bis das Display aufleuchtete und tatsächlich hatte sie einige Anrufe in Abwesenheit, wie ihr die Mailbox mitteilte.

Selbstverständlich waren fast alle Nachrichten von Paddy. Sie löschte sie, ohne sie abzuhören.

Eine jedoch war von Tina, diese ließ sie laufen.

Natürlich machte sie sich Sorgen, wo Mel abgeblieben war, wie es ihr ginge und was denn überhaupt vorgefallen sei.

Mel kämpfte kurz mit sich und schrieb ihr schließlich eine Sms als Antwort.

Alles gut, Tina, bin noch was trinken, muss ein bisschen nachdenken. Wir reden morgen. :-*“

Dann schaltete sie es wieder aus. Ihre Eltern würden sie ja doch nicht anrufen, wann hatten sie es überhaupt mal getan, außer wenn sie was gewollt hatten? Hatten sie je nachgefragt, wie es ihr ginge oder sie auch nur mal besucht?

Was grübelst du denn so? Juckt es dir in den Fingern, ihn doch noch anzurufen?“ Patrick war vom Klo zurück und lugte nun neugierig auf ihr Handy.

Um Gottes Willn, nie und nimmer nich! Siehsdu, es is aus!“ Sie änderte den Winkel, um ihm jegliche Zweifel zu nehmen.

Ich hätte es gut gefunden, wenn ich wüsste, wo meine Freundin oder sogar Frau sich rumtreibt. Oder willst du etwa behaupten, du hast ihm gesagt, wohin du gehst?“

Mel schüttelte den Kopf. „Aber das is ihm doch sowieso egal.“ - „Glaubst du das wirklich?“ - „Nee, eigentlich nich. Aber ich will jetz wirklich weder über ihn redn noch über ihn nachdenkn!“ erwiderte sie gereizt. - „Okay, sorry. Was hältst du davon, wenn wir eine Runde Spazieren gehen. Ist schon mal besser als gar nichts, oder?“ - „Ja, das wäre toll, auch wenn das Wetter kalt is, aber es is immer noch besser, als gleich nach Hause zu müssn.“ - „Du kannst eine Jacke von mir haben, ich hab noch `ne zweite im Auto.“ - „Das klingt gut.“

Ihr Gesicht erhellte sich wieder ein wenig. Die Aussicht, sich gleich wieder den Küstenwind um die Nase pusten zu lassen, hob ihre Laune ungemein.

Auch wenn sie nun schon eine Weile in Köln lebte, an die fehlende frische Brise und den nicht vorhandenen Meeresgeruch würde sie sich wohl nie gewöhnen können. Köln hatte damals leider nicht nur Vorteile mit sich gebracht.

Ich kassier nun überall ab, dann mach ich die Abrechnung und dann können wir los. Einverstanden?“ - „Jo, auf jeden Fall.“

 

 

Es war spät geworden am Set und gähnend traten sie endlich den Heimweg an, als alles im Kasten war, was sie für den Tag geplant hatten.

Hat sie sich gemeldet?“ fragte Patricia, als sie auf dem Weg zurück neben ihm lief. Er war in Gedanken versunken und richtete sich kaum auf, um sie anzusehen. „Nein, keine Reaktion auf meine Anrufe.“ Er schüttelte den Kopf und zog sein Handy aus der Hosentasche. Wieder wählte er ihre Nummer. „Es ist immer noch ausgeschaltet.“

Tröstend legte Patricia ihren Arm um ihn. „Hey, sie wird schon von sich hören lassen, wenn sie soweit ist.“ - „Und wenn nicht? Ich hab so Angst, dass sie einfach wieder abgehauen ist und nicht wiederkommt.“ - „Na, so dramatisch wird es schon nicht sein. Warum sollte sie so überreagieren? Was ist denn eigentlich passiert?“

Paddy antwortete nicht. Er schämte sich für sein Verhalten und war sich im Klaren darüber, dass er selber die Schuld daran trug, dass sie auf und davon war. Seine Geschwister wussten nicht, was wirklich zwischen ihm und Jenny gelaufen war. Sie hatten nur ihre krassen Reaktionen darauf erlebt. Für die anderen war ihr Verhalten völlig unverständlich gewesen. Für ihn nicht. Er hatte sie verstehen können, auch wenn ihm bewusst war, dass sie vollkommen aus dem Ruder lief und nicht mehr Herr ihrer selbst war. Aber sie war nicht so wahnsinnig, wie alle immer gedacht hatten.

Wenn sie jetzt die Wahrheit erfahren würden...er mochte es sich gar nicht ausmalen. Niemand würde ihn mehr mit den gleichen Augen sehen, alle würden erkennen, wie kalt er zum Teil gehandelt hatte. Dabei hatte er es nur getan, um seine Lüge zu verschleiern, weil er Mel nicht wieder verlieren wollte! Nie hatte er gedacht, dass Jenny über Jahre so unnachgiebig wäre und es doch noch heraus käme.

Ein kleiner Teil in ihm hatte sich sogar für Jenny gefreut, als er festgestellt hatte, dass sie mit Adam glücklich zu sein schien. Nicht nur weil er gehofft hatte, dass das nun alles endlich ein Ende hätte sondern auch weil er es ihr gegönnt hatte, endlich wirklich zu lieben und auch geliebt zu werden.

Doch dann hatte ausgerechnet Mel, die Vergangenheit wieder zu Tage gefördert. Sie hatte herausgefunden, was wirklich passiert war. Zumindest ansatzweise. Wahrscheinlich war es nicht einmal das Schlimmste gewesen, dass er bei Jenny übernachtet hatte, sondern vielmehr der Vertrauensbruch, der über all ihre gemeinsamen Jahre stattgefunden hatte. Dabei hatte er immer wieder alles daran gesetzt, dass sie bei ihm bliebe.

Und jetzt würde er sie womöglich doch noch verlieren.

Paddy, nun sag schon. Du weißt, du kannst mit mir über alles reden.“ Seine Schwester war stehen geblieben und sah ihn eindringlich an. Es war nicht zu übersehen, dass ihn dieser Streit mit seiner Frau noch mehr mitnahm, als es sonst schon immer der Fall gewesen war.

Gerade als er sich durchgerungen hatte, sich Patricia anzuvertrauen, schloss Tina zu ihm auf. Sie war bisher mit Joey einige Meter hinter ihnen gegangen und hatte jetzt aufgeholt. Auch sie sah ihm sofort an, wie schlecht es ihm ging.

Eigentlich war es nicht ihre Art, sich einzumischen, doch immerhin wollte sie ihn beruhigen, dass Mel sich bei ihr gemeldet hatte. Dass sie es bei ihm nicht getan hatte, ahnte sie irgendwie.

Mach dich nicht verrückt, sie taucht bestimmt nachher im Hotel auf. Sie hat mir geschrieben, dass sie unterwegs ist und dass wir morgen reden.“

Er nickte matt, schenkte ihren Worten aber keinen Glauben. Er kannte sein Mädchen zu gut.

Paddy, sie hat Recht. Lass uns jetzt ins Hotel gehen und was essen. Vielleicht wartet sie dort sogar schon.“

Nein, das würde sie nicht, da war er sich sicher. Außerdem hatte Tina doch auch gerade gesagt, dass Mel geschrieben hatte, dass sie unterwegs sei. Wobei man nie wissen konnte, wann sie wieder da sein würde. Vielleicht war sie es ja tatsächlich schon.

Der letzte Gedanke war es dann auch, der ihn den anderen folgen ließ.

Doch im Hotel war sie nicht, ganz wie er befürchtet hatte.

 

 

Himmel, ist das kalt!“ schimpfte Mel, als sie den Pub verließen und Patrick den Eingang verschloss. - „Hab nur kurz Geduld. Dort drüben steht mein Wagen, da ist die Jacke. Sie ist wirklich warm. Ich könnte dir die hier anbieten, aber mit der anderen bist du besser dran.“

Wie er versprochen hatte, war es ein richtig flauschiger Wintermantel. Er war ein wenig zu groß, aber er wärmte herrlich!

Gemeinsam stiefelten sie durch den Schnee, der diesen Winter kein Ende zu nehmen schien. Mel hatte schon lange die Schnauze voll davon, doch heute störte er sie nicht, eher im Gegenteil. Im Schein der Straßenlaternen glitzerte er wie verrückt und zog ihre Augen magisch an.

Sie bedauerte es fast ein wenig, dass keine neuen Flocken von oben kamen und schaute seufzend zu den Sternen, die mit den Schneekristallen um die Wette funkelten.

Schweigend liefen sie nebeneinander, bis sie kurz darauf den kleinen Ort hinter sich gelassen hatten und nur noch vereinzelt Häuser auf den Hügeln thronten.

Alles okay bei dir?“ fragte Patrick vorsichtig, doch Mel grinste plötzlich aufgedreht und warf sich in den unberührten Schnee auf einer angrenzenden Wiese. Ausgelassen ruderte sie mit den Armen und Beinen. „Guck mal, ich bin ein Engel!“ - „Ein Engel? Du tollst wie ein junger Hund im Dreck!“ lachte er und half ihr wieder auf die Beine.

Quatsch! Sieh doch! Nur Engel hinterlassen solche Spuren!“ Sie zeigte auf ihr frostiges Abbild auf dem Boden und triumphierte, als er ihr Recht geben musste.

Aber du siehst auch wirklich wie ein kleiner Engel aus.“ sagte er leise, trat einen Schritt näher und strich ihr den Schnee aus den Haaren. Sanft aber bestimmt schob sie seine Hand beiseite. „Lieb gesagt, aber ich fang wirklich nichts mit dir an!“ Sie kräuselte amüsiert die Nase und drehte sich um.

Ihr Blick wanderte über die verschneiten Hügel Irlands, die der Mond in ein mildes Blau färbte. „Und wo geht’s jetzt lang?“ - „Wohin du willst, einfach immer geradeaus. Oder wir gehen weiter an der Küste entlang.“ - „Ich bin dafür.“ stimmte sie eifrig zu. „Aber ich bin schneller als du!“ jauchzte sie und rannte ohne Vorwarnung einfach drauf los.

Das meinst aber auch nur du!“ hörte sie ihn noch hinter sich rufen, aber die Schritte holten immer schneller auf.

Mel fühlte sich allerdings unbesiegbar und rannte wie der Blitz und tatsächlich dauerte es einen Moment, bis er sie eingeholt hatte.

Er schlang beide Arme um sie und gemeinsam stürzten zu Boden, wo sie sich in der weißen Herrlichkeit wälzten. Schließlich saß er auf ihrem Bauch und sie hob unterwürfig die Arme. „Okay, okay, ich geb auf, ich kann nicht mehr!“ japste sie und er ließ sich bereitwillig zur Seite schieben, damit sie aufstehen konnte.

Beide klopften sich lachend die Jacken sauber und spazierten gemächlich weiter Richtung Wasser.

Ist das nicht traumhaft?“ Mel streckte die Nase in die frische Meeresbrise, als sie an den Klippen angekommen waren und schloss die Augen. Das Wasser roch so intensiv, dass sie das Salz förmlich auf der Zunge schmecken konnte.

Glücklich öffnete sie die Augen und blickte in die Ferne. Der Alkohol überdeckte noch die negativen Gedanken und sie konnte sich ausschließlich diesem Gefühl hingeben, das dieser Moment in ihr auslöste.

Ihr Herz machte einen kleinen Sprung und zauberte ein Lächeln in ihr Gesicht.

Sie liebte diese kleinen Dinge des Lebens. Den Duft des Meeres, das Rauschen der Wellen, die sich an den Felsen brachen, das zarte Grün der Blätter, wenn sie im Frühling das erste Mal aus ihren braunen Ästen lugten, das Geräusch von trockenem Laub, wenn man schnell hindurch lief. Es gab so viele wundervolle Dinge um sie herum, warum konnte es nicht immer so sein? Warum gelang es ihr nicht, die Welt immer so zu sehen?

Hey, was ist denn los?“ Patrick stupste sie sacht mit dem Ellenbogen in die Seite.

Sie genoss seine Gegenwart, auch wenn sie nichts mit ihm anfangen wollte. Irgendwie war es schön, dass er da war.

Sie wandte den Kopf und grinste ein wenig. „Alles in Ordnung. Jetzt gerade ja. Wie die Welt morgen aussieht, kann mir im Moment egal sein.“

Dann sah sie wieder hinaus aufs Meer.

 

 

Das Essen lag Paddy schwer im Magen. Er hatte ohnehin kaum etwas hinunter bekommen und nun kämpfte dies auch noch darum, wieder heraus kommen zu dürfen.

Es war schon weit nach Mitternacht und von seiner Frau war keine Spur.

Unruhig lief er im Zimmer auf und ab, bis er es nicht mehr aushielt und zu Joey ging, bei dem er zu Recht Tina vermutete.

Hat sie sich noch mal gemeldet?“ fragte er ungeduldig und strich sich nervös die Haare hinters Ohr. - „Nein, bei mir nicht. Aber Paddy, beruhig dich, sie kommt schon wieder.“ - „Nein, Tina, ich habe ein ungutes Gefühl...“ - „Das bildest du dir ein.“ - „Nein, das glaube ich nicht. Sag mir noch einmal genau, was sie geschrieben hat!“

Tina nahm ihr Handy vom Tisch und suchte nach der Sms. „Eigentlich nur, dass sie noch was trinken ist und wir morgen reden.“ - „Sie wollte was trinken gehen?! Das hast du vorhin nicht erwähnt! Es gibt hier doch nicht viele Möglichkeiten, um irgendwo hinzugehen! Es kann nicht so schwer sein, sie zu finden!“

Er wollte wieder hinaus eilen, als Tina ihn festhielt. „Sie wollte nachdenken, also gib ihr die Zeit.“ - „Nein, Tina, die hat sie gehabt. Ich muss wissen, wo sie abgeblieben ist! Stell dir vor, ihr passiert was!“ - „Paddy, was soll ihr denn passieren? Wir sind hier nicht in Dublin und sie ist ein großes Mädchen, sie kann auf sich aufpassen!“ - „Nein, das ist sie nicht. Sie ist ein Kindskopf, sie ist es schon immer gewesen! Wenn ich sie finde, kann sie mich wegschicken, aber erst einmal muss ich sehen, dass es ihr gut geht.“

Tina stöhnte genervt und verdrehte die Augen, während sie nach ihrer Jacke griff.

Was hast du vor?“ - „Du meinst doch nicht, dass ich dich allein gehen lasse?!“ Sie schüttelte ungläubig den Kopf und schnürte ihre Schuhe zu.

Auch Joey griff wortlos zu seinen Sachen und zog sich an.

Dankbar lächelte Paddy und rannte in sein Zimmer, um sich selbst fertig zu machen. Nervös nestelte er an den Knöpfen seiner Jacke herum, als die beiden bei ihm erschienen. Schließlich gab er auf und ließ sie offen.

Okay, lass uns los.“


Direkt an den Klippen stand der Stumpf eines vermoderten Baumes. Er war groß genug, dass beide darauf Platz fanden.

Du denkst an ihn, oder?“ Auch Patrick beobachtete die Wellen, in der rechten Hand hielt er eine Zigarette, die linke hatte er auf ihre kalte Hand gelegt. Sie nickte.

Ich denke immer an ihn. Er ist mein Leben.“ antwortete sie nachdenklich. - „Dann wirst du ihm verzeihen?“ - „Ich weiß es nicht.“ Sie machte eine kurze Pause. „Aber eigentlich muss ich.“ - „Wieso musst du?“ - „Ich kann nicht ohne ihn.“ - „Bist du finanziell von ihm abhängig?“ - „Nein, nicht wirklich. Von Geld kann man nicht abhängig sein. Geld macht nicht glücklich.“ - „Ihr habt nicht viel davon, oder?“ - „Doch, es reicht gut zum Leben.“ - „Aber?“ - „Es macht nicht glücklich. Ich kann nur von Dingen abhängig sein, die mich glücklich machen.“ - „Aber du siehst nicht glücklich aus, wenn du an ihn denkst.“

Sie nickte wieder. „Nein, aber nur weil wir Streit hatten. Die Situation im Moment macht mich unglücklich, nicht er. Du verstehst es nicht. Er ist die andere Hälfte meines Herzens, meine Schulter zum Anlehnen, mein Stern am Morgen, der letzte Gedanke, den ich vorm Einschlafen habe...“ Sie rang nach Worten. „Er ist einfach alles was ich habe und alles was ich immer wollte. Wir gehören zueinander wie das Wasser zum Meer, die Blätter an die Bäume, die Liebe und das Leben!“

Er legte fürsorglich den Arm um sie und drückte sie fest an sich. „Das hast du schön gesagt. Dann werdet ihr das auch wieder hinbekommen, da bin ich mir sicher.“ - „Ich hoffe es.“ Langsam lehnte sie den Kopf an seine Schulter und atmete tief durch. „Ich brauche ihn einfach.“ - „Ich wünsche mir, dass ich auch irgendwann jemanden finde, der so über mich denkt und ohne den ich auch nicht mehr kann.“ - „Das findest du bestimmt, du musst nur Geduld haben und ein bisschen Kampfgeist.“ - „Ja, wahrscheinlich.“ Er nahm den Arm wieder von ihrer Schulter. „Du, Mel, ich muss in dreieinhalb Stunden schon wieder aufstehen, ist es in Ordnung, wenn wir zurückgehen?“ - „Wäre es okay, wenn du alleine gehst? Ich möchte hier noch ein bisschen sitzen und nachdenken.“ - „Soll ich dich nicht noch nach Hause fahren?“ - „Nein, das ist nicht nötig, so weit ist es nicht. Die paar Kilometer zum Hotel schaffe ich zu Fuß und die frische Luft tut mir sicher gut. Außerdem sähe es vermutlich nicht sehr gut aus, wenn er aus welchen Gründen auch immer noch wach wäre und sähe, dass du mich dort absetzt.“ - „Ja, das wäre gut möglich. Hier, das ist meine Nummer.“ Er hob sogleich abwehrend die Hände. „Ich weiß, du willst nichts mit mir anfangen, aber vielleicht hast du mal wieder Lust auf ein Bier oder magst mir schlichtweg berichten, wie es mit euch ausgegangen ist. Oder mir meine Jacke wiedergeben.“ Er zwinkerte. „Pass auf dich auf!“ - „Ja, danke, du auch. Ich melde mich wegen der Jacke und vielen Dank noch mal für´s Ablenken.“ - „Kein Problem. Mach´s gut.“

Er stand auf und sie winkte zum Abschied, bevor sie wieder aufs Meer blickte.

 

 

Wo willst du denn anfangen zu suchen?“ Tina sah Paddy ratlos an, nachdem sie nacheinander auf die Straße gestolpert waren. - „Ich weiß es doch auch nicht! Aber sie kann ja nur in einem Pub sein, sie kennt ja sonst niemanden.“ - „Aber die haben inzwischen doch alle zu!“ - „Wir müssen es wenigstens probieren! Kommt, wir gehen einfach die Straßen ab, die Pubs werden ja nur hier in der Nähe sein.“

Da keinem der anderen eine bessere Möglichkeit einfiel, liefen sie los. Doch wie Paddy befürchtet hatte, behielt Tina Recht. Die Bürgersteige waren sprichwörtlich hochgeklappt, die Straßen leer, die Lokale verriegelt.

Mehrfach versuchte er, Mel auf dem Handy zu erreichen, doch es schien immer noch ausgeschaltet zu sein.

Vielleicht hat sie auch einfach keinen Empfang! Es kann doch sein, dass sie irgendwo draußen ist, um einen klaren Gedanken zu fassen.“ überlegte er laut, nachdem er wieder einmal erfolglos aufgelegt hatte. - „Bei der Kälte?“ Tina runzelte die Stirn. - „Ja, weißt du denn was Besseres?“ erwiderte er barsch und Tina senkte den Kopf. „Nein.“ - „Siehst du! Machst du dir denn gar keine Sorgen?!“ - „Doch, inzwischen schon.“ gab sie zähneknirschend zu. „Aber guck mal, da hinten am Ende der Straße könnte noch einer sein. Er sieht zwar schon dunkel aus, das könnte allerdings auch täuschen.“

So zügig es die Wetterverhältnisse zuließen, peilten sie das kleine Gebäude in der Ferne an. Die kleine Straße führte direkt daran vorbei und verlief sich dahinter entlang der Küste.

Doch obwohl noch ein einzelnes Auto davor parkte, mussten sie enttäuscht feststellen, dass auch dieser bereits geschlossen war.

Dann gucke ich, ob sie vielleicht Spazieren gegangen ist.“

Seine Augen wanderten durch die mondbeschienene Dunkelheit und versuchten irgendwelche Bewegungen auszumachen. Tatsächlich schien jemand auf sie zuzukommen, aber es war nur ein junger Mann, der an ihnen vorbei zu dem parkenden Wagen vor dem Pub ging und einstieg.

Paddy, sie kann überall sein!“ Joey hob hoffnunglos die Arme. - „Vielleicht hat sie ja jemand gesehen!“ - „Wen willst du denn fragen?!“ - „Ihn zum Beispiel!“ Er deutete auf das abgestellte Fahrzeug, in dem sich der junge Mann offenbar gerade eine Zigarette anzündete. Sofort sprintete er los, doch er hatte nicht einmal die Hälfte des Weges hinter sich gebracht, als das Auto gestartet wurde und davon fuhr.

Mist!“ fluchte er und kehrte zu den anderen zurück.

Paddy, lass uns ins Hotel und dort auf sie warten.“ Joey fand es zwecklos, einfach blind drauf los zu laufen, aber Paddy setzte seinen Weg unbeirrt fort. „Du musst ja nicht mitkommen, aber ich gehe.“

Natürlich ließ Joey seinen kleinen Bruder nicht im Stich.

So folgten die drei der dunklen Straße, bis auch die Laternen an der Seite verebbten und nur noch der Mond ihnen den Weg leuchtete.

Willst du oben an den Klippen entlang oder unten direkt ans Wasser?“ fragte Tina nach einigen hundert Metern und zeigte auf einen kleinen Weg, der hinunter ans Wasser führte.

 

 

Roch es hier nach Pfefferminz? Mel schnüffelte nach allen Seiten. Ja, ganz sicher, es war Pfefferminz! Sie hatte das Gefühl, der Duft wurde stetig intensiver, er füllte inzwischen nicht nur ihre Nase sondern bereits den ganzen Mundraum aus.

Irritiert schnupperte sie an ihren Händen. Nichts.

Vielleicht kam es vom Schnee, immerhin war alles um sie herum voll davon! Sie drehte sich auf dem Baumstumpf um 180° und spähte über die Felder. Tatsächlich! Die Hügel hinter ihr waren nicht mehr blau sondern zart mintfarben!

Ob er auch so schmeckte? Wann hatte sie zuletzt Schnee gegessen? Sie musste sehr klein gewesen sein und wer weiß, was sich in den Jahren verändert hatte. Probieren geht über studieren!

Neugierig griff sie in die kalte Pracht am Boden und biss hinein. Ja, es hatte was von Pfefferminz! Allerdings war es trotzdem nicht ganz das, was sie erhofft hatte. Schnell ließ sie den Rest wieder aus der Hand gleiten und wischte sich die nassen Finger in der Hose ab.

Engel im Schnee malen war besser als ihn zu essen, musste sie zugeben. Satt machte er auch nicht, ihr Magen knurrte protestierend. Hatte sie heute überhaupt schon was gegessen? Irgendwas war doch vorhin mit einer Banane...ach ne, die hatte Jimmy ja dann doch alleine gegessen. Aber sie hatte Hunger, dass konnte sie nicht leugnen und auch das Bier hatte es nicht besser gemacht.

Etwas Essbares würde sie um diese Uhrzeit wahrscheinlich nicht mehr finden. Scheiße.

Doch in ihrem Rucksack hatte sie noch ein paar Clementinen und eine Tafel Schokolade, leider lag dieser im Hotelzimmer und sie verspürte nach wie vor keinerlei Motivation, wieder dahin zurückzukehren. Paddy würde dort auf sie warten, auch wenn er schon schlafen würde, würde sie mit ihm konfrontiert werden und sie fühlte sich noch nicht bereit dazu.

Sie dachte an all die wunderbaren Dinge, die sie eben über ihn gesagt hatte.

Ja, sie hatte es so gemeint und es war genau das, was sie ihm gegenüber empfand, aber im Moment war da eben auch eine bittere Enttäuschung. Die Wut, die vorhin noch so in ihr gelodert hatte, war mittlerweile schwächer geworden, nicht zuletzt durch ihre eigenen Worte.

Er war und blieb ohne Frage das Beste, was ihr je passiert war. Er war der Mittelpunkt ihres Lebens, auch wenn ihr vorhin der Boden unter den Füßen weggezogen worden war.

Und obwohl er sie belogen hatte und das über Jahre hinweg, sie hatten eine gemeinsame Vergangenheit und die hätten sie vielleicht nicht gehabt, wenn er damals ehrlich gewesen wäre. Wahrscheinlich hätte sie nie versucht, mit Jenny zu konkurrieren. Es war immer schwer, wenn man in eine bestehende Beziehung, oder was auch immer es gewesen sein mag, hinein funkte. Sie hätte immer in der Angst gelebt, dass er irgendwann zu ihr zurückgehen würde.

Doch so, wie es gekommen war, hatte sie sich richtig in ihn verliebt, sie hatten einen Sohn zusammen gehabt und letzten Endes sogar geheiratet.

Nachdenklich schaute sie auf den Ring an ihrem Finger. Sie fand ihn immer noch genauso wunderschön, wie an dem Tag, als er ihn ihr vor die Nase gehalten hatte.

Merlin war so klein gewesen und sie hatte mit ihm vor der Bühne gelegen, bevor er ihr einen traumhaften Antrag gemacht hatte. Er hatte es offiziell machen und eine richtige Familie sein wollen.

Sollte sie ihm sogar dankbar sein? Ohne seine Lügen wären ihr die schönsten Momente ihres Lebens verwehrt geblieben.

Vielleicht sollte sie doch einfach wieder ins Hotel zurückgehen und sich an ihn kuscheln, schließlich war sie sich sicher, dass sie ihn nicht verlieren wollte.

Mama.“ Sie zuckte zusammen und blickte sich erschrocken um.

Sie kannte diese Stimme, auch wenn sie nie ein einziges Wort gesagt hatte. Es war Ewigkeiten her, dass sie sie zuletzt gehört hatte und ihr Herz begann wie verrückt zu schlagen. Ihre Hände wurden feucht und hektisch schaute sie sich um.

Von wo waren diese Worte gekommen?

Mama, ich bin hier!

Sie suchte weiter und endlich sah sie ihn! Er saß auf einer Eisscholle, die unruhig auf dem Meer schaukelte.

Es gab hier Eisschollen? Mel konnte sich nicht entsinnen, hier je eine gesehen zu haben, doch jetzt war sie unverkennbar da!

Merlin! Um Gottes Willen, was machst du da?!“

Von tiefer Panik erfüllt sprang sie auf und lief an den Rand der Klippe.

Ihr kleiner Junge war älter geworden seit damals, wie sie ihn zuletzt gesehen hatte.

Seine hellbraunen Locken wehten im Wind, als er fröhlich winkte.

Er musste inzwischen etwa zweieinhalb sein und er war immer noch das Ebenbild seines Vaters. Sie wusste nicht, wo er all die Zeit gewesen war und wie er nun auf das Meer hinaus kam, aber sie musste ihn von dieser Scholle herunter holen!

Er gackerte leise, während er sich hinkniete um aufzustehen.

Merlin, bleib sitzen! Mama holt dich! Setz dich brav wieder hin!“ Sie hatte Mühe, ihre Stimme im Zaum zu halten. Wie sollte sie nur zu ihm kommen?! Er hatte sich zwar wieder auf seinen Hosenboden fallen lassen, aber er konnte es sich in Sekundenbruchteilen wieder anders überlegen!

Suchend wandte sie sich zu allen Seiten und entdeckte einen kleinen Trampelpfad, der zum Wasser hinunter führte, doch der war etwa 200 Meter entfernt!

Er würde garantiert wieder aufstehen, wenn er sie nicht mehr sehen konnte!

Aufregung machte sich neben der Panik breit. Sie musste ihn holen und dann würde sie mit ihm nach Hause gehen. Was würde Paddy für Augen machen, wenn er ihn erkannte! Gemeinsam würden sie es schaffen und endlich ein kleine Familie sein!

 

 

Wir gehen nach unten, ich könnte mir vorstellen, dass sie bei den großen Findlingen dort ist.“ Sie folgten dem Weg hinab, bis es wieder ebener wurde. Die Gischt brach sich an den riesigen Steinen und dröhnte in seinen Ohren.

Mann, ist das glatt!“ schimpfte Paddy. Er war auf den vereisten Steinen, die den Weg abgelöst hatten, ausgerutscht und hatte sich gerade noch auffangen können.

Es war nicht mehr weit bis zum Wasser, aber von Mel gab es keine Spur. Zu seiner Rechten waren die meterhohen Felsen der Steilküste, die sich dunkel vom Firmament abhoben, zu seiner Linken ging der flache Strand weiter. Nirgends konnte er eine Menschenseele entdecken.

Doch auf einmal hörte er eine Stimme rufen.

Was war das?“ - „Das kam von da oben.“ Joey wies auf die Klippen, die etwa hundert Meter weiter über dem Meer emporragten.

Da steht doch jemand, oder?“ Tina verengte die Augen, aber Paddy war schneller. „Meeel!“ brüllte er, so laut er konnte, aber er schien chancenlos gegenüber dem Meeresrauschen zu sein. „Mel, warte!“ versuchte er es noch einmal, obwohl er Angst hatte, dass sie verschwinden würde, sobald sie ihn erkannte.

 

 

Nein, sie bildete es sich nicht ein! Er rief ihren Namen, der Wind hatte ihn zwar fast davongetragen, aber sie hatte es ganz sicher gehört!

Ich bin gleich da! Ich mach, so schnell ich kann!“ versuchte sie ihren Sohn zu beruhigen, während sie in die Tiefe schaute. Wie hoch mochte das schon sein? 15 vielleicht auch 20 Meter? Durchaus machbar, vor allem wenn man ein Engel war!

Sie spürte keine Angst um sich, nur um ihren kleinen Merlin und sie war sich sicher, sie würde es schaffen! Und dann würde sie ihn zu Paddy bringen und endlich wäre alles wieder gut!

Freudentränen strömten über ihre Wangen, dann nahm sie Anlauf...



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Kommentare: 9
  • #1

    Naaanina (Sonntag, 14 Februar 2010 18:44)

    Ach Gottchen, was ein Update.
    Es wäre schlimm, wenn sie jetzt sterben würde, ich mein, er hätte sich nicht entschuldigen können, für das was er getan hat. Ok, ihre letzten Worte deuten daraufhin, dass sie ihm verziehen hätte, was vielleicht etwas positiver für sein Seelenheil wäre, aber der Arme müsst sich ja Vorwürfe bis an sein Lebensende machen. Ich mag garnet daran denken.

    Nja, und Jenny könnte dann ihm dann ja wieder was auftischen und sich an ihn ranschmeißen, denn verheiratet wär er dann ja nicht mehr. Und so wie ich die einschätze, würde sie keine Minute zögern, geschweige denn mal daran denken, dass sie eigentlich der Grund für ihren Tod wäre. Ok, Paddy war auch irgendwo/irgendwie mitbeteiligt, aber wenn Jenny nicht das Buch ins Feuer geschmissen hätte..

    Nja, ich bin mal gespannt wie es weitergeht :) scheinst ja im Moment sehr großzügig zu updaten, was mich sehr freut :)

    Ansonsten wie immer sehr gut geschrieben, aber das Ende ist ja schon irgenwie ein bisschen theatralisch , oder? Nja, wenn sie nicht stirbt dann wahrscheinlich nicht, wenn sie stirbt dann wahrscheinlich schon ;)

    Vielen Dank, ich freu mich auf's Nächste.
    Lg Nanina

  • #2

    Steffi (Sonntag, 14 Februar 2010 22:35)

    Ohh Mann war das spannend. Und vorallem wirds anscheinend noch spannender! So wie Du schreibst bleibt mir beim Lesen auch fast das Herz stehen. Man ist immernoch mittendrin in der Geschichte !
    Ich kann mich nur wiederholen- Respekt für Dein Geschriebenes und danke für das Update - mal sehen wann Du weitermachst :-)

  • #3

    melsgesammeltekatastrophen (Sonntag, 14 Februar 2010 22:39)

    @Nanina, dir hatte ich ja eine Pn geschrieben ;)

    @Steffi: Vielen Dank für dein tolles Feedback! :-* Freut mich sehr, dass du so mitfiebern konntest! :D
    Kannst gleich noch ein Update haben :D
    Aber dann ist mein Vorrat auch aufgebraucht :(
    Und danke für dein großes Lob! :-*

  • #4

    nicky (Mittwoch, 15 September 2010 01:11)

    ohhhhh nnnneeeinnn....sie wird doch nicht...oh ich hab schon befürchtet das die Drogen ihre Wirkung zeigen werden!oh mein gott ich mag garnicht weiter lesen... ich hab solche Angst gleich etwas zulesen das schlimm ist sehr schlimm!ich hatte ebend schon bei den Gedanken fast ne Träne im Auge! :(

  • #5

    Die Micha (Donnerstag, 16 September 2010 23:29)

    Oh nein! Scheiss Drogen, ok ich muss weiterlesen
    Aber bitte lass sie nicht springen! :-(

  • #6

    holla die waldfee (Sonntag, 10 Juli 2011 21:27)

    ja, das will ich auch nicht. sie soll stolpern...
    hoioioi

  • #7

    Resa (Sonntag, 27 Januar 2013 23:33)

    du liebe guete....

  • #8

    Katrinka (Freitag, 08 März 2013 11:23)

    Puh...

  • #9

    Eva (Dienstag, 25 Juni 2013 19:53)

    Bis jetzt mein Lieblingskapitel!!! Sehr gut geschrieben...:)!!!

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