Der Frühling war schon mit großen Schritten dabei, dem Sommer Platz zu machen und die Sonne wurde wärmer.
Mel und Tina waren viel draußen unterwegs und genossen es, dass die kalten Tage endlich vorbei waren.
Tag um Tag verging und endlich war es so weit, die Ferien waren fast da.
Am liebsten wäre Mel am letzten Schultag gleich nach Köln gefahren, doch die Kellys waren auf Tour und somit hatte die Stadt an sich ihren Reiz verloren.
Es war ein sommerlicher Sonntagmorgen, als Mel aufstand und auf den Kalender sah. Es waren nur noch drei Tage bis das Konzert in Schleswig war. Drei Tage bis sie Paddy wiedersehen würde. Er hatte ihr
Karten fürs Konzert geschickt, so dass sie sich dort treffen könnten. Tina hatte nach langem hin und her beschlossen auch mitzukommen.
Aber ein bisschen musste Mel sich noch gedulden.
Heute stand erstmal wieder Flohmarkt auf dem Programm. Sie hatten sich die letzten Monate fast jede Woche auf einem herumgetrieben und gestöbert und manchmal auch selbst verkauft. Heute wollten sie
aber nur bummeln.
Tina suchte wie immer nach guten Büchern und Mel rannte auf jede CD und Plattenkiste zu, die sie entdeckte.
„Tina, guck mal, coole Scheiben!“ Mel hatte ein ganze Kiste voll günstiger Schallplatten entdeckt und wühlte neugierig. Tina war nicht so begeistert. Sie hatten keinen Plattenspieler und fand das
Ganze eher uninteressant. Sie nahm in der Zwischenzeit einen Ständer voller Klamotten unter die Lupe.
Mel fand eine Platte von den Doors und eine von Bob Marley, die sie etwas runter handelte und mitnahm. Tina eine braune, hautenge Lederhose.
„Lass uns was trinken. Ich verdurste gleich.“ schlug Tina vor.
Mel ging es nicht anders. Sie holten sich jeder eine kalte Cola und setzten sich auf einen Stein in die Sonne.
„Also nichts gegen den Sommer, aber heute ist die Hitze kaum auszuhalten!“ ächzte Mel, die ihren Becher schon fast leer hatte. Tina schloss die Augen und genoss die Wärme: „Ach, hier lässt sich das
aushalten. Ich mag die Sonne und den Sommer. Jammer nicht rum, du musst dich ja auch nicht immer so dick anziehen! Es wird schnell genug wieder kalt.“
Mel nippte an ihrer Cola und sah sich die Menschen an. Es war schon interessant zu beobachten, was für verschiedene Charaktere sich hier aufhielten.
Sie sah ein paar sehr süße Typen, die aber vermutlich zu alt für sie waren. Sie würdigten Mel
auch keines Blickes. Doch während sie ihnen nachsah, hatte sie ihren Becher fallen gelassen.
Sie war gerade dabei, ihn aufzuheben, als sie jemand ansprach: „Guckst du etwa den Männern nach?!“
Vor Schreck hätte sie ihren Becher fast wieder fallen gelassen. Sie guckte, woher die Stimme kam und sah einen jungen Mann in kurzer Hose und T-Shirt auf sie zusteuern...er trug einen Hut und eine
Sonnenbrille und hatte das umwerfendste Grinsen der Welt im Gesicht.
„Was machst du denn hier?“ Mel sprang auf, während Tina, die immer noch mit geschlossenen Augen vor sich hin gedöst hatte, vor Schreck fast vom Stein gefallen wäre.
Paddy kam auf sie zu und nahm die Sonnenbrille ab: „Na, aufpassen, dass du nicht weiter anderen Männern hinterher nachstarrst. Ich hatte dir doch geschrieben, dass ich merke, wenn du anderen Männern
nachsiehst. Du wolltest mir ja nicht glauben!“ schimpfte er scherzhaft „Ich war eben bei dir zu Hause und Lena sagte, ihr seid auf dem Flohmarkt. Bekomme ich denn nicht mal eine Umarmung?!“
Mel hatte ihn die ganze Zeit nur ungläubig angestarrt. Jetzt warf sie ihren Becher doch beiseite und schlang ihre Arme um seinen Hals. „Natürlich! Schön, dass du da bist!“ Er bekam nicht nur eine
Umarmung, sondern auch einen sehnsuchtsvollen Kuss.
„Hi Tina!“ Er drückte sie kurz und legte dann wieder beide Arme um Mel, die es immer noch nicht fassen konnte, dass er da war.
Sie strahlte übers ganze Gesicht: „Wieso bist du schon hier?“ - „Naja, der Termin in Schleswig ist ja bald und die zwei Tage vorher sind frei. Und da dachte ich mir, ich komme schon.“ - „Wieso hast
du nichts gesagt?? Wir haben doch dauernd telefoniert!?“
Er verdrehte die Augen und grinste. „Bei Überraschungen ist es eher unüblich, dass man sie ankündigt. Ich kann auch wieder fahren, wenn ich störe...“ - „Wage es bloß nicht!“ rief Mel und
klammerte sich an ihn.
Sie hatte ihn zwei Monate nicht gesehen und wusste auf einmal gar nicht mehr, wie sie das ausgehalten hatte. Es war einfach unglaublich, ihn wieder im Arm zu halten, in seinen Haaren zu spielen und
seine Lippen zu berühren. Sein Geruch war ihr so vertraut. Sie mochte ihn gar nicht mehr loslassen. Es war einer der Momente, wo sie so glücklich war, wo einfach alles stimmte.
„Sind die anderen auch hier?“ wollte Tina wissen. - „Nein, die sind noch in Hamburg. Die kommen erst morgen.“ antwortete er, ohne Mel loszulassen.
Sie drehten noch eine kleine Runde über den Flohmarkt und gingen dann zu Mel nach Hause.
„Tina, wie geht es dir? Du lässt ja gar nichts mehr von dir hören.“ fragte Paddy auf dem Hinterhof von Mels Eltern angekommen. - „Sollst du das wieder von Joey fragen?“ - „Nein, das
will ich wissen. Und sei doch nicht so garstig. Er will doch auch nur wissen, wie es dir geht, weil er dich eben vermisst.“
- „Ja, war nicht so gemeint. Mir geht’s gut. Schule ist endlich vorbei für diesen Sommer, Zeugnis war gut. Meine Schwester ist verreist, da habe ich auch meine Ruhe.“
Paddy schüttelte lachend den Kopf „Ja, das sind die elementaren Dinge des Lebens, die ich von dir wissen wollte.“ - „Ja, was denn sonst?!“ - „Vielleicht, ob du einen neuen Freund hast?“ - „Nein, habe
ich nicht. Ich muss das Thema Männer im Moment nicht in meinem Leben haben.“
Tina war leicht genervt, sie hatte keine Lust mit Paddy über das Thema zu sprechen. Da sie sowieso ein bisschen Anstand zeigen wollte, ließ sie die zwei allein, um noch zu ihrer Tante zu gehen, die
ganz in der Nähe wohnte.
Paddy und Mel blieben auf dem Hof. Sie saß auf seinem Schoß und sie schmusten und küssten sich, als hätten sie sich Jahre nicht gesehen.
Da kam Mels Vater auf den Hof, um sich in der Abendsonne um die Blumen zu kümmern und danach mit Nele, der Hündin, noch einen Spaziergang zu machen. „Ach, Romeo und Julia haben sich auch wieder. Ist
ja Herz zerreißend! Hallo Paddy, schön dich zu sehen!“ begrüßte er die beiden lachend.
„Hallo, ja ebenfalls.“ antwortete Paddy und gab ihm die Hand. Sie fühlten sich allerdings nun zu beobachtet und beschlossen, woanders hinzugehen.
„Sollen wir ins Kino?“ schlug Mel vor. „Es ist gerade „Braveheart“ angelaufen.“ - „Nö, den können wir auch ein anderes Mal sehen. Ich will lieber mit dir allein sein.“ So verzogen sie sich in Mels
Zimmer.
„Mel, ich habe ein kleines Problem...“ - Mel sah ihn besorgt an. „Was für eins?“ - „Das Hotelzimmer ist erst für morgen gebucht und ich muss vermutlich heute Nacht unter der Brücke schlafen.“
erklärte er theatralisch. - „Du Spinner! Wie lange bleibst du?“ - „So etwa anderthalb Wochen.“ - „Du willst doch aber nicht ernsthaft ab morgen im Hotel bleiben, oder?“ - „Nein.“ grinste er und
küsste sie. „Nicht, wenn neben dir im Bett noch ein Platz frei ist.“ - „Naja, ich habe etwas zugenommen, aber das müsste schon noch passen.“ kicherte sie.
Er sah sie prüfend an. „Nein, das glaube ich nicht.“ - „Hey!“ - „Nein, ich meinte doch, ich glaube nicht, dass du zugenommen hast! Und selbst wenn doch, dann müssen wir eben stapeln.“
Mel sah aus, als würde sie angestrengt nachdenken „Stapeln, wie geht das?“ - „Och, das ist ganz einfach. Warte, ich zeig dir, wie das geht.“ Grinsend setzte er sich auf sie. „Siehst du, ist ganz
leicht.“ - Sie legte die Stirn in Falten „Und wie soll man so schlafen?!“ - Er drückte sie aufs Bett und lag nun auf ihr. „So besser?“ - „Ja, etwas. Schatz?“ - „Was? Stört es dich etwa beim Schlafen,
wenn ich auf dir liege?“ - „Nein, ganz im Gegenteil. Wie habe ich es vermisst, dich auf mir zu spüren!“ - „Na, das klingt doch gut...“ Er begann ihren Hals zu küssen. Sie schloss ihre Augen und
genoss seine Berührungen. Sie hatte längst vergessen, was sie eigentlich sagen wollte. Wie hatte ihr das gefehlt!
Da ging die Tür auf „Na, wollt – oh, ich wollte nicht stören, sondern nur fragen, ob ihr Hunger habt. Abendbrot ist fertig.“ Lena stand in der Tür und wartete auf eine Antwort.
Paddy guckte Mel an und nickte. - „Ja, wir danke, wir sind gleich da.“ sagte Mel zu ihrer Mutter, die daraufhin die Tür schloss.
Paddy fuhr fort Mels Hals zu küssen, seine Hände wanderten unter ihr T-Shirt, doch sie wehrte ihn ab. „Nein Schatz, du wolltest, was essen, also lass uns runter.“ - „Na gut.“ erwiderte er
widerwillig, allerdings machte er sich in dem Moment so schwer, dass sie ihn trotz aller Versuche nicht von sich runter bekam. „Hey, das ist nicht fair. Du weißt, dass du mehr Kraft hast.“
Schweren Herzens erhob er sich und zog Mel an der Hand hoch. Hand in Hand gingen sie zum Essen. Es gab Pizza und Paddy hatte einen Bärenhunger. Als sie satt waren machten sie sich wieder auf den Weg
nach oben.
Paddy schloss die Tür hinter sich ab. „So, wo waren wir stehen geblieben? Ach ja, wir lagen bereits.“
Er sah ihr in die Augen und schob sie bestimmt zum Bett rüber. - „Na, du hast es aber eilig!“ - „Ja, denkst du, nur du hast mich vermisst?! Wie lange haben wir uns nicht gesehen?“ Mel dachte kurz
nach, während sie im das T-Shirt auszog. „Etwa zwei Monate.“ - „Mir kommt das viel länger vor. Endlich wieder bei dir!“
Er lag auf ihr und ihr in die Augen. Sie strich ihm die Haare aus dem Gesicht. Sie liebte sein Haar. Sie ließ es durch ihre Finger gleiten und genoss es seinen Atem auf ihrer Brust zu spüren. Er
senkte den Blick und begann diese zu küssen. Hörte aber gleich wieder auf, da er ein paar Haare von sich im Mund hatte. Mel lachte und reichte ihm ein Haargummi, das auf der Fensterbank gelegen
hatte. Flink hatte er sich einen Zopf gebunden und fuhr fort, wo er eben unterbrochen worden war...
Sie machten sich einen gemütlichen Abend und gingen früh schlafen, da sie am nächsten Morgen ganz früh schwimmen gehen wollten. Das Freibad machte gegen 6 Uhr auf und gewöhnlich trieben sich sogar in
der Ferienzeit um die Uhrzeit fast nur ältere Leute dort herum.
„Hey, Pad, aufwachen! Der Wecker klingelt!“ - „Hm?“ Er öffnete ein Auge, schloss es gleich wieder und zog die Bettdecke bis zur Nasenspitze hoch.
Mel war aus dem Bett aufgesprungen und ließ nicht locker „Na komm schon. Nachher kommen die ganzen Kiddies, die Ferien haben.“ - „Rechnet doch eh keiner mit, mich hier im Schwimmbad zu treffen,
also...“ - „...könnten die dich trotzdem erkennen. Außerdem wird es dann auch so voll. Los jetzt!“ Sie riss das Fenster auf und zog ihm die Bettdecke weg.
„Mel! Ey, das ist echt fies!“ Murrend stand er auf und zog sich an. Mel zog sich ihren Bikini an, den sie für Jamaika gekauft hatte, und er grinste sie verschlafen an: „Also meinetwegen kannst du den
auch auslassen.“ Er kam auf sie zu und legte seine Hände auf ihren Körper.
Doch Mel wandte sich heraus und zog sich an. „Nix da, Finger weg! Wir müssen los.“
Sie nahmen sich ein Brot mit in der Hand, um ihre knurrenden Mägen zu beruhigen und machten sich auf den Weg.
Eine knappe halbe Stunde später breiteten sie auf dem Rasen ihr Lager aus und gingen duschen. Wie sie erwartet hatten, waren kaum Leute da.
Mel war schneller fertig als Paddy und stand bereits am Beckenrand.
Sie tippte den Fuß ins Wasser, um die Temperatur zu prüfen, als er aus den Duschräumen kam. „Uahh, scheiße ist das kalt! Ich glaube ich will doch nicht schwimmen.“ fröstelte sie vor sich hin. - „Du
hast mich aus deinem warmen, gemütlichen Bett getrieben, dann gehst du jetzt auch schwimmen!“ Er hob sie hoch und warf sie im hohen Bogen ins Wasser.
„Neeeeiiin! Ah, du Sau!“ Sie schnappte nach Luft, als sie wieder auftauchte.
Er rannte zum Sprungbrett, machte einen schwungvollen und sehr eleganten Kopfsprung und schwamm auf Mel zu. Sie klammerte sich zitternd an ihn.
„Beweg dich, dann ist dir auch nicht mehr so kalt. Lass uns ein Wettschwimmen machen!“ animierte Pad sie und obwohl sie wusste, dass sie keine Chance hatte, machte sie mit. Sie kraulten einige
Bahnen, bis Mel nicht mehr konnte. Sie verlor natürlich jedes Mal. Aber kalt war ihr nun nicht mehr.
„Ich glaube, ich mache erstmal eine Pause.“ sagte Mel atemlos und kletterte aus dem Wasser. Pad folgte ihr und sie legten sich in die Sonne. „Cremst du mir den Rücken ein?“ Natürlich war es ihm ein
Vergnügen.
Sie lagen in einer abgelegenen Ecke und unterhielten sich ein wenig, während sie vor sich hin dösten. „Ich habe euer Video gesehen. Du bist ja ein süßer Zauberer gewesen! Aber als du den Papagei auf
dem Arm hattest, sahst du auch echt gut aus!“ schwärmte sie. - „Na, nun übertreibe mal nicht, aber danke für die Komplimente. Wir sind mit dem Video sehr zufrieden. Und der Dreh war ja auch lustig.“
- „Ja, das habe ich gesehen. Ich sag nur „Toni, Toni, Toni...“ “ - Paddy lachte und sie fühlte sich etwas ertappt. „Ja, ich geb´s zu, ich habe mir ein Making of angesehen...ach und wie war das,
wolltest du mir nicht noch deinen Zauberstab zeigen?!“ fügte sie schnell hinzu. - „Den zeige ich dir ein andermal.“ Er zwinkerte grinsend und küsste sie.
Langsam wurde es richtig warm in der Sonne.
„Sollen wir nochmal ins Wasser?“ schlug sie vor. „Aber nicht wieder werfen!“ Sie stand auf.
„Mal sehen...wenn du nicht schnell genug von selbst im Wasser bist...“ Er rannte ihr hinterher und wollte sie fangen, aber sie war in drei Sätzen auf dem 1 - Meterbrett und sprang von alleine.
Doch im Wasser holte er sie ein und sie versuchten sich immer gegenseitig unter Wasser zu tauchen, bis Mel so aus der Puste war, dass sie zum Beckenrand schwamm. „Ich kann nicht mehr. Bitte,
Erbarmen!“ - „Na gut, dann will ich mal Gnade vor Recht ergehen lassen.“ Er begann sie zu küssen. Sie schloss die Augen und genoss die kühlen Wellen, die ihren aufgeheizten Körper berührten, ebenso
wie seine Hände auf ihrem Körper.
Als sie die Augen wieder öffnete, sah sie über seine Schulter und stellte fest, dass die ersten Jugendlichen auftauchten.
„Schatz, lass mal los.“ Er sah sich um und stimmte ihr zu.
Sie kletterten aus dem Wasser und gingen sich umziehen, bevor er entdeckt werden würde.
Nach ihrem Schwimmbadbesuch gingen sie noch ein Stückchen im Wald spazieren und machten sich dann auf den Weg nach Hause.
„Mel, da ist Post für dich.“ rief ihre Mutter aus der Küche, als sie gegen Mittag zur Tür hereinmarschierten.
Sie ging zum Schreibtisch und fand einen Brief.
Paddy schaute ihr über die Schulter. „Das ist Jimmys Handschrift!“
Er wollte ihr den Brief am liebsten aus der Hand reißen, aber sie zog ihn zur Seite. „Sorry, aber er hat mir geschrieben, daher werde ich ihn auch zuerst lesen. Ist nicht bös gemeint.“
Endlich ließ er wieder was von sich hören. Mel hatte oft an ihn gedacht. Auch sie machte sich Sorgen. Ob er wohl endlich gute Nachrichten hätte? Hoffentlich würde er schreiben, wo er ist. Oder sogar
zurückkommen!
Sie liefen in ihr Zimmer und sie riss neugierig den Brief, während Pad auf dem Bett saß und nervös an seinem Daumennagel kaute.
„Und, was schreibt er?“ platzte die Frage aus ihm heraus, nachdem sie offenbar geendet hatte.
Mel gab ihm den Brief.
„Liebe Mel,
vier Wochen sind seit meinem letzten Brief vergangen und in denen ist viel passiert.
Ich habe mich an einer Filmkunstschule eingeschrieben. Du weißt, ich habe mich schon immer fürs Filmen interessiert und jetzt, werde ich richtig etwas darüber lernen!
Ich bin voller Hoffnung und fühle sehr viel Energie in mir. Energie, die größtenteils von mir selbst kommt.
Ich schaffe es mittlerweile, wenigstens die Woche über clean zu bleiben und werde den Rest auch noch schaffen. Da bin ich mir sicher. Ich habe mich einem Gesprächskreis zu diesem Thema angeschlossen,
die einem mit ihrer Erfahrung auch Wege zeigen, wie man ganz davon los kommt, aber ganz so weit bin ich noch nicht. Es tut mir Leid, dir das sagen zu müssen. Aber es wäre schön, wenn du dich trotzdem
für mich freust, dass ich doch etwas voran gekommen bin.
Hoffentlich geht es dir gut, du müsstest ja mittlerweile Sommerferien haben. Ich wünsche dir, dass du es schaffst, etwas Zeit mit Paddy zu verbringen. Ich hoffe, dass ihr noch glücklich miteinander
seid.
Grüße sie alle ganz lieb von mir! Ich hoffe, sie sind mir nicht mehr böse.
Ich möchte dir immer noch keine Adresse hinterlassen, aber ich habe eine neue Handynummer, die ich auf der Rückseite notiert habe.
Lieben Gruß, dein Jimmy.“
Paddy lächelte. „Es geht voran. Er schafft das, da bin ich mir sicher!“ - Mel saß hinter ihm auf dem Bett, legte beide Arme um seine Taille und stützte den Kopf auf seine Schulter „Ja, ich mir auch!“
Paddy rief gleich seine Familie an, um zu berichten. Die freuten sich ebenso wie Mel und Pad. Allerdings fragten sie sich auch, ob sie die gegebene Handynummer gleich testen sollten. Die Meinungen
waren geteilt und schließlich wurde die Entscheidung Mel überlassen, da diese die Nummer ja geschickt bekommen hatte. Nach dem Telefonat lag Mel mit dem Kopf auf seinem Bauch und sie überlegten, was
tun wäre.
„Immerhin hat er sie dir aufgeschrieben. Dass bedeutet für mich, dass er möchte, dass du anrufst.“ begann Paddy. - „Ja, schon, aber sofort?“ - „Naja, ein Datum hat er nicht dabei geschrieben.“ sagte
Paddy grinsend. „Ruf doch einfach mal an!“ Er hielt ihr das Handy hin.
Ihr fielen keine Argumente mehr ein, also wählte sie zögernd seine Nummer.
Sie zitterte fast ein wenig, weil sie so aufgeregt war. Wie würde er sich wohl anhören? Sie wusste eigentlich gar nicht, was sie sagen sollte. Hoffentlich würde sie nichts Dämliches von sich geben. Zum Auflegen war es zu spät, da sie bereits ein Freizeichen hatte.
Paddy beobachtete sie ebenfalls aufgeregt.
„Ja?“ ging eine fröhlich klingende Stimme ran.
„Hi Jimmy, hier ist Mel.“ - „Hallo Mel! Schön, dass du die Nummer gleich genutzt hast! Ich war mir nicht sicher, ob du anrufen würdest. Heißt das, es war in Ordnung, dass ich dir geschrieben habe?“
Seine Stimme klang ebenso aufgeregt, wie Mel sich fühlte.
„Ja, das war es. Es war gut zu hören, dass du ok bist. Ich freue mich, deine Stimme zu hören. Wie geht es dir heute?“ - „Mir geht es gut, danke.“ - „Jimmy, ich habe die Briefe deiner Familie gezeigt.
War das okay? Du glaubst, gar nicht, was wir uns für Sorgen gemacht haben, nachdem du einfach verschwunden warst!“
Es folgte eine kurze Pause, dann antwortete er „Ja, das geht klar. Was haben sie gesagt? Sind sie noch böse? Es tut mir Leid, dass ich so einen Wirbel verursacht habe.“ - „Ja, frag sie einfach
selber, wie sie darüber denken. Soll ich das Telefon mal weiter reichen?“ - „Ja, bitte.“ Er klang aber nicht begeistert, eher ein bisschen ängstlich.
Paddy griff nach den Hörer „Hi Jimbo!“ - „Paddy?“ - „Jep, wer sonst?! Sag mal, was mutest du uns eigentlich zu?“ - „Du bist noch sauer, das ist verständlich, aber, hey, es tut mir wirklich Leid, was
damals vorgefallen ist! Ich wollte dich nicht angreifen und auch deiner Freundin nicht weh tun.“ versuchte Jimmy sich zu entschuldigen.
„Ja, ich weiß. Nein, ich bin dir nicht mehr böse. Aber wir haben uns einfach scheiße doll Sorgen gemacht! Das war f**k**g bullshit, den du dir das geleistet hast! Und dann einfach so abzuhauen!
Jimmy, du kennst uns, glaubst du, wir konnten einfach so weiter machen? Wir haben uns den Kopf zerbrochen. Wir waren alle sehr erleichtert, als Mel anrief und von dem Brief erzählte.“ - „Ja, ich
musste einfach ein paar Dinge los werden. Ich fühle mich wirklich schlecht, dass sie das abbekommen hat an dem Abend. Dein Mädchen hat ein großes Herz und eine gute Seele. Pass bloß gut auf die
Kleine auf!“
Paddy lachte. „Ja, ich weiß, darum hab ich sie ja auch so lieb. Und dass ich auf sie aufpasse, solltest du wissen.“ - „Paddy, was sagen die anderen?“ - „Die denken wie ich. Die sind froh, dass wir
ein Lebenszeichen von dir bekommen haben und hoffen, dass du bald wieder auf die Beine kommst. Seh zu, dass du von dem Kram weg kommst! Ich würde mir wünschen, wenn du auch bald wieder mit uns auf
der Bühne stehst!“
Wieder trat eine Pause ein, bevor Jimmy was sagte „Ich weiß nicht, ob das so bald wieder der Fall sein wird.“ - „Das ist auch nicht so tragisch, Hauptsache, du findest wieder auf den richtigen Weg,
auch wenn dieser dann nicht über unsere Bühne führt. Aber freuen würden wir uns natürlich alle darüber, das kannst dir dir ja denken.“ - „Ja, sicher. Du, ich muss los. Es war schön, mal wieder mit
dir zu reden, Brüderchen. Ihr fehlt mir.“ - „Du kannst jederzeit zurückkommen! Jim, wir stehen alle hinter dir!“ - „Danke, aber ich bin noch nicht soweit. Ich hoffe, auf euer Verständnis. Grüß mir
die anderen! Drück Barby ganz fest.“ - „Mach ich. Und du melde dich wieder! Pass auf dich auf!“
Paddy legte auf und sah schweigend an die Decke.
Mel ergriff das Wort. „Du hast dich gut verhalten! Du hast ihm gezeigt, dass ihr für ihn da seid, dass ihm die Tür offen steht und die Freiheit gegeben, selber zu entscheiden, was er möchte. Ich
würde dich gerne zum Bruder haben.“ - „Nein, das würdest du nicht.“ antwortete er und sah sie an. - „Natürlich! Warum denn nicht?“ - „Weil ich das dann nicht mit dir machen dürfte...“
Er drehte sie auf den Rücken und küsste sie zärtlich. Sie kicherte. „Okay, gutes Argument...man gut wir sind nicht verwandt! Apropos verwandt...kommt deine Family nicht heute?“ - „Ja, die fahren
heute nach Schleswig. Warum?“ - „Sollen wir nicht was mit denen unternehmen?“
Er sah nicht begeistert aus. „Ich habe vorgestern noch mit denen auf der Bühne gestanden, reicht das nicht?! Ich verbringe auch gerne meine Zeit mit dir allein.“ Er begann ihren Bauch zu küssen. -
„Hm, ja natürlich, ich auch, aber ich habe sie doch auch lange nicht gesehen. Ich dachte so an essen gehen oder so? Wir haben doch noch die ganze Nacht für uns und auch noch etwa eine Woche
nach.“
Da streckte Mels Vater den Kopf zur Tür rein „Was haltet ihr davon, wenn wir heute Abend grillen?“ schlug er vor. Mel sah Paddy mit leuchtenden Augen an „Ja! Eine Grillparty!“ Doch Pad guckte nur
verwirrt.
Dann wandte sie sich an ihren Vater. „Könnten vielleicht noch ein paar Leute mehr kommen?“ - „Wie viele denn?“ - „So 7?“
Und dann an Paddy gewandt „Oder sind Sean und Vincent auch mit?“ Paddy schüttelte den Kopf.
„Also sieben? Ja, das kriegen wir hin.“ antwortete ihr Vater und verabschiedete sich erstmal wieder.
Mel rief Maite an und lud sie alle ein. Die klang sehr begeistert und sagte zu.
„Das kann ja heiter werden.“ grummelte Paddy. „So, dann müssen wir aber die verbleibende Zeit sinnvoll nutzen...“ Er schob ihr T-Shirt wieder hoch und küsste sie weiter. Sie schob es wieder runter.
„Ja, sinnvoll nutzen.“ - „Sag mal, ich bekomme langsam den Eindruck, du hast genug von mir!?“ Er zog ne Schnute.
Sie grinste und küsste ihn. „Nein, Schatz, das geht ja gar nicht, aber wir können auch nicht nur im Bett liegen. Komm, lass uns Papa helfen. Sind ja nun doch ein paar Leute mehr, die verköstigt werden wollen. Hoch mit dir, es ist schließlich deine Familie!“ - „Ja, aber du hast sie eingeladen...“ Keine Argumente konnten Mel überzeugen und so folgte er ihr murrend hinters Haus.
Sie wurden gerade rechtzeitig fertig, als es an der Tür klingelte.
„Haaaaallloooo!“ rief Maite und fiel Mel um den Hals. Ähnlich lief es mit dem Rest der Kellys.
Mel brachte alle auf den Hof und wollte sie gerade ihren Eltern vorstellen, da ergriff Paddy das Wort „Darf ich meine Familie vorstellen. Das ist Maite, vor der sollte man immer das Essen in Sicherheit bringen.“ Er erntete einen leichten Seitenhieb von ihr. „Das ist Johnny, der perfekte Schwiegersohn...nach mir natürlich, ne.“ Er räusperte sich grinsend überdeutlich.
„Das ist Barby, da müssen wir aufpassen, dass sie uns nicht die Teller vom Tisch tanzt.“ So fuhr er fort.
Mel grinste ihn an. „Ach Schatz, du kannst wirklich nicht aus deiner Haut. “
Dann wandte sie sich an die anderen. „Es freut mich, dass ihr alle gekommen seid! Lasst es euch schmecken. Ihr habt die freie Auswahl! Der Grill ist an, ich hoffe nur, es ist auch genug Platz drauf.“ Sie guckte zu Maite, die sich sofort angesprochen fühlte. - „Ja, verbünde du dich ruhig mit deinem Freund. Das merk ich mir.“ Sie setzte ein gespielt mürrisches Gesicht auf.
Es stellte sich heraus, dass der Platz auf dem Grill tatsächlich knapp war, aber es wurden doch alle satt. Eines der Hauptthemen des Abends war natürlich das Telefonat mit Jimmy.
Alle waren mit Paddys Reaktion zufrieden und freuten sich, dass Jimmy soweit okay war.
Die Stimmung war sehr gut. Es wurde viel gelacht und Mels Eltern fanden die Familie sehr sympathisch. Lena mochte die Musik der Kellys auch, aber nicht halb so gern wie Mel.
Irgendwann verschwand Paddy kurz und kehrte mit Mels Gitarre zurück. Er stimmte bereits, als er den Hof betrat an, „Ares Qui“ an und die anderen stiegen sofort ein.
Barby fing gleich an zu tanzen und auch Maite, Patricia und Mel ließen nicht lange auf sich warten.
Sie waren alle so in Fahrt, dass sie fast die Klingel nicht gehört hätten.
„Tina!“ rief Joey, als diese plötzlich in der Tür stand. Tina guckte Mel leicht grimmig an. „Kommst du mal bitte kurz mit rein.“
Als sie drinnen ankamen, funkelten Mel zwei wütende Augen an. „Was soll denn das jetzt? Du hast gefragt, ob ich mit grillen möchte, aber das habe ich jetzt nicht erwartet! Wieso hast du nicht gesagt, dass Joey und die anderen auch da sind?!“ fauchte Tina ihre Freundin an. - „Hab ich vergessen. Wusste ja nicht, dass du das so schlimm findest.“ - Doch Tina guckte sie mit großen Augen an. „Willst du mich verarschen? Du weißt genau, dass ich sonst nicht gekommen wäre!“ - „Ja, vielleicht. Aber das du so krass reagierst, habe ich auch nicht erwartet!“
Paddy hatte schon befürchtet, dass Tina nicht erfreut sein würde und stieß gerade dazu, um zu gucken, ob er irgendwie vermitteln konnte. „Hi Tina, willst du es dir nicht erstmal angucken? Ist wirklich lustig gerade.“ - „Ja, du hast gut reden. Das habt ihr euch ja fein ausgedacht!“ griff sie Paddy an, doch der verteidigte sich. „Nein, ich wusste auch nichts davon, aber du musst es ja nicht gleich so über dramatisieren. Was ist denn los mit dir?“ - „Ich will Joey nicht sehen!“ - „Tina, ich kann mich Paddy nur anschließen....was ist los mit dir? Ich dachte, du hättest noch freundschaftliche Gefühle für Joey?“ - „Ja, hab ich auch.“ sagte sie kleinlaut. - „Ich versteh dich nicht. Was ist dann dein Problem? Setz dich und erkläre es uns!“ Scheuchte Paddy sie ins Büro. Sie setzten sich alle drei und Tina sah die beiden leicht nervös an.
Eigentlich wollte sie nichts sagen, aber ihr war auch bewusst, dass sie nicht so leicht aus dieser Situation rauskäme. Sie hatte sich gerade ziemlich dämlich verhalten.
„Keine Ahnung. Ich hatte Joey neulich schon am Telefon und fühlte mich dabei sehr unwohl.“ - „Du hast mit ihm gesprochen??“ Mel sah sie mit aufgerissenen Augen an. - „Nein, hab ich nicht. Ich habe gleich aufgelegt.“
Paddy hakte nach: „Inwiefern fühltest du dich unwohl?“ - „Ich...“ Sie zögerte. „Ich war unruhig, nervös, hatte fast Schmetterlinge im Bauch.“ Sie sah keinen der beiden an, die in dem Moment zu kichern anfingen. „Du willst uns doch nicht wirklich erzählen, dass du doch noch mehr als freundschaftliche Gefühle für Joey hast?“ - „Vielleicht.“ antwortete Tina leicht genervt.
Ihr war das Thema sehr unangenehm. Sie wollte nicht wieder bei Joey angekrochen kommen. Oder auch nur zugeben, dass sie einen Fehler gemacht hatte. Abgesehen davon, dass sie sich nicht sicher war, was sie überhaupt für ihn empfand.
Paddy stand auf und riss sie aus ihren Gedanken. „So, du kommst jetzt mit und feierst mit uns. Das heißt gar nichts. Wir machen uns einfach nur einen schönen Abend. Danach kannst du ja weiter sehen.“ - „Ok.“ Sie wusste nicht, was sie sonst dagegen sagen sollte, und einfach weglaufen, war auch blöd, wo die anderen sie ja bereits gesehen hatten. Also trottete sie mit gesenktem Kopf hinter den beiden nach draußen, wo sie die Kellys und Mels Familie begrüßte.
Joey hatte die Gitarre an sich genommen und spielte gerade zu „Txiki“.“ So kam Tina darum herum, ihn zu umarmen. Und wie es bei Kellymusik üblich ist, konnte sie auch nicht lange schlechte Laune schieben, sondern fing ebenfalls bald an zu tanzen und zu singen.
Die Kellys freuten sich Tina endlich mal wieder zu sehen und jeder wollte mit ihr sprechen. Auch Joey natürlich.
Tina war gerade dabei mit Mel zu reden, als er auf die beiden zukam. Mel sah ihn, rief nach Paddy und machte sich mit ihm unter einem Vorwand aus dem Staub.
Tina stand ziemlich blöd da, drehte sich aber schnell weg und ging drinnen aufs Klo. Als sie wieder raus kam, wandte sie sich gleich Barby zu. Und schon startete Joey einen neuen Versuch. Tina zog Barby am Ärmel mit. „Komm ich zeig dir das mal.“
Sie gingen nach oben in Mels Zimmer, wo Barby sie verwirrt ansah. „Was willst du mir zeigen?!“ - „Eigentlich nichts, tut mir Leid. Mir ist gerade nichts besseres eingefallen. Ich wollte nur von Joey weg. Ich hab keinen Nerv auf den, sorry.“
Tina fühlte sich unwohl in Joeys Nähe. Warum konnte sie nicht genau sagen oder wagte es nicht, es sich einzugestehen.
Barby merkte, dass Tina nicht darüber reden wollte und so zuckte sie lediglich mit den Achseln und sagte: „Ok, wenn du meinst. Musst du wissen. Wobei ich ja denke, er hätte es verdient zu erfahren, warum du dich hinterher nicht mehr bei ihm gemeldet hast. Wo ist denn hier ein Klo?“
Tina zeigte es ihr und als sie sich wieder umdrehte, stand Joey vor ihr.
„Hi.“ murmelte sie nur kurz, wollte an ihm vorbei und nach unten gehen, doch er hielt sie am Arm fest.
„Tina, was ist los mit dir? Warum redest du nicht mehr mit mir, seit du aus Köln weg bist? Warum gehst du mir aus dem Weg und weichst mir ständig aus?“ Etwas Flehendes lag in seiner Stimme. - „Mach ich doch gar nicht. Und zum Telefonieren hatte ich keine Zeit.“ flüchtete sie sich in belanglose Ausreden und wieder wollte sie weiter gehen.
„Findest du nicht, ich habe ein Recht zu erfahren, was los ist? Hast du einen neuen Freund?“ Da sah Tina ihn an. „Nein, das habe ich nicht.“ antwortete sie wie aus der Pistole geschossen.
Sie überlegte kurz und ging dann aber doch ohne ein Wort der Erklärung wieder nach unten zu den anderen.
Joey stand an der Treppe und sah ihr traurig nach, bevor auch er sich mit Barby wieder auf den Weg machte.
Mel unterhielt sich gerade angeregt mit Angelo über Pferde. Sie erzählte ihm, dass sie als Kind sehr viel bei ihren Großeltern gewesen war, die ja unter anderem Pferde züchteten. Angelo wollte unbedingt einmal dorthin und sie sich ansehen.
Paddy rannte in einer Tour mit einem Bier in der Hand hin und her und ärgerte die anderen. Er hatte bereits leicht einen im Tee und nichts als Blödsinn im Kopf.
„Schatz, hör auf mich dauernd in die Seite zu pieksen. So langsam gehst du mir auf den Sack! Ich glaube, das reicht an Bier für dich!“ rief Mel ihm lachend hinterher, da er schon wieder neben dem nächsten stand. Maite hatte sich gerade etwas vom Grill genommen, was er ihr in einem unbeobachteten Moment stibitzt hatte. Sie saß nun verdattert vor ihrem leeren Teller. „Also so langsam wirst du wirklich etwas zu übermütig, mein Lieber!“
Joey beobachtete die ganze Szenerie und setzte sich schlecht gelaunt in die Ecke.
Mel sah Kathy mit bettelnden Augen an. „Ich würde so gerne mal wieder „Motherhood“ live hören. Lässt sich da vielleicht was machen?“ - „Na, das kriegen wir hin.“ antwortete sie lächelnd.
Paddy hatte das auch mitbekommen und schnappte sie die Gitarre und fing an zu spielen.
Mel fand es so schön und träumte einfach vor sich hin, als sie geendet hatten.
Da meldete sich Lena zu Wort. „Also ich mochte ja immer „When the last tree...“, das hatte mir damals auf Anhieb gefallen.“ Paddy ließ sich nicht lange bitten und gab mit Kathy auch dies zum Besten. Mittlerweile nicht mehr ganz fehlerfrei.
Joey saß immer noch in der Ecke und starrte lustlos in das Geschehen.
Ihn nervte das alles. Warum sprach Tina nicht mit ihm. Mit allen anderen schien sie Spaß zu haben. Nur ihn guckte sie nicht an. Warum war sie dann überhaupt hergekommen?
Er hatte keine Lust mehr, sich mit den anderen zu unterhalten. So verzog er nur immer mal wieder spöttisch das Gesicht, wenn Paddy sich verspielte.
Nach dem Lied gab dieser auch auf und tönte laut herum, er wolle sich von der Gitarre heute nicht mehr blamieren lassen. Die sei ja sowieso wegen der Hitze verstimmt.
Er wurde für diesen Kommentar von allen Seiten nur kollektiv ausgelacht.
Tina musste dringend nach drinnen, da auch sie bereits eine Menge Bier intus hatte und dringend welches wegbringen musste.
Paddy sah sie verschwinden und rannte hinterher. „Tina, warte mal.“ - „Was denn?“ fragte Tina fröhlich, die bereits vergessen hatte, dass sie vorhin leicht genervt von ihm war. - „Sieh dir doch mal an, wie Joey dort in der Ecke hängt. Nun rede doch endlich mit ihm! Wie kannst du den Anblick nur ertragen? Mir tut er Leid.“ - „Ja, mir auch.“
Keiner von beiden hatte Joey bemerkt, der ihren gemeinsamen Abgang bemerkt hatte und sich nun nur wenige Schritte weiter hinter einer Ecke versteckt hatte. Er wollte endlich mit Tina reden, hatte dann aber bemerkt, dass Paddy mit ihr sprach. Er blieb stehen und belauschte die Gesprächsfetzen.
Paddy trat näher an Tina heran, legte ihr die Hand auf die Schulter und redete leise auf sie ein: „Na komm, öffne dich. Hinterher wirst du froh sein, dass du es gemacht hast. Glaub mir, das kann nur gut werden. Frag Mel.“ - Tina wandt sich innerlich hin und her. „Ich mag aber nicht.“ quengelte sie. - „Doch Tina, ich weiß, du willst das auch, soweit kenne ich dich schon.“ - „Und was ist, wenn das mit uns nicht gut geht?“ - Paddy seufzte. „Man sollte es drauf ankommen lassen.“ - Sie schüttelte vehement den Kopf: „Nein, ich will das nicht. Lass mich bitte endlich in Ruhe. Ich glaub, ich geh besser.“ - „Nein, Tina, geh jetzt nicht!“ Paddy hatte sich nicht mehr bemüht leise zu reden.
Da reichte es Joey. Er kam kochend vor Eifersucht hinter der Ecke hervor und ging aufbrausend auf die beiden zu und fuhr Paddy an „Du halbe Portion lässt mal schön die Finger von meiner Tina! Du hast doch gehört, dass sie nicht will. Und dass du das deiner Freundin antust, die für dich durchs Feuer gehen würde! Du solltest dich schämen!“
Man sah deutlich, wie sehr er sich zusammenriss, um Paddy nicht auch körperlich an den Hals zu springen.
Paddy ließ Tina los und machte einen Satz zurück. Die drei standen einen Moment wortlos neben einander. Zuerst sahen Pad und Tina sehr erschrocken aus, doch als sie realisierten, dass Joey offenbar dachte, Paddy hätte sie gerade überreden wollen, etwas mit ihm anzufangen, mussten sie laut lachen.
„Das findet ihr wohl auch noch komisch, oder was?“ Joey war sehr wütend.
Tina konnte nicht umhin, ihn liebevoll anzusehen, wie er da mit geballten Fäusten stand, um sie im Fall der Fälle zu verteidigen. „Ja, ein bisschen schon. Paddy wollte mir nicht zu nahe treten. ...Wir sprachen über dich.“ - „Äh...über mich?“ Joey kam sich gerade unglaublich dämlich vor.
Paddy sah ihn kopfschüttelnd an „Ich glaub, ich geh dann mal.“
Joey und Tina guckten sich verlegen an.
Sie hatte doch nicht mit ihm reden wollen. Genau wegen dieser Situation. Sie stand unsicher da und wusste nicht, was sie machen sollten. Jetzt konnte sie ihm nicht mehr aus dem Weg gehen. Ihre Gedanken wirbelten. Jetzt würde sie mit ihm reden müssen. Was sollte sie sagen? Wollte sie? Wollte sie nicht? Wollte er sie überhaupt noch? Ja, er würde sie noch wollen, wenn er sich so für sie einsetzte.
Ihre Schmetterlinge waren wieder da, aber waren sie echt? Oder war das nur die Aufregung, das Bier, der Sommerabend?
Langsam wurde das Schweigen peinlich.
Joey dachte an die Gesprächsfetzen, die er aufgeschnappt hatte und die ja eigentlich recht eindeutig waren. Und wenn die sie tatsächlich auf ihn beziehen sollten? Jetzt stand sie vor ihm und sah nicht aus, als wenn sie gleich weglaufen würde.
Er nahm sich ein Herz und Tinas Hände in seine. Er öffnete den Mund, aber Tina kam ihm zuvor. „Das war echt süß, wie du mich gerade verteidigen wolltest.“ Sie blickte schüchtern zur Erde. - „Findest du wirklich?“ Etwas Besseres fiel Joey nicht ein. Seine Stimme war rau vor Nervosität.
Plötzlich fing Tina wieder an zu lachen. Joey sah sie verwirrt an, so dass sie schnell erklärend hinzufügte: „Ich hab nur gerade nochmal überlegt, was Paddy und ich gesagt haben, das muss ja wirklich ziemlich seltsam geklungen haben!“ japste sie.
Jetzt musste auch Joey lachen. - „´Das kann nur gut werden, frag Mel!`- Ich dachte, na, der haut ja ganz schön auf den Pudding. Ziemlich große Klappe, der Jungspund.“
Einen Augenblick zögerten sie noch, dann prusteten beide los. Joey nutzte den Moment und zog Tina ganz nah an sich. Sie wehrte sich nicht dagegen. Ihm fiel der Stein vom Herzen, den er seit Wochen mit sich herum getragen hatte, und er hielt Tina ganz fest.
„Es tut mir leid.“ murmelte sie an seiner Schulter.
Er strich ihr nur liebevoll übers Haar.
Doch, die Schmetterlinge waren echt. Das spürte sie jetzt ganz deutlich.
Paddy und Mel war inzwischen natürlich auch aufgefallen, dass die beiden gar nicht wiederkamen. Je länger es dauerte, desto vergnügter wurden sie.
„Das klappt, das klappt!“ freute sich Mel. „Wie schön für die beiden!“ - „Du kannst mir übrigens nicht erzählen, dass du keine Hintergedanken hattest, als du Tina verschwiegen hast, dass die anderen auch zum Grillen kommen.“ neckte Paddy seine Freundin. „Durchtriebenes Luder, du.“ - „Luder...vielleicht. Durchtrieben, nein, ...noch nicht.“ Sie klimperte ihn breit grinsend und äußerst auffordernd mit den Augen an.
Neben ihr fuhr ein Kopf herum und ihr Vater starrte sie mit großen Augen an.
Mel sah es ganz deutlich im Augenwinkel. Sie schluckte, den hatte sie ja völlig vergessen.
Sie fing an zu haspeln: „Äh, nein, ich...äh...bin natürlich viel zu unschuldig und naiv, um...öhm...solche Pläne auszuhecken...“ Sie bemühte sich wieder aufs Thema zu kommen und dabei besonders unschuldig zu gucken, was ihr aber nicht mal ansatzweise gelang. Sie wurde rot: „Ich...äh...geh mal nach Tina und Joey sehen.“
Sie sprang auf und lief nach drinnen. Die umstehenden brüllten vor Lachen und blickten dann auf Paddy, welcher ebenfalls eine leichte rosa Färbung bekam. Er grinste nur kurz, ohne Mels Vater anzusehen und aß schnell weiter.
„Was ist denn bei euch los?“ wollte Angelo wissen, der das Gelächter von Weitem mitbekommen hatte. „Nichts...aber frag mal Joey.“ murmelte Paddy mit vollem Mund, um Angelo schnell los zu werden. Doch dieser sah ihn nur verwirrt an.
Joey ging es in der Tat gerade sehr gut. Er konnte endlich wieder seine Tina berühren.
Tina fühlte sich ebenso wohl in Joeys Umarmung, so dass sie fast nicht bemerkte, wie unbequem die beiden da eigentlich im Treppenhaus standen, aber irgendwann fiel ihr auch wieder ein, dass sie ursprünglich mal die Absicht gehabt hatte, die Toilette aufzusuchen. Widerwillig löste sie sich aus Joeys Armen.
„Bin gleich wieder da!“ flüsterte sie, und nach kurzem Zögern gab sie ihm einen flüchtigen Kuss.
Mel guckte vorsichtig um die Ecke und konnte nur Joey entdecken. Sie drehte sich um und lief wieder zu Pad nach draußen.
„Hey, ich glaub, da ist was schief gelaufen. Joey steht alleine und von Tina ist keine Spur. Ich muss sie suchen, nicht dass sie irgendwo heulend in der Ecke sitzt.“ Paddy nickte und sah beruhigt aus.
Angelo stand daneben, runzelte die Stirn und meinte besorgt: „Ich glaub, dann seh ich mal schnell zu meinem Bruder.“ Er verschwand in der Tür, aus der er aber nur wenige Sekunden später wieder raus kam. Er grinste über das ganze Gesicht: „Ich weiß ja nicht, was du gesehen hast, aber ich habe die beiden gerade knutschend vorgefunden. Bei denen scheint wieder alles bestens zu sein.“
Mel war irritiert und konnte es sich nehmen lassen, selbst nachzusehen, ob bei Tina alles in Ordnung war. Immerhin hatte sie sie ja in diese Situation gebracht.
Doch auch sie kehrte so schnell wie Angelo zurück. „Er hat Recht!“ rief sie erleichtert und setzte sich bei Paddy auf den Schoß. Die drei sahen sich feixend an.
Als Tina zurückkam, nahm Joey ihre Hand und zog sie mit sich aus dem Haus. „Ich möchte jetzt mit dir alleine sein“, meinte er, „keine Lust auf die ganzen grinsenden Gesichter und Kommentare da im Garten.“
Tina war ganz seiner Meinung. Ihr Verhalten in den letzten Wochen war ihr ganz schön peinlich, auf Kommentare wie „Na, doch endlich zur Vernunft gekommen“ oder so was konnte sie gut verzichten.
Die beiden liefen Hand in Hand hinüber zum Hotel und holten ein paar Klamotten für Joey und schwangen sich dann auf das Motorrad, das Joey sofort nach der Ankunft wieder gemietet hatte. Ohne Motorrad war er irgendwie nur ein halber Mensch.
Sie fuhren nicht gleich zu Tina nach Hause, sondern erstmal an den Strand.
Es war ja schon früher Abend, langsam wurde es leerer am Strand, und sie fanden ein ruhiges, ungestörtes Plätzchen.
„Schade, manchmal wünsche ich mir schon, an der Nordsee zu wohnen statt an der Ostsee.“ meinte Tina. - „Warum das denn?“ - „Na, romantische Sonnenuntergänge über dem Meer gibt’s hier nicht.“ - „Aber Sonnenaufgänge!“ grinste Joey.
Sie lagen im Sand und genossen den Klang des Meeres. Tina hatte den Kopf auf Joeys Brust gelegt und er seine Arme um sie.
Joey konnte es kaum glauben, dass er Tina wieder neben sich hatte. Er streichelte gedankenverloren ihren Rücken. „Magst du mir nicht erzählen, was in den letzten Monaten mit dir los war?“
Sie lächelte glücklich: „Nicht jetzt. Dafür haben wir ja noch Zeit. Ich will jetzt einfach nur den Moment genießen. Ich könnte ewig hier so liegen und dem Rauschen zuhören.“
Joey nickte, gab ihr einen Kuss auf die Stirn und sagte leise: „Ok, ist in Ordnung.“ Er kannte Tina und wusste, dass es keinen Sinn hatte, sie zu etwas zu drängen.
„Was meinst du, wollen wir hier übernachten?“ schlug er vor. - „Du spinnst.“ stellte sie fest, hob den Kopf und sah lächelnd auf ihn herunter. „Aber deshalb -“ sie stockte ein wenig. Dann holte sie tief Luft. „Aber deshalb hab ich dich ja so gern.“
Joey zog sie sanft ganz an sich und gab ihr einen langen Kuss. „Ich bin so froh, dich wiederzuhaben.“, murmelte er, während er mit den Händen ihr Haar zerstrubbelte.
Entspannt ließ sich Tina auf ihn sinken und genoss seine Zärtlichkeiten.
„Ich hab dich vermisst.“ gestand sie.
Eigentlich wollte sich doch jetzt nicht reden, aber auf einmal schien das ganz leicht zu sein. „Eigentlich schon kurz nachdem ich weg war. Aber ich kam mir so blöd vor, weil ich weggelaufen war, und ich war wohl zu stolz, zurückzukommen und einzugestehen, dass ich -“ Joey verschloss ihre Lippen mit einem Kuss. „Lassen wir es gut sein.“ flüsterte er. Seine Hände bewegten sich langsam über ihren Rücken, krochen unter ihr Top. Tina bekam eine Gänsehaut.
Die Sonne war schon fast untergegangen, als die beiden sich voneinander lösten. Nachdem sie eine Weile im Sand gelegen hatte, rappelte Tina sich auf. „Komm, eine kleine Erfrischung, jetzt, wenn die Luft kühler wird, fühlt sich das Wasser noch wärmer an!“ Sie zog Joey hoch, und Hand in Hand liefen die beiden in die Ostsee. Übermütig spritzten sie sich Wasser ins Gesicht.
Danach liefen sie fröstelnd zu ihren Kleidern zurück, wo ihnen dann einfiel, dass sie natürlich nicht an Handtücher gedacht hatten. „Du holst dir den Tod, lass dich wärmen!“ meinte Joey und zog sie an sich. „Da kommst du doch nur auf dumme Gedanken!“ grinste Tina und machte sich vorsichtig von ihm los.
„Du hattest doch ein T-Shirt und ein Hemd an, mit dem T-Shirt können wir uns ja abtrocknen. Vielleicht sollten wir uns auch noch irgendwo Schlafsäcke organisieren, was meinst du? Ich glaub, sonst wird es hier doch zu kalt.“
Nachdem sie sich mehr schlecht als recht mit dem T-Shirt gegenseitig trocken gerubbelt hatten, fuhren sie nochmal zu Tina nach Hause, wo diese dann auch Bescheid sagen konnte, dass sie bei Mel übernachten würde. Zurück am Strand, machten die beiden es sich richtig gemütlich.
Sie hatten auch noch eine Flasche Wein, etwas zu knabbern und die Öllampe eingepackt, die Joey Tina damals in dem Antiquitätenladen für Tina gekauft hatte.
Dann kuschelten sie sich eng aneinander.
Auf dem Hof von Mels Eltern ging es immer noch sehr heiter zu. Der Grill war mittlerweile aus und ihr Vater hatte ein kleines Lagerfeuer gemacht. Er hatte ein paar Fackeln in die Erde gesteckt und sie saßen alle bei Wein und Bier zusammen und unterhielten sich.
Mel hatte nicht gehofft, aber damit gerechnet, dass ihre Eltern sich irgendwann zurückziehen würden, aber das war nicht der Fall. Sie verstanden sich prächtig mit den Geschwistern und redeten die ganze Zeit mal mit dem einen, dann mit dem nächsten. Die Kellys waren neugierig auf das normale Leben von Mels selbstständigen Eltern und diese wollten gern wissen, wie es sich als Berühmtheit so lebt.
Mel war übermüdet und begann zu frieren. „Leute, ist euch auch so kalt?“ Alle schüttelten den Kopf. „Hmpf, na toll. Ja, ich weiß, ich bin eine Frostbeule.“ - „Warte kurz Schatz.“ rief Paddy und war schon nach drinnen gelaufen, von wo er mit einer Wolldecke zurückkehrte.
Mel setzte sich auf seinen Schoß und er wickelte die Decke um sie beide.
„Von Joey und Tina ist übrigens nichts zu sehen gewesen. Die haben sich offenbar aus dem Staub gemacht.“ erklärte er.
Mel lächelte, lehnte den Kopf an seine Schulter und lauschte den Gesprächen um sie herum.
„Mel?“ sprach Paddy sie eine Weile später an, bekam jedoch keine Reaktion zurück.
„Ok, Leute, ich bring sie mal ins Bett. Schön ,dass ihr da wart. Sie hat sich sehr gefreut. Bis morgen!“ sagte er leise zu den anderen und stand auf.
„Schatz?“ murmelte sie im Schlaf vor sich hin, als er sie hoch gehoben hatte. - „Alles gut, Kleine. Wir gehen jetzt schlafen.“
„Paddy, denk daran, morgen um 12h ist Soundcheck. Gute Nacht ihr zwei.“ rief Kathy leise und winkte.
Er nickte und trug Mel nach oben.
Die anderen Kellys blieben auch nicht mehr lange. Sie halfen noch ein wenig mit aufräumen, bedankten sich für den schönen Abend und gingen ins Hotel.
Fröstelnd wachte Tina morgens beim ersten Vogelgezwitscher auf.
Joey schlief noch. Eine Weile beobachtete sie ihn in Gedanken versunken, dann gab sie ihm einen Kuss auf die Nasenspitze. Ohne die Augen zu öffnen schlang er die Arme um sie und zog sie enger an sich.
„Aufwachen, Schlafmütze!“ flüsterte Tina, „sonst verpasst du den Sonnenaufgang!“ Gähnend öffnete er ein Auge. - „Guten Morgen, mein Schatz! Ganz schön kalt hier!“
Eng umschlungen beobachteten die zwei dann, wie die Sonne langsam über den Horizont kroch und lauschten, wie ein Vogel nach dem anderen in das Morgenkonzert einstimmte.
Als sie in ihrer ganze Pracht am Himmel stand und beide völlig durch gefroren waren, konnten sie sich losreißen.
„Ich befürchte, wir müssen uns jetzt doch mal wieder bei Mel und den anderen blicken lassen.“ seufzte Tina. „Hoffentlich gibt’s da schon Frühstück!“ - „Sonst machen wir eben was.“ meinte Joey, stand auf und reckte sich. „Dann lass uns mal zusammenpacken.“
Natürlich schliefen in Kappeln noch alle. Aber die Hoftür bei Mels Eltern wurde nie abgeschlossen, so kamen sie wenigstens ins Haus. Auf dem Weg hatten sie beim Bäcker angehalten und Brötchen und Croissants geholt, nun bereiteten ein leckeres Frühstück vor.
Gegen halb acht kam Lena in die Küche und staunte nicht schlecht. „Was macht ihr denn hier?! Hm, das riecht ja herrlich.“ Sie sog genüsslich den Duft von heißem Kaffee und frischem Rührei ein. - „Tja, da hier noch nichts auf dem Tisch stand, dachten wir uns, wir ändern das mal.“ grinste Tina.
Lenas Blick wanderte von ihr zu Joey. „Ihr habt euch also wieder vertragen? Wie schön!“ Dann wanderte er weiter über den fürstlich gedeckten Tisch und sie fügte hinzu: „Ich werde sicher gesteinigt von denen, aber ich werde mal Paddy und Mel wecken. Die sollen ja auch was davon haben.“
Sie ging nach oben, wo sie eindeutig Stimmen hinter der Tür hörte. Als sie klopfte wurde es schlagartig ruhig. Sie drückte die Klinke runter, aber die Tür war verschlossen.
„Frühstück, ihr zwei! Tina und Joey sind auch schon da.“ rief sie nur kurz und ging wieder runter.
Paddy und Mel kicherten. Sie waren schon seit über einer Stunde wach, hatten aber bisher nicht im Traum daran gedacht, ihr warmes Bett zu verlassen. Sie lagen in Unterwäsche aneinander gekuschelt und genossen die Zweisamkeit.
„Sollen wir?“ fragte Mel unmotiviert. Sie streckte beide Arme über Paddys nackten Oberkörper und begann diesen zu küssen. Er grinste. „Was?“ - „Na, zum Frühstück.“ - Er kräuselte die Nase. „Neeee, ich hab noch keinen Hunger. Nur ein bisschen Appetit.“ Er hatte beide Arme um sie gelegt und zog sie nun fest an sich. Sie seufzte, schloss die Augen wieder und schmiegte sich an ihn.
Dann riss sie die Augen auf...sagte ihre Mutter nicht gerade Tina und Joey wären auch da? Sie sprang auf. „Komm, Schatz, lass uns runter! Ich will sehen, was mit den beiden ist.“
Paddy war zwar gar nicht in Stimmung das Bett zu verlassen, war aber ebenfalls neugierig.
Etwas verspätet tauchten beide am Frühstückstisch auf.
„Guten Morgen allerseits!“ rief Mel gut gelaunt in die Runde und wurde ebenso fröhlich zurück gegrüßt.
Sie setzen sich, füllten sich reichlich von den Köstlichkeiten auf, bevor Mel ihre Fragen nicht mehr zurück halten konnte.
„Und alles wieder gut bei euch? Wo wart ihr gestern Abend bzw heute Nacht?!“ wollte sie aufgeregt zwischen zwei Bissen wissen. - Tina strahlte: „Ja, alles wieder gut!“ Dann berichteten die beiden in Kurzform von ihrer Nacht am Strand.
„Na, das war doch eine gelungene Aktion...immerhin habt ihr frische Brötchen mitgebracht.“ lachte Paddy und nahm sich noch eins. Dann sah er auf die Uhr. „Hm, wir haben noch zweieinhalb Stunden bis zum Soundcheck. Joey, wir fahren alle zusammen, oder?“ Dieser nickte nur mit vollem Mund.
Paddy drehte sich zu Mel. „Und was machen wir bis dahin? Guck mal raus, es ist ein umwerfender Tag draußen!“
Mel sah an sich herunter. Sie hatte sich nur schnell die Klamotten vom Vortag übergezogen, die entsetzlich nach Lagerfeuer stanken. „Ich glaube, ich gehe erstmal in die Wanne. Danach können wir weiter überlegen.“ - „Wanne klingt gut. Da komm ich mit.“
Mel grinste ihn an und nickte.
Die anderen waren fertig mit Frühstück und Lena stand auf, um die ersten Sachen in die Küche zu bringen. „Stört euch doch nicht, oder?“
In der Tür drehte sie sich noch einmal um. „Mel, magst du mir helfen?“ - „Klar.“ Sie stand auf und folgte ihrer Mutter mit ein paar Dingen vom Tisch. In der Küche sah ihre Mutter sie ernst an: „Komm bitte mal mit raus, dann können wir da kurz reden und ich kann noch eine rauchen.“
Mel zuckte mit den Schultern und folgte ihr hinters Haus. „Was ist denn los?“
Lena war eigentlich mittlerweile sehr locker geworden. Sie stritten sich kaum noch im Verhältnis zu früher, daher war Mel diesen ernsten Gesichtsausdruck gar nicht mehr gewöhnt.
Lena zündete sich langsam eine Zigarette an, wirkte aber doch irgendwie nervös. „Also, du und Paddy.“ - „Ja? Was ist mit uns?“ Sie hatte keine Ahnung, worauf ihre Mutter hinaus wollte.
„Ich weiß, ihr seid schon seit ner Weile jetzt zusammen. Wenn da bald mehr laufen sollte...“
Mel schluckte. Sie hasste es, solche Gespräche mit Verwandten zu führen. Sie musste sich zwar das Grinsen verkneifen, über die Formulierung ihrer Mutter, wurde aber doch ein bisschen verlegen und zupfte an dem Blatt eines Baumes herum.
Lena wühlte in ihrer Hosentasche und drückte ihr eine Packung Kondome in die Hand.
Jetzt musste Mel doch lachen. „Ma,...da ist schon was gelaufen.“ - „Oh..na gut.“ Sie zog unsicher an ihrer Zigarette und setzte noch schnell hinzu: „Ich möchte nur, dass ihr euch schützt. Nicht dass du nachher noch schwanger wirst. Das fehlte noch. Hast ja dein ganzes Leben erst noch vor dir.“
Mel guckte liebevoll auf ihre Mutter, wie sie da unruhig stand und an dem Glimmstengel zog. Sie hatte sich offenbar Gedanken gemacht. Wollte noch nicht Oma werden. Sie hatte Angst um Mel. Nachdem sie früher so ein schlechtes Verhältnis hatten, rührte es sie fast ein wenig. Sie ging einen Schritt auf sie zu und umarmte sie „Danke, Mama. Das ist lieb von dir.“ - „Pass auf dich auf!“ - „Natürlich.“
Sie gingen wieder hinein und in Mel schwirrten die Gedanken.
Der Frühstückstisch war inzwischen abgedeckt. Sie suchte Pad und fand ihn im Badezimmer, wo er bereits das heiße Wasser in die Wanne ließ. Er zog sich aus und kletterte hinein. „Na komm, ist herrlich!“
Mel hatte ihr Hemd schon ausgezogen, dann zog sie die Hose runter, wobei die Kondompackung aus ihrer Tasche fiel, wo sie sie eben gesteckt hatte, als sie wieder ins Haus gingen.
Paddy guckte verwirrt „Ich dachte du nimmst die Pille? Was hattest du damit vor?“
Mel lachte und kletterte zu ihm. „Keine Bange. Die hat mir meine Mutter gerade in die Hand gedrückt, falls da mal mehr mit uns beiden laufen sollte...“ Beide fingen an zu lachen.
Doch Mel wurde auch recht schnell wieder ernst. „Ich bin froh, dass ich ihr nichts gesagt habe, als ich im Krankenhaus war. Natürlich wäre sie besorgt und für mich da gewesen, aber es hätte sicher auch Diskussionen gegeben. Ich denke es hätte schon irgendwas an unserem Verhältnis geändert. Und im Grunde genommen ist es seit dem sogar noch besser geworden. Das wären dann sicher nicht der Fall gewesen.“
Paddy streichelte zärtlich ihren Arm. Er merkte, wie nah ihr das Thema noch ging, auch wenn sie fast nie darüber sprach. Eigentlich nur, wenn sie mal wirklich ruhige oder sentimentale Momente hatte.
„Schatz, ich bin so froh, dass es dir wieder gut geht. Es war damals deine Entscheidung, wie du mit deiner Familie damit umgehst. Ich bin erleichtert, dass du nicht bereust, es ihnen verschwiegen zu haben.“
Mel starrte ins Wasser und war offenbar in Gedanken ganz weit weg.
„Hey, Süße, wir werden irgendwann ein Kind bekommen. Es wird deine hübsche Nase haben...hoffe ich.“
Sie sah ihn an und lächelte. „Ja, das hoffe ich auch.“
„He!“Er kitzelte sie.
„Ach Quatsch, aber ich würde mir wünschen, dass es deine Augen und dein Lächeln erbt.“ Sie küsste ihn sanft.
Dann sah er sie etwas ernster an. „Ja, aber die Betonung liegt auf irgendwann! Du wirst erst deine Schule beenden und eine Ausbildung machen oder studieren. Und dann erst nehmen wir das in Angriff!“
Sie nickte. „Ja, das wäre sicher am sinnvollsten.“ Sie grinste.
Er ließ seine Hände über ihren Körper gleiten. „Aber wir sollten dringend schon mal üben, damit dann auch nichts schief läuft....“ flüsterte er in ihr Ohr.
Sie schüttelte den Kopf. „Ne, und wenn du wüsstest, wie hellhörig unser Bad ist, würdest du gar nicht erst auf solche Ideen kommen. Es reicht, dass sie wissen, dass da mehr geht, sie müssen es nicht auch noch mitbekommen.“
Gut, das wollte er auch nicht unbedingt.
So genossen sie aneinander gekuschtelt das warme Wasser und sprangen eine knappe Stunde später wieder aus der Wanne. Sie hatten gar nicht bemerkt, wie schnell die Zeit vergangen war und mussten sich enorm beeilen, um die anderen nicht mit dem Bus warten zu lassen. Der Soundcheck sollte in einer dreiviertel Stunde beginnen.
Sie traten auf die Straße und die warme Sonne schien ihnen ins Gesicht, als die anderen schon gehetzt guckten, wo die beiden denn blieben.
Joey und Tina saßen bereits drinnen. Sie hatten die Zeit nach dem Frühstück für einen Spaziergang entlang der Schlei genutzt. Auch die Kommentare der anderen hatten sie schon über sich ergehen lassen müssen und es war fast wieder, als wäre Tina nie weg gewesen. Alle waren froh sie wieder zu haben. Vor allem war Joey auch endlich wieder guter Dinge.
Die Stimmung war gemischt, aber im Grunde genommen freuten sie sich auf das Konzert. Sie mochten Open Airs sowieso lieber als Hallenkonzerte. Allerdings hofften sie, dass es nicht zu heiß werden würde, da das Konzert am Nachmittag war und nicht in der kühlen Abendluft. Abgesehen von den eigenen Strapazen, erhöhte sich somit auch die Wahrscheinlichkeit, dass mehr Fans umkippen würden. Das war etwas, woran sich keiner der Geschwister bisher hatte gewöhnen können.
Als sie am Veranstaltungsgelände ankamen, belagerten hunderte Fans die Zufahrt und sie hatten Mühe mit dem Bus hindurch zu kommen.
Die Kellys widmeten sich den Instrumenten, während Tina und Mel mit Sean die Sonne genossen. Als der Soundcheck begann, setzten sie sich vor die Bühne auf die Wiese und lauschten dem Treiben der acht.
Als sie fertig waren, kam Paddy zu den dreien. Er legte sich zu Mel und sog ebenfalls die warmen Sonnenstrahlen in sich auf. Aus der Ferne hörten sie die wartenden Fans, die sie aber nicht sehen konnten.
„Ich hatte dir zwar vor ein paar Wochen Karten geschickt, aber du willst doch nicht ernsthaft nachher hier in dem Gedränge stehen?“ fing er an. - „Doch, warum nicht? Klar, ist es auf eine gewissen Art recht anstrengend, aber irgendwie hat es auch was, mit den anderen hier quasi zu feiern.“ - „Ich fühle mich aber nicht wohl bei dem Gedanken. Du weißt, dass mittlerweile sehr, ja, hysterische Leute dabei sind. Und dann sieht es aus, als würde es tatsächlich ein sehr heißer Tag werden. Setzt euch doch hinten in den Backstage Bereich mit etwas zu trinken und hört von dort aus zu.“
Mel fand die Idee nicht besonders gut. Sie wollte ja auch sehen, wie ihr Schatz und ihre Freunde die Bühne rockten und es ist schon ein anderes Gefühl mit allen anderen zusammen zu singen und zu tanzen. Die Musik konnte sie auch zu Hause von ihnen hören, wenn sie zusammen sangen so wie am Abend vorher, aber das ist irgendwie nicht das gleiche. Natürlich war das auch großartig, aber eben anders.
„Ich würde gerne hier bleiben, wenn das für dich in Ordnung ist. Gönn mir doch den Spaß.“ - „Naja, musst du wissen. Du bist alt genug.“
Auch Tina wollte lieber vorne das Konzert ansehen, aber ein bisschen Zeit hatten sie noch bis dahin.
Sie gingen nach hinten in den Backstagebereich und aßen noch eine Kleinigkeit.
„So, Schatz, jetzt ist gleich Partytime! Macht eure Sache gut, ihr habt heute VIPs im Publikum.“ Sie zwinkerte und gab ihm einen Kuss. „Ich liebe dich! Bis später.“ - „Ich liebe dich auch. Pass auf dich auf!“ erwiderte er.
Sie flüsterte ihm noch etwas ins Ohr, drückte er sie noch einmal und verschwand, um sich umzuziehen.
Dann ging der Einlass auch schon los.
Mel und Tina waren in die Einzäunung des vorderen Abschnitts gegangen und beobachteten wie hunderte Fans nach und nach auf sie zugelaufen kamen. Manche alleine, aber die meisten mit einer oder mehreren Freundinnen zusammen. Es war schon etwas beängstigend wie fanatisch die Mädchen rannten, als würde es um ihr Leben gehen.
Mel war froh über die Absperrung hinter ihnen, als sie immer mehr von ihnen umringt wurden. Sie hatten ihnen ohne zu zögern die ersten Reihen überlassen und saßen nun an die Absperrung gelehnt in der Sonne. Sie wollten sich nicht mitten in das Gedränge stellen, sondern zogen es vor, noch Platz zum Tanzen zu haben. Außerdem waren sie froh, dass sie noch nicht stehen mussten, da die Hitze wie erwartet schweißtreibend wurde.
Irgendwann war alles voll hinter ihnen und der Lärmpegel war schier unerträglich. Sprechchöre, die ja
noch zu ertragen waren, und unüberhörbare kreischende Weiber forderten die Geschwister auf, endlich auf die Bühne zu kommen.
Pünktlich rannte ein Kelly nach dem anderen auf die Bühne und setzte ein gut gelauntes Lächeln auf.
Paddy trat ans Mikro und begrüßte die wartende Menge: „Ich habe mir sagen lassen, hier geht heute ne Party? Da wollen wir ja nicht fehlen, ne!“ Dann fing er an die ersten Akkorde von „Ares Qui“ zu
spielen und die Menge war aus dem Häuschen.
Mel und Tina genossen das Konzert. Es war zwar wirklich sehr anstrengend, aber das war es ihnen wert. Wie zu erwarten war es super schön, auch wenn anfangs ein leichter Anflug von Eifersucht in ihr
aufstieg.
Sie ließ ihren Blick über die schreienden Fans schweifen, wie sie seinen Namen brüllten und hofften, er würde sie wenigstens einmal ansehen.
Es war nicht nur anstrengend für die Ohren.
Aber dann amüsierte sie sich still über die Mädels um sie herum, wie sie ihren Freund anhimmelten, bei dem Gedanken, dass sie ihn nach dem Konzert in die Arme schließen und mit nach Hause nehmen
würde.
Viel zu schnell war das Ende gekommen und die übliche Verabschiedung wurde prozediert. Schnell waren auch die Zugaben vorbei und die Fans fanden sich allmählich damit ab, dass sie wieder nach Hause
mussten, da kam Paddy noch einmal alleine auf die Bühne gerannt.
Manche hatte sich schon umgedreht und waren auf dem Weg Richtung Ausgang, überlegten es sich aber schlagartig noch einmal anders, als sie seine Stimme hörten.
„Ich hab da ja fast was vergessen. Ich wurde gebeten, heute ein etwas älteres Lied zu singen. Und dann ist aber wirklich Feierabend.“
Mel freute sich, als er nach der Gitarre griff und „Killer“ anstimmte. Sie sah auch deutlich an den Gesichtern, dass manche der kreischenden Mädchen, das Lied offenbar nicht kannten, es aber
größtenteils ebenfalls sofort gut fanden.
Als die letzten Töne verebbten, verabschiedete sich auch Paddy, wünschte allen einen guten Heimweg und verschwand von der Bühne.
Tina und Mel waren glücklich. Sie warteten, bis sich die Masse aufgelöst hatte und liefen zum Backstageeingang, der allerdings ziemlich belagert wurde.
„Oje!“ murmelte Tina und wollte sich gerade durch die Menschen drängen, als Mel stehen blieb.
„Scheiße!“ - „Was ist los?“ - „Ich habe meinen Backstageausweis verloren!“ stellte Mel entsetzt fest. - „Nicht wirklich, oder?“ Tina schwante gerade, dass Mel ihren doch auch gehabt hatte, da sie
heute einen Rock ohne Taschen angezogen hatte.
Sie sahen sich ratlos an. „Und nun? Die werden sicher nicht hier raus kommen und gucken, ob wir hier verloren herum stehen!?“ flüsterte Mel, obwohl sie sich das Flüstern hätte sparen können, da
jemand offenbar einen Kelly gesichtet hatte und das Geschrei aufs Neue los ging. - „Na, rufen wird auch nichts bringen. Wer achtet denn schon darauf an einem Backstageeingang?“
Irgendwas mussten sie machen, also drängelten langsam immer weiter durch zum Durchlass.
Mel sah den Ordner mit großen Augen an: „Du, ich weiß es klingt blöd, aber wir haben unsere Backstageausweise verloren.“ Der stämmige Mann sah sie an und brach in höhnendes Gelächter aus: „Klar
Mädels, ihr seid ja auch die ersten, die mit dieser Ausrede kommen.“
Das hatten sie erwartet. Aber sie hatten es wenigstens auf einen Versuch drauf ankommen lassen wollen.
Mel stellte sich auf die Zehenspitzen und lukte an der Security vorbei. Die Kellys mussten doch hier sein. Sie sah deutlich den Weg, den sie heute Nachmittag genommen hatten, um vom Bus zur Bühne zu
kommen.
Sie warteten eine ganze Weile und niemand war zu entdecken. Nach 20 Minuten sah sie lediglich zwei Mädchen über den Platz laufen.
Nach weiteren fünf Minuten kreuzte endlich Paddy ihr Blickfeld. Verfolgt von zig Schreien, die hinter ihr aufbrausten, beschleunigte er seine Schritte.
Es war ihr wahnsinnig unangenehm, aber sie musste es probieren. Sie holte tief Luft und rief ebenfalls. Aber natürlich ging ihr „Paddy“ unter den anderen unter.
Mist. Ihr Kopf schwirrte. Was nun? Sie holte noch einmal Luft und rief laut nach „Mike“, kurz für Michael, so wie Jimmy Pad damals auf dem Flohmarkt angesprochen hatte. Und tatsächlich blieb er
stehen, und sah aus, als würde er nachdenken. Doch dann lief er weiter und verschwand im Bus.
Oh nein. Tina hatte auch keinen Plan mehr.
„Da, da! He, den kenn ich!“ brüllte Mel den Ordner an. Der belächelte sie nur müde.
„Bitte, fragen sie doch! Das dauert nicht lange und tut auch keinem weh! Bitte, ich muss da rein!!“ - „Ja, wer muss das nicht?“
Genervt drehte er sich dann aber doch um: „Hey Tom, kommst du mal kurz?“
Tom änderte seine Richtung und kam auf sie zu: „Was gibt’s denn?“ - „Hier,“ er zeigte auf Mel und Tina „die zwei behaupten sie kennen dich und hätten ihre Ausweise verloren.“ Er verdrehte ungläubig
die Augen.
Tom sah auf die beiden und grinste: „Na, blöd gelaufen, was?!“ Sie schauten kurz beschämt zur Erde.
„Du kennst die also wirklich?“ fragte der Ordner erstaunt. Tom nickte: „Na, kommt ihr zwei.“
„Ja, hab ich doch gesagt!“ entgegnete Mel im Siegesrausch grinsend zu dem Security Mann, als sie, durchbohrt von neidischen Blicken, an ihm vorbei gingen.
Erleichtert folgten sie Tom.
„Ihr wurdet schon vermisst. Die meisten sitzen bereits im Bus.“
Sie erklommen gemeinsam die Stufen und suchten ihre Männer, die sie im hinteren Bereich fanden.
Kopfschüttelnd wurden sie belächelt, als sie ihre Geschichte erzählten.
„Oh, seid ihr dämlich! Aber das erklärt, wo die zwei Mädchen vorhin herkamen, die niemand eingeladen hatte. Mann, waren die anstrengend!“ lachte Angelo.
Sie mussten noch allerlei Spott erdulden, aber Paddy war froh, dass seine Mel alles genossen und gut überstanden hatte.
Zu Hause angekommen gingen die Kellys ins Hotel, Joey schnappte sich Tina und fuhr mit ihr auf dem Motorrad weiter, während Pad und Mel bereits die Stufen zu ihrem Zimmer hoch stiegen.
Lena kam ihnen entgegen. „Na ihr, gutes Konzert gewesen?“ Beide nickten. „Habt ihr Hunger? Gibt nichts Großes, ich wollte nur ein paar Spiegeleier machen.“ - „Ja!“ rief Paddy wie aus der Pistole
geschossen.
Er hatte schrecklichen Kohldampf.
Dann bemerkte er, wie Lena ihn flüchtig musterte und wich ihrem Blick aus. Ihm war es unangenehm, dass sie wusste, was zwischen ihm und ihrer Tochter lief. Natürlich war es nahe liegend, dass es
soweit kommen würde und dass sie es sich irgendwann auch denken musste, aber dass sie heute konkret mit Mel darüber gesprochen hatte, gab ihm ein unbehagliches Gefühl.
„Okay, dann sehen wir uns gleich unten.“ sagte Lena, während sie weiter ging.
Paddy und Mel gingen schnell duschen und sich frische Sachen anziehen, bevor sie sich unten an den Abendbrottisch setzten. Sie ließen es sich schmecken und verabschiedeten sich bald wieder nach oben.
Sie wollten sich noch einen Film anmachen und früh schlafen, da Paddy mit seiner Familie am nächsten Tag vormittags gleich zwei Interviews zu geben hatte.
Mel musste auch morgens zur Schule, da Lena ihr Schwänzen bereits am Vortag toleriert hatte.
Sie sah es nicht wirklich ein, da es doch ohnehin nur noch zwei Tage bis zu Sommerferien waren und sie vorher sowieso keinen richtigen Unterricht mehr machten. Aber alles Diskutieren half nichts,
ihre Mutter blieb hart.
So stand sie mit Paddy auf. Sie trennten sich vor dem Hotel und Mel lief beschwingt von einem zärtlichen Abschiedskuss zur Schule.
Bereits als sie das Gebäude betrat, war der Zauber fast wieder verflogen. Natürlich passierte dort wirklich nichts Berauschendes. Und Tina war offenbar im Bett geblieben. Sie war ja 18 und konnte
sich ihre Entschuldigungen selber schreiben. Missmutig saß sie ihre Zeit ab.
Erst kurz vor Schluss fand sie ihre gute Laune wieder. In ihrer Federtasche. Als sie in der letzten Stunde noch ein paar Dinge fürs nächste Schuljahr notieren sollte, holte sie die heraus und fand
einen kleinen Brief von Paddy.
„Hi meine Kleine. Schade, dass wir den Vormittag nicht miteinander verbringen können. Du fehlst mir jetzt schon, auch wenn du im Moment noch neben mir liegst und schläfst. Ich freue mich auf heute
Nachmittag. Hoffe, dein Tag wird nicht zu nervig bis dahin. Denk an dich! Ich liebe dich. Kuss, Paddy.“
Voller Vorfreude lief sie wieder nach Hause.
Sie aß Mittag mit ihren Eltern und rannte hinüber ins Hotel, wo alle, inklusive Tina, saßen.
„Na, Leute, was liegt an? Habt ihr Lust, was zu unternehmen?“ rief sie fröhlich.
Patricia sah etwas genervt aus. „Ja, Lust schon, aber keine Zeit. Tut mir Leid. Ich habe zumindest noch ne Menge zu tun.“
Mel sah Paddy an, den sie mit einem kurzen Kuss begrüßt hatte. „Was machen wir?“
Doch auch er sah sie unglücklich an. „Sorry, aber ich befürchte, ich muss auch noch einiges machen. Dachte nicht, dass das so viel Zeit kosten würde. Wir machen es uns heute Abend schön.“
Sie sah ihn enttäuscht an. „Ne, heute Abend muss ich zum Team. Naja, dann sehen wir uns hinterher, oder?“
Er umarmte sie kurz „Ich hol, dich nachher ab und bring dich hin. Wir können ja noch ne Runde mit denen singen. Das war doch letztes Mal auch sehr lustig. Bis später.“
Dann verschwand er mit Angelo in einem anderen Zimmer.
Sie setzte sich zu den anderen, hatte aber irgendwie das Gefühl überflüssig zu sein und ging nach Hause.
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nicky (Dienstag, 07 September 2010 17:51)
ok!! die geschichte ging denn doch etwas länger!aber immer noch schön und abwechslungsreich!ich liebe deine Geschichte...auch wenn ich noch viel vor mir habe!in manchn Situationen muss ich echt schmunzeln ... weil man manchen sagen kann:jaaaaa das ist typisch Paddy! oder gegebenfalls bei den anderen auch! hihi
na denn mal gucken wie es weiter geht!
auf geht es mit Kapitel 9! vorher aber ne Pause!die brauche ich jetzt mir tuen schon die Augen weh! nach dem ich schon den ganzen Tag hier lese! leider muss ich nun doch morgen arbeiten und werde nicht wirklich zum lesen kommen!
Die Micha (Mittwoch, 08 September 2010 18:09)
Hallo. So nu habe ich mit Unterbrechung, aber an einem Tag, sieben Kapitel durchgelsen und kann einfach nicht damit aufhören, ich lache mit, fieber mit und leide teilweise mit und die Neugierde wird immer grösser wie's wohl weitergeht! Wahnsinnig gut geschrieben, kannst echt nen Buch daraus binden lassen ich glaube die Kellys selber würden es lesen und es als super befinden. Grosses Kompliment von mir!!!
Ganz liebe Grüße
Dein neuer Fan! :-)
melsgesammeltekatastrophen (Mittwoch, 08 September 2010 20:37)
Hey Nicky, danke dir! Freu mich immer noch über jeden einzelnen Kommentar von dir!
:o Hallo Micha! :o :) Ich freue mich, dich in unseren Kreisen begrüßen zu dürfen! Und tausend Dank für deine ganzen herzlichen Worte! Ich würde mich freuen, wenn du auch weiterhin, den ein oder anderen Kommentar hinterlässt! Es muss auch nicht nur Lob sein, auch angebrachte Kritik wird gerne entgegen genommen!
Und ich bin wirklich beeindruckt, dass du an einem Tag so viel gelesen hast! Wow *sprachlos*
Bin gespannt, ob du bis zum Ende durchhältst. Aber ich habe mir sagen lassen, dass die GEschichte zum Ende hin besser wird. :)
Lg Pw
Pharell (Donnerstag, 09 September 2010 22:11)
bin echt begeistert von der Geschichte kann auch gar nicht aufhören zu lesen....-) lg
melsgesammeltekatastrophen (Donnerstag, 09 September 2010 22:17)
:o Noch eine neue Leserin! Ich bin begeistert! Vielen Dank für dein Feedback! Freu mich, dass es dir so gut gefällt!
Die Micha (Freitag, 10 September 2010 07:56)
Na wenn ich so eine super Geschichte anfange, werde ich sie auch bis zum bitteren Ende verschlingen!
Aber wenn sie bis zum Ende so bleibt, möchte ich das sie nicht aufhört! :-D
Pw (Freitag, 10 September 2010 08:21)
Du weißt aber schon, dass die Geschichte immer noch nicht zu Ende ist? Ich schreibe noch. :D
Steffi (Freitag, 24 Juni 2011 23:55)
also was ich bis jetzt gelesen habe finde ich große klasse, ich kann gar nicht mehr aufhören mit lesen. aber für heute ist es genug morgen werde ich auf jeden fall weiter lesen. bin schon gespannt wie es weiter geht
Bella (Samstag, 20 August 2011 00:20)
Ein Kompliment für deine Dialoge! Die sind echt so toll geschrieben!! Und ich mag den Humor :-)
Eine kleine Kritik: Ich finde die Geschichte mit Jimmy ist so zusammenhang los eingebaut. Das ging mir irgendwie zu schnell, nach meinem Gefühl hat da etwas der Aufbau, oder eine ausführlicher Überleitung dazu gefehlt.
Weil ich die ganze Zeit neben dem Lesen deiner Geschichte Musik höre möchte ich eine kleine Songempfehlung da lassen: My heart belongs to cecilia winter "Eighteen"
Pw (Samstag, 20 August 2011 00:57)
Hallo bella. Bist du die bella aus dannys Forum?
Schön dass du wieder liest. :) danke für dein Lob und deine Kritik. welche Stelle mit Jimmy meinst du? damit ich da beizeiten noch mal drüber lesen kann. Am besten die Kritik oder Kommentare unter jedes einzelne Kapitel posten, das du kommentieren willst. Ich freue mich über jeden Kommentar und jede konstruktive Kritik. Komm doch mal ins dazugehörige Forum. Und damit meine ich nicht dannys Forum. Den Link findest du im Menü. Danke. Lg
Bella (Samstag, 20 August 2011 12:24)
Hallo!
Entschuldigung! Ich meine die Stelle an der Jimmys Drogensucht rauskommt. Kapitel 5 ist das, glaube ich. Hab gestern meinen Kommentar einfach an der Stelle geschrieben an der ich aufgehört habe zu lesen!
Nein, ich bin in gar keinem Forum! Aber danke für Einladung in deines. Vielleicht werde ich da tatsächlich mal reinschaun ;-)
Lg, schönen Tag
Nicky (Donnerstag, 01 Dezember 2011 05:22)
Ja ich komme mir vor als würde ich die Geschichte zum ersten Mal lesen... ;-) der Inhalt ist mir ja bekannt aber es ist trotzdem immer noch spannend..
Katrinka (Mittwoch, 27 Februar 2013 20:20)
"Das kann nur gut werden, frag Mel!"
Ich schmeiß mich weg - solche Dialoge kannst auch nur du schreiben :-)
Ich finde übrigens toll, wie du Paddys Sprachstil mit dem dauernden ne? imitierst - ach, das war wieder ein schöner Abend mit deiner Geschichte.
Schade, dass ich jetzt Fußball gucken muss :-)
Micha (Dienstag, 26 März 2013 20:59)
Oh man,man kommt hier gar nciht mehr von los und liest und liest.Auch wenn sie erfunden ist ist es eine supertolle geschichte bis hierhin und werde es auch gleich weiter fortsetzen.Ich muss dir ein riesen lob aussprechen wie du fantasie und von den kellys auch relae eindrücke und geschehene sachen mit einbringst.ich ziehe den hut vor dir.
LG und bitte bitte hör nicht auf zu schreiben ;)
Marie (Samstag, 30 März 2013 19:07)
einfach nur super genial! mehr fällt mir nicht ein dazu...
mach doch wirklich ein buch drauss :)
Gabriel (Sonntag, 15 November 2015 00:13)
Das ist einfach geil geschtort aber geil