Johns Geburtstag

 

 

Mel musste im Gegensatz zu Angelo noch einige Zeit im Krankenhaus bleiben. Auch den anschließenden Aufenthalt in einer Rehaklinik an der Ostküste Schleswig-Holsteins brachte sie zähneknirschend hinter sich.

 

Was für eine bescheuerte Einrichtung! Sicher sinnvoll, ohne Frage, aber wer hat denn Lust, sich freiwillig den ganzen Tag von einer Sportveranstaltung zur nächsten hetzen zu lassen? Die Zimmer boten den mehr oder minder charmanten Komfort der 70er Jahre. Das Essen war erbärmlich, was ihr jedoch ziemlich egal war. Aber freundlich sind immerhin fast alle gewesen!

 

Paddy hatte es zwar einmal geschafft, sie zu besuchen, aber die Wochen dort schienen nicht enden zu wollen. Sie konnte es kaum fassen, als schließlich der Tag da war, an dem er sie abholen wollte.

 

Sie war so aufgeregt! Sie stand an einem Panoramafenster in ihrem Zimmer und blickte auf die schäumende Ostsee. Aus den Stoppeln auf ihrem Kopf war inzwischen eine niedliche Kurzhaarfrisur geworden, an der sie nun ungeduldig herumzupfte.

 

Die Möwen kreischten am Himmel und erinnerten sie an den ersten Kuss, den Paddy ihr damals gegeben hatte. Das war am Strand gewesen, gar nicht weit von hier. Sie konnte noch die Steilküste am Horizont erkennen. Der zarte Umriss hob sich schwach vor den dänischen Inseln vom Firmament ab.

 

Es klopfte und eine quirlige junge Schwester mit kurzen roten Haaren betrat das Zimmer.

 

Mel konnte nicht verhindern, dass man ihr die Enttäuschung ansah.

 

„Sie haben Ihren Arztbrief gestern Abend nicht abgeholt.“

 

Sie überreichte Mel lächelnd einen Umschlag und legte ihr eine Hand auf den Oberarm.

 

„Er ist bestimmt gleich da, um Sie zu holen! Sie haben so lange durchgehalten, das schaffen sie jetzt auch noch!“

 

„Oh, das tut mir leid! Ich war wohl zu nervös wegen heute. Ich konnte schon seit Tagen an nichts anderes mehr denken! Ich weiß nicht, wann ich zuletzt in meinem eigenen Bett geschlafen habe!“ Sie sprach sehr schnell und mit einer mädchenhaften Stimme. „Aber Sie haben ja Recht, er kommt sicher gleich. Und danke für alles! Ihr habt das hier echt erträglich gemacht! Hätte ich nicht immer so fröhliche Gesichter hier gesehen und hin und wieder mal einen lockeren Spruch kassiert, hätte ich wahrscheinlich irgendwann das Handtuch geworfen.“

 

„Gern geschehen. Mit blöden Sprüchen sind wir besonders gut. Alles Gute weiterhin!“ Dann winkte sie und ging.

 

Doch die Tür schloss sich nicht komplett, sondern öffnete sich sofort wieder und Paddy kam herein. Er warf die mitgebrachte Rose achtlos auf den Schreibtisch und rannte auf seine Kleine zu, die er fest in seine Arme einschloss.

 

„Jetzt hab ich dich wieder!“

 

„Jaaaa! Bring mich nach Hause!“

 

Freudentränen liefen über ihre Wangen. Sie konnte es einfach nicht glauben! Es hatte Tage gegeben, da hatte sie sich nicht vorstellen können, dass sie je wieder nach Hause käme! Jetzt war es so weit!

 


 

Es war der Morgen von Johns Geburtstag und die Familie wollte ihm und Mel zu Ehren eine gemütliche Feier veranstalten. Er war selbst erst seit etwa vier Wochen zurück in Deutschland und vermisste seine Maite unbeschreiblich. Er wusste noch nicht, wann er sie wiedersehen würde. Ihre Mutter war zwar wieder zu Hause, benötigte aber nach wie vor allerhand Unterstützung, die sie nun von ihrer Tochter bekam.

 

Aber wie alle anderen freute Johnny sich im Moment unbändig auf Mel, der er vor ihrem schrecklichen Unfall zuletzt begegnet war.

 

Doch zunächst hatten sie und Paddy noch einige Stunden Autofahrt vor sich.

 

„Hey Süße, wach auf! Wir machen eine kleine Pause. Möchtest du dir kurz die Beine vertreten? Ich muss was essen! Willst du auch einen Burger?“

 

Verschlafen blinzelte Mel gegen die Helligkeit und seinen Redeschwall an. Sie hatte massive Schwierigkeiten, seinen Worten zu folgen. „Äh, was?“

 

„Burger?“

 

„Ja, gerne. Ich laufe hier so lange ein wenig herum. Tut den Beinen bestimmt ganz gut.“ Müde wischte sie sich den Schlaf aus den Augen und er musterte sie verliebt. „Ja, mach das. Bis gleich.“

 

Nachdem sie sich gestärkt hatten, war Mel zu neuem Leben erwacht. Ihre Aufregung war zurückgekehrt, als wäre sie nie weg gewesen. Sie redete ohne Unterlass, bis endlich vertraute Kieselsteine unter den Reifen knirschten.

 

Es war nicht untypisch, dass man Anfang März an vereinzelten Stellen noch schmutzige Schneehäufchen ausmachen konnte, die es in schattigen Winkeln geschafft hatten, ihren kläglichen Verfall noch ein wenig hinauszuzögern. Doch im Schein der Sonne spürte man die erste Frühlingswärme und kaum ein Lüftchen streifte durch die noch kahlen Baumkronen. Auf dem Weg vom Tor zum Schloss hatte Mel sich bereits an allerhand Blumen auf den Rasenflächen zu beiden Seiten erfreuen können. Aber die waren schnell vergessen, als sie ankamen.

 

Sobald sie aus dem Wagen gestiegen war, wurde sie auch schon von unzähligen Kellys umringt und geradezu euphorisch begrüßt!

 

Trotz ihrer fülligen Maße war Maite die Erste gewesen, die auf dem Hofplatz angekommen war, um Mel um den Hals zu fallen.

 

„Es ist so schön, dass du wieder da bist! Wir haben dich unglaublich vermisst!“

 

Ihre Worte gingen fast im allgemeinen Quietschen der anderen Kellyfrauen unter und Mel meinte, auch einige sehr hoher Töne männlicher Kellys zu hören.

 

„Es ist schön, dich hier zu sehen!“ erwiderte Mel zwinkernd und kämpfte sich frei für die noch folgenden Umarmungen.

 

„Wir haben Kuchen gebacken!“ rief Barby fröhlich und Angelo tauchte an ihrer Seite auf.

 

„Und ich habe sogar noch was übrig gelassen!“

 

„Scherzkeks!“ lachte Johnny und Mel umarmte ihn gratulierend. „Hallo Mel, danke und herzlich willkommen! Außerdem ist lediglich noch Kuchen da, weil wir ihn so hoch gestellt haben, dass Angelo nicht mehr drankam!“

 

„Gar nicht wahr!“ protestierte der Jüngste und knuffte seinem Bruder in die Seite.

 

„Ich bin heute das Geburtstagskind! Du darfst mir also keinen körperlichen Schaden zufügen!“ mahnte John ihn mit erhobenen Zeigefinger, wurde aber jäh von einer aufgedrehten Kathy unterbrochen.

 

„Ha! Geburtstagskind, dass ich nicht lache! Jeder in der Familie, der sich regelmäßig rasiert, sollte sich nicht mehr Geburtstagskind nennen!“

 

Sie wollte sich gerade Mel nähern, da zupfte Sean sie an ihrer Strickjacke.

 

„Mama? Dann bist du auch kein Geburtstagskind mehr?“

 

Die großen Kulleraugen fixierten fragend ihr verdutztes Gesicht, bis alle Umstehenden in lautes Gelächter ausbrachen. Jimmy schnappte sich seinen Neffen, hob ihn auf seine Schultern und rannte galoppierend über den Platz.

 

„Seany, du bist mein Held!“ grölte er feixend und auch Sean gackerte ausgelassen mit.

 

Während Mel noch die Albernheiten ihrer Wahlverwandtschaft beobachtete, spürte sie etwas Feuchtes an ihrer Hand. Dann nahm sie auch das freudige Winseln wahr und schenkte ihrer kleinen Hündin endlich Beachtung. Wie lange hatten sie sich nicht gesehen! Am liebsten hätte sie Morla hochgehoben und an sich gedrückt, aber das traute sie sich noch nicht ganz zu. Nach wie vor hatte sie mit dem Gleichgewicht Probleme. Das läge an der Schädelverletzung, hatten die Ärzte gesagt. Die kurzen Schwindelattacken waren wie kleine Warnschilder, die sie wiederkehrend daran erinnerten, was für ein Glück sie gehabt hatte und wie knapp sie dem Tod von der Schippe gesprungen war.

 

Aber jetzt ging es ihr gut, trotzdem wollte sie nichts überstürzen. Auch so begrüßten sich die beiden überschwänglich und wurden rasch von einer kleinen Hundemeute umringt.

 

„Ooooh, wer seid ihr denn?!“ fiepte Mel aufgedreht, konnte sich beim besten Willen nicht mehr zurückhalten und schnappte sich einen von den vier Wollknäueln. Sie wusste natürlich sofort, um wen es sich bei der niedlichen Bande handelte. Sie wandte sich zu allen Seiten, suchte und fand Lea. Freudig fielen sie sich in die Arme, den kleinen Hund noch zwischen sich.

 

„Was für eine tolle Überraschung! Und jetzt erzähl mal, wen du mitgebracht hast!“

 

„Also der mit der schwarzen Nase, das ist Denver. Der buntgescheckte da heißt Melbourne. Das hier vorne ist Da Vinci, wird aber sowieso nur Davi genannt. Klingt auch viel weiblicher, ist nämlich ein Mädchen. Und diese kleine Maus hier ist Liliput, na klar, Lili. Sie ist fast so farbenfroh wie Melbourne und der sieht seiner Mutter bestimmt irgendwann zum Verwechseln ähnlich.“ Mit stolz geschwollener Brust und weit ausgestrecktem Zeigefinger versuchte sie, auf die jeweiligen Welpen zu zeigen, doch sie waren nicht besonders kooperativ.

 

Mel war augenblicklich verliebt!

 

„Ich werde sie alle behalten!“ jauchzte sie und fiel Lea dankbar für all ihre Mühe erneut um den Hals.

 

„Du kannst sie nicht alle behalten, Mel!“ versuchte Jimmy, sie zur Vernunft zu bringen und neben seinem Bein saß ein kleiner wildgescheckter Rüde. Es war Melbourne. Jimmy grinste. „Den behalte ich nämlich!“

 

Mel sah ihn mit großen Augen an. „Du willst einen Hund?“

 

„Eigentlich nicht, aber irgendwie mögen wir uns. Nä, Bono?“

 

„Bono?!“

 

„Ja. Melbourne klingt immer so umständlich. Ich könnte ihn natürlich auch Mel nennen.“

 

„Das kannst du nicht!“ protestierte sie sofort vehement.

 

„Ja, das hab ich mir dann auch gedacht. Ist doch für ein Männchen irgendwie unpassend.“

 

„Das erzähl mal Mel Gibson.“ warf Paddy ein und wurde bitterböse von seiner Frau angestarrt.

 

„Dem Blick nach zu urteilen, bleiben wir dann wohl doch bei Bono.“

 

Zufrieden nickte Jimmy selbigem zu.

 

„Du kannst doch nicht jeden Bono nennen!“ erklärte Mel in gespielter Verzweiflung.

 

„Aber wieso denn nicht?“ Er tätschelte den flauschigen Kopf. „Komm, Bono.“

 

Und der Hund folgte ihm ins Haus.

 

„Macht, was ihr wollt! Ich gehe jetzt auch hinein, bevor Kaffee und Kakao kalt werden!“ Patricia ließ sich nicht aufhalten und auch die anderen besannen sich nun eines besseren. Kurz darauf versammelten sich alle vor dem großen Tisch, der festlich gedeckt war. Obwohl es noch helllichter Tag war, hatten sie einige Kerzen zwischen den Gedecken angezündet und auch Blumen durften natürlich nicht fehlen. Kekse, Gummibärchen und Schokoküsse waren auf Tellern verteilt und als Krönung prangte inmitten der üppigen Herrlichkeiten ein großer russischer Zupfkuchen. Ein tortenstückförmiger Ausschnitt klaffte in dem Meisterwerk der Bäckerin.

 

Just drang ein schriller Schrei durch den Raum, als Maite es erblickte.

 

„Angelooooo!“

 

„Was?“ fragte er unschuldig, als er ins Zimmer kam, und Johnny stemmte empört seine Arme in die Hüfte.

 

„Hast du etwa wieder die Trittleiter genommen, ohne zu fragen?“

 

Achselzuckend setzte er sich an den Tisch, nahm einen Teller und schnitt sich ein großes Stück von der Leckerei ab. „Wieso so überrascht? Ich hab doch vorhin schon gesagt, dass es nicht wahr war, dass der Kuchen zu hoch stand.“

 

Während die anderen noch sprachlos und lachend um ihn herumstanden, schob er sich bereits den ersten Bissen hinter die Kiemen. Nun schlossen sich eilig alle an, denn keiner wollte zu kurz kommen.

 

Sogar Mel genehmigte sich ein kleines Stück von dem köstlichen Teil, was Paddy wohlwollend zur Kenntnis nahm.

 

Sie hielt ihre Sahne jedoch heimlich Morla hin, die ihr völlig selbstlos unter dem Tisch zur Seite stand.

 

Mel konnte kaum zu glauben, dass sie wieder zu Hause war! Es wirkte alles noch so surreal. Trotzdem kostete sie jeden Moment aus, bis ihre Augen wieder zufielen.

 

„Es war wunderbar, aber ich muss mich jetzt ein Stündchen hinlegen! Ich bin ziemlich erschlagen.“ entschuldigte sie sich, stand auf und griff nach ihrer einen Gehhilfe. Die benötigte sie leider immer noch, aber zumindest hatte sie die Genehmigung, im Haus tatsächlich nur eine zu benutzen.

 

Ehe sie sich versah, hatten sich auch alle anderen erhoben und eilten ihr voraus zur Treppe, die in den ersten Stock führte. Ein aufgeregtes Flüstern und Schnattern umgab den Schwarm Kellys, der sich ohne Erklärung rasch aus Mels Blickfeld entfernte.

 

„He! Was ist denn mit euch los?“ Erst starrte Mel den anderen hinterher, dann ihren Mann an, der als einziger noch neben ihr stand.

 

Er verdrehte seufzend die Augen.

 

„Das wirst du gleich sehen.“

 

„Jetzt sag schon!“ Es war nicht klar, ob Neugier oder Skepsis überwog, doch Paddy ließ sich nicht erweichen.

 

„Nein, ich kann denen nicht den Spaß verderben. Komm, bringen wir es hinter uns.“ Er bot ihr seinen Arm an und gemeinsam folgten sie den übrigen.

 


 

Die gesamte Familie wartete am Fuß der Treppe, John und Jimmy standen in der Mitte und schienen, mit ihren Körpern etwas zu verdecken. Als Mel und Paddy sie erreicht hatten, traten sie voller Vorfreude einen Schritt zur Seite und gaben die Sicht auf das gehütete Geheimnis preis.

 

Mel runzelte fragend die Stirn. „Was soll denn das jetzt?“

 

„Ich habe zwar heute Geburtstag, aber wir haben uns gedacht, wir schenken dir das hier!“ Begeistert nickte Johnny, während er stolz erzählte.

 

„Einen Treppenlift?! Habt ihr noch alle Saiten auf der Gitarre?“ Mel ließ ungläubig ihren Blick von einem zum nächsten schweifen.

 

„Es tut mir leid, Schatz, ich konnte sie nicht davon abhalten!“ stellte Paddy hastig mit deutlich untermalender Geste klar, schmunzelte jedoch.

 

Johnny ließ enttäuscht die Schultern hängen.

 

„Du findest ihn nicht gut, oder?“

 

Aber Jimmy ließ ihr keine Zeit zu reagieren. Er schnappte sich die Fernbedienung, setzte sich auf den Lift und fuhr über beide Ohren grinsend hoch. Und runter. Und hoch.

 

„Guck mal, Mel. Das ist total praktisch! Du bist doch noch nicht so schnell beim Treppensteigen.“

 

Sie lachte auf. „Na, den Fahrtwind spürst du bei dem Gerät ja auch nicht gerade im Gesicht...“

 

„Natürlich! Sieh doch, wie meine Haare förmlich zerzaust werden!“

 

Er schüttelte die Kopf, als würde seine ehemals wallende Mähne vom Winde verweht werden, aber schließlich war er wieder unten angekommen, wo Mel ihn trotz oder vielleicht wegen seiner Begeisterung weiterhin ungläubig anstarrte.

 

„Komm Bono!“ Gehorsam sprang der Welpe auf seinen Schoß und schleckte ihm liebevoll durchs Gesicht, während sie gemeinsam erneut hinauf- und hinunterfuhren.

 

„So, jetzt reicht es aber! Raus da, wenn das Ding für mich ist!“ Mit übertriebenen Handbewegungen scheuchte sie Jimmy und seinen Begleiter von ihrem neuen Gefährt, wobei letzterer besser gehorchte als er selbst.

 

„Du kannst dich auch anschnallen!“ erklärte er noch und wollte es gerade demonstrieren, als sie die Augen zu Schlitzen zusammenkniff. „James Kelly, runter von meinem Ferrari!“

 

Er kicherte und leistete Folge, so dass Mel Platz nehmen konnte. Ihre Gehhilfe stellte sie auf der kleinen Trittfläche ab, dann gab sie Gas. Ohne sich anzuschnallen.

 

Gemächlich setzte sich der Lift in Gang und bereits nach wenigen Sekunden stützte Mel den Kopf gelangweilt in die Handfläche. „Der ist ja noch langsamer, als er aussieht.“

 

Sie hielt an und fuhr wieder zurück.

 

„Angelo, gib mir mal bitte deinen Teller.“ forderte sie ihn unverfroren auf und fast unwillkürlich reichte er ihr selbigen, auf dem sich noch ein nicht mehr ganz so großes Stück Kuchen befand, von dem er die ganze Zeit im Stehen genascht hatte.

 

„Aber wieso?“ fragte er noch verwirrt, da fuhr Mel bereits wieder los, nicht ohne sich dabei ein Stück von der Köstlichkeit einzuverleiben. Sie zuckte schmunzelnd mit den Schultern. „Wegzehrung. Die Fahrt dauert ja eine Weile.“

 

Sie schob gleich noch einen Bissen zwischen die Zähne. „Allscho Jungsch. Dasch isch ne tschiemlich bekloppte Idee, aber danke.“ Oben angekommen stieg sie aus und winkte zu der unten wartenden Gemeinschaft.

 

„Bis später!“

 

 

 

 

 

„He, wo willst du denn hin?“ Es war eine ganze Weile später, dass Meike Jimmy am Ärmel festhielt, als dieser auf dem Flur im ersten Stock an ihr vorbeieilte.

 

„Ich soll Johnny Bescheid sagen, dass Maite etwas von ihm will.“ Er wollte gleich weiter, doch ihre Hand ließ ihn nicht los.

 

„Dann könntest du doch auf dem Rückweg einen Abstecher zu uns machen.“ Mit einem vielsagenden Blick trat sie einen Schritt auf ihn zu, so dass sie bereits auf Tuchfühlung gingen.

 

„So verlockend das auch klingt, aber Maite hat mich auch schon am Wickel. Sie hat mich zur Küchenarbeit verdonnert.“ erklärte Jimmy, doch dann erhellte sich seine Mimik. „Leider habe ich nicht viel Zeit, um zu helfen, bevor ich nachher los muss.“

 

„Hast du ein Glück! Ich bin auch für die Küche eingeteilt, aber nicht mit der Aussicht, da schnell wieder rauszukommen. Gut, dann fügen wir uns also unserem Schicksal.“ seufzte Meike und gab Jimmy einen Kuss zum Abschied.

 

Kurz darauf betrat er Johnnys Zimmer.

 

„Hey Geburtstagskind!“

 

„Lass das nicht Kathy hören!“

 

„Wieso? Seit wann rasierst du dich regelmäßig?“ lachte Jimmy und wurde unsanft von einem Kissen getroffen.

 

„Spaß beiseite! Die Kitchenqueen verlangt nach dir!“

 

„Ja, ich komme gleich. Ich wollte nur eben noch Maite anrufen.“ Seine Mundwinkel verzogen sich unglücklich.

 

„Alles okay?“ fragte Jimmy besorgt und sein Bruder zuckte mit den Schultern.

 

„Ich habe vorhin schon probiert, sie zu erreichen, aber das Handy war aus.“

 

Er drückte auf die Wahlwiederholung, legte aber gleich wieder auf.

 

„Immer noch die Mailbox! Schade. Wir haben zwar heute um Mitternacht telefoniert, aber ich hätte jetzt so gerne noch mal ihre Stimme gehört.“

 

„Sie ist vielleicht irgendwo zu Besuch, wo sie keinen Empfang hat. Heute Abend ruft sie bestimmt noch einmal an, um zu hören, wie die Feier war!“ versuchte Jimmy, ihn zu beruhigen.

 

„Wahrscheinlich hast du Recht. Dann lass uns los, bevor Maite uns die Leviten liest.“

 

Beide schmunzelten und stellten sich ihren Aufgaben.

 

 

 

 

 

 

 

Etwas kitzelte Mel so lange an der Nase, bis sie endlich Regung zeigte. Sie grummelte und zog sie die Decke über den Kopf. Doch ihm schien wirklich viel daran gelegen zu sein, sie zu wecken und piekte sie nun gelegentlich in die Seite.

 

„Paddy, hör auf damit! Außerdem muss ich deinen Plänen leider einen Strich durch die Rechnung machen!“ drang dumpf unter dem Bettzeug hervor, in dem sie sich noch ein bisschen fester einwickelte.

 

Sie war doch einfach nur froh, endlich wieder in Privaträumen zu sein! Ein wenig Ruhe, Frieden, Privatsphäre! Sie dachte kurz über ihre eigenen Gedanken nach, stellte fest, dass sie ja nun wieder im Hause Kelly war und damit Ruhe und Privatsphäre sogleich wieder von der Liste streichen konnte.

 

„Ich werde hier bleiben! Im Zweifelsfall für immer. Ist mir egal, was da unten los ist!“

 

„Das wäre aber sehr sehr schade.“ erwiderte jemand glucksend.

 

Mel riss die Augen auf und die Decke vor ihrem Gesicht herunter! Sie hatte mit vielem gerechnet, aber nicht damit diese Stimme jetzt hier zu hören!

 


 

„Was machst du denn hier!?“ Es war mehr ein Ausruf als eine Frage, als sie Tina stürmisch begrüßte.

 

Es war ewig her, dass sie sich zuletzt gesehen hatten! Sie war damals nach Mels Unfall noch mit den anderen nach Spanien geflogen, aber danach war sie in den Norden zurückgefahren und sie hatten kaum noch Gelegenheit gehabt, viel zu reden. Deshalb war es um so schöner, sie jetzt hier in die Arme schließen zu können!

 

„Das ist absolut unglaublich! Wieso hat keiner was gesagt?“

 

Tina zuckte mit den Schultern. „Weil keiner etwas wusste. Es war eher eine spontane Idee. Ich bin eher zufällig im Lande.“ Sie grinste verschwörerisch.

 

„Du meinst auf dem Kontinent.“ Mel schlug die Decke beiseite und kletterte aus dem Bett. Von Paddy war keine Spur zu sehen, also wandte sie sich wieder an Tina.

 

„Bist du nicht eigentlich gerade auf Ausgrabungsreise in Ägypten? Ich dachte, Joey hatte so etwas angedeutet.“

 

Sie nickte.

 

„Stimmt auch.Wir sind nur für eine Woche hier. Aber komm, lass uns zu den anderen! Immerhin komme ich pünktlich zu einer Party hier an und in der überschäumenden Wiedersehensfreude hab ich versehentlich versprochen, bei den Vorbereitungen für heute Abend zu helfen.“ Tina hielt ihr eine Jeans vor die Nase, aber Mel ignorierte sie.

 

„Wer wir?“

 

„Jack und ich. Das erzähl ich dir später! Ich muss Jimmy beim Kartoffeln schälen ablösen, der wollte gleich Maite vom Flughafen abholen!“

 

Nun griff sie stirnrunzelnd doch nach der Beinkleidung. „Was macht denn Maite am Flughafen?“

 

„Hoffentlich heil ankommen.“ Tina zappelte ungeduldig, als sie ihr die Strickjacke reichte, aber bevor Mel sie anzog, schaute sie verwirrt auf die Uhr. „Wie lange habe ich denn geschlafen?“

 

„Keine Ahnung! Aber nicht lange genug, um dich vor der Küchenarbeit zu drücken! Los, sonst vergeigen wir noch die Überraschung für John! Er und Maite haben sich doch ewig nicht mehr gesehen!“

 

So aufgedreht hatte sie ihre alte Freundin lange nicht mehr erlebt und endlich fiel bei Mel der Groschen und sie fing herzlich an zu lachen.

 

„Sag doch einfach, dass du von Maite Itoiz redest!“ Dann hielt sie inne, selbst plötzlich ganz aufgeregt! „Sie kommt hier her? Das ist ja fabelhaft! Dann lerne ich sie auch endlich kennen!“ Ihr Blick traf misstrauisch auf Tina.

 

„Woher weißt du denn davon?“

 

Wieder zuckte Tina die Achseln.

 

„So was bekommt man doch mit, wenn man hier ist.“

 

„Wie lange bist du denn schon hier?“

 

Mit einem Blick auf das Handgelenk prüfte sie die Zeit. „Zehn Minuten, bevor ich eben zu dir kam, jetzt also eine viertel Stunde.“

 

„Du bist unglaublich! Hast du Joey schon begrüßt?“

 

„Nein, warum?“

 

„Nur so. Ihr habt euch ja auch lange nicht gesehen. Gut, ich bin abmarschbereit.“

 

 

 

Wenige Augenblicke später trafen sie bei einem ganzen Pulk fleißiger Helfer in der Küche ein. Maite stand mittig auf einem kleinen Hocker und dirigierte alles mit einem Kochlöffel. Sie schaffte es, eine feine Symphonie zu kreieren, die allen Anwesenden in die Nasen kroch.

 

Die Vielzahl der Hilfsköche arbeitete zwar nicht synchron, dennoch herrschte eine gewisse Harmonie in diesen Gefilden. Zumindest solange man nicht versuchte, sich an dem Essen zu vergreifen.

 

Angelo schälte zusammen mit Jimmy Kartoffeln, der sich unverzüglich erhob, sobald sie den Raum betraten. Er drückte Tina seine Schürze in die Hand und war schon auf dem Weg. Meike hackte Zwiebeln, was sie offenbar sehr bedauerte, denn Tränen liefen unaufhaltsam über ihre Wangen. Was auch immer sie so traurig machte, es hielt sie nicht davon ab, ihre Aufgabe zu vollenden.

 

Auch Patricia weinte. Dabei stand sie nur neben Meike. Aber vielleicht war sie ebenfalls traurig.

 

Jetzt kippte sie gerade ein paar Pinienkerne in eine mit Öl versehene, heiße Pfanne und fast augenblicklich stieg ein nussiger Duft auf.

 

„Ui, was machst du denn da?“

 

„Einen Nudelsalat mit Tortellini und gerösteten Pinienkernen und allerlei anderem.“ erklärte sie schniefend aber in einem schwärmenden Singsang.

 

Mel trat neugierig näher, streckte unwillkürlich die Finger nach der gebräunten Köstlichkeit aus, da landete auch schon Maites Zepter darauf.

 

„Au! Nun hab dich nicht so!“ schnaufte Mel und schüttelte die schmerzende Hand.

 

„Noch nicht mal einen Handgriff getan und schon lange Finger machen wollen! So was hab ich ja gern!“ Streng sah Maite in die Runde und alle, die bis eben noch beschäftigt gewesen waren, wandten sich schnell wieder ihren Tätigkeiten zu.

 

Kathy kämpfte still mit Patricia um ausreichend Platz am Herd, wo sie in einer braunen Masse rührte, die beinahe noch verführerischer anmutete als die Salatzutaten.

 

„Ist das etwa...“ Weiter kam Mel nicht, sie musste schlucken, als ihr das Wasser im Mund zusammenlief.

 

„Ja! Mousse au chocolat!“ nickte die älteste der Kellyschwestern.

 

Mel klappte den Mund zu.

 

„Ich muss hier raus!“

 

Es klang zwar wie ein Scherz, aber tatsächlich trat sie den geordneten Rückzug an.

 

„Tina, wir sehen uns später.“

 

„Was ist denn mit Mel? Hat jemand eine Ahnung?“ Kathy sah sich fragend um, doch alle verneinten.

 

Es war Maite, die das Zeichen ihrer Macht weglegte und Mel folgte.

 

Die anderen trauten sich offenbar nicht.

 

Sie fand sie vor der Tür, wo sie frische Luft schnappte.

 

„Alles in Ordnung bei dir?“

 

„Ja, sicher! Ich hab nur gedacht, ich könnte ja vielleicht noch etwas anderes helfen. Den Tisch für das Buffet vorbereiten zum Beispiel.“

 

„Hier draußen?“

 

„Nein, ich brauchte nur Sauerstoff, ich hatte ein bisschen Kreislauf da drinnen.“

 

Maite nickte, blieb jedoch misstrauisch, trotzdem wollte sie nicht weiter auf ihre Schwägerin einwirken.

 

„Das mit dem Tisch ist ein sehr gute Idee. Magst du dich mit Johnny kurzschließen? Mit dem habe ich vorhin schon grob alles besprochen. Zuletzt hab ich ihn im Wohnzimmer gesehen.“

 

„Dann schau ich mal, ob er da noch ist.“ Aber ehe sie sich umdrehte, bemerkte sie Maites Gesicht, das verriet, dass sie etwas ausheckte.
„Eigentlich schade, dass du dich vor der Küchenarbeit drückst.“ deutete sie beiläufig an und bewegte sich betont langsam Richtung Tür.

 

Natürlich sprang Mel sofort darauf an. „Wieso?“

 

„Ich habe hier etwas, das sich hervorragend eignet, um den Kreislauf in Schwung zu bringen!“

 

Blitzschnell griff Maite nach zwei Sektflaschen, die unbemerkt im Schatten neben der Tür gestanden hatten. „Die hab ich zum Kühlen rausgestellt. Der Kühlschrank war seltsamerweise voll. Ich würde sagen, jetzt sind sie kalt genug!“ Sie zuckte die Achseln und hob beide Flaschen demonstrativ hoch. „Interesse? Johnny kannst du danach immer noch suchen.“

 

„Aber immer doch! Ansonsten werden die wohl eher wieder warm, wenn die Sonne hier herumwandert.“

 

„Die wandert gar nicht mehr, die geht gleich unter!“ lachte Paddy, als er aus dem Auto stieg, mit dem er gerade auf den Hof gefahren war.

 

Langsam ging Mel die Stufen hinunter und humpelte auf ihn zu.
„Wo kommst du denn her?“ Neugierig zog sie die Stirn in Falten und legte den Kopf ein wenig schief.

 

„Ich hatte etwas in der Stadt zu erledigen, aber ich komme offensichtlich genau zum richtigen Zeitpunkt zurück!“

 

Er entwendete seiner Schwester behände eine der Flaschen und stolzierte gut gelaunt ins Schloss.

 

„Eine ist besser als keine!“ Triumphierend hielt sie die verbliebene Flasche hoch, nickte Mel zu und sie gingen ebenfalls hinein.

 

Maite steuerte sofort wieder auf die Küche zu, wo sie Gläsern suchen wollte, und trotz aller Vorsicht folgte Mel ihr.

 

Doch hinter der Tür fanden sie nicht mehr das geschäftige Treiben von zuvor, stattdessen waren dort tumultartige Zustände ausgebrochen.

 


 

Kathy schleuderte gerade laut fluchend die Schüssel mit der Mousse au chocolat von sich, so dass diese in tausend Teile zerbrach, als sie auf dem Boden ankam. Patricia wirbelte hektisch neben ihr, doch nicht wegen der luftigen Schokolade, die nicht nur überall auf Kathy, sämtlichen angrenzenden Arbeitsflächen, dem Herd und sogar der Decke war, sondern weil sie kreischend versuchte, ihre brennenden Pinienkerne zu löschen!

 

Meike war im Gegensatz zu den anderen still, was aber wahrscheinlich dem Umstand geschuldet war, dass sie ihren Zeigefinger im Mund hatte und angewidert daran lutschte. Blut quoll aus einem Schnitt, wie deutlich wurde, als sie ihn einmal herauszog, um ihn zu betrachten. Den ausbrechenden Wahnsinn rundherum schien sie dafür nicht weiter an sich heranzulassen.

 

Das konnte man von Angelo nicht behaupten. Der rotierte auf Maites kleinem Hocker und Mel sah, dass er auf den Zehenspitzen stand, um überhaupt aufzufallen. In der Hand hielt er Maites Zepter, mit dem er herrisch in der Luft herumfuchtelte.

 

„Schluss jetzt hier! Ich hab gesagt, es muss Ordnung herrschen! Kathy, veranstalte nicht noch mehr Chaos, mach lieber deine Sauerei weg! Meike, kleckere nicht mit dem Blut ins Essen! Kann sie nicht mal irgendwer verbinden?! Und Patricia! Lösch das Feuer!“ Die letzten Worte kreischte er fast und Mel hatte zudem die Angst, er könnte sich selbst mit dem Kochlöffel verletzen.

 

Endlich fand Patricia einen passenden Deckel und erstickte die Flammen.

 

Tina saß auf dem Boden und zielte mit einer ungeschälten Kartoffel auf Angelo, um diesen zum Schweigen zu bringen.

 

Doch ehe sie dazu kam, war Maite mit einem Sprung bei ihrem jüngsten Bruder und riss ihm das Zeichen der Macht aus der Hand, gleichzeitig brachte sie ihn mit einem Stoß dazu, ihren Thron zu verlassen. So richtig unglücklich war er nicht darüber, auch nicht, als Regentin Maite ihn hoch erhoben mahnend anblickte.

 

„Was ist in meiner kurzen Abwesenheit hier vorgefallen?“

 

„Also eigentlich gar nicht so viel...“ begann er, aber sie klopfte dominant mit dem Holzlöffel auf den Löschdeckel der Pinienkerne, der daraufhin laut schepperte.

 

„So eiere Er nicht herum, sondern rede Er Klartext!“ wies sie ihn altertümlich an und Mel hoffte, dass er keinen Diener machen würde.

 

„Nun? So spreche Er endlich!“ forderte Maite ihn erneut auf und schließlich antwortete er zerknirscht.

 

„Also es war so, du bist ja denn rausgegangen und na ja, dann hab ich halt – ich hatte nichts Blödes vor, als -“

 

„Das hast du nie!“ unterbrach Tina ihn ungeduldig und fuhr fort. „Du warst raus, er schnappte sich das Rührdingens und wollte Chef spielen. Dann hat er sich ein Glas Schnaps eingeschenkt, während er auf dem Hocker stand.“

 

„Eher zwei.“ korrigierte Patricia sie, während sie sich unter dem laufenden Wasserhahn die Finger kühlte, die sie sich bei dieser Aktion verbrannt hatte.

 

„Zwei Gläser, eine Flasche? Wie hast du denn das gemacht mit zwei Armen?“ dachte Mel laut nach.

 

„Das hat er gar nicht!“ bestätigte Patricia. „Er hat die Menge von zwei bis drei Gläsern versucht, in ein Glas zu kriegen!“

 

„Ich war vielleicht ein bisschen schwungvoll.“ gab er zähneknirschend zu.

 

„Ein bisschen?! Dein ganzer Schnaps ist über den Gasherd geschwappt und hat meine Pinienkerne entzündet!“

 

„Riecht es hier nach angebrannten Haaren?“ Paddy schnüffelte, als er ebenfalls die Küche betrat, bekam allerdings keine Antwort, denn Tina erzählte gerade weiter.

 

„Tja, dann hat Patricia vor Schreck die Pfanne zur Seite gerissen und dabei die Schokoladenschüssel aus dem Wasserbad katapultiert.“

 

„Die hab ich dann aus einem Reflex heraus aufgefangen. Ja, war heiß.“ ergänzte Kathy und suchte im Gefrierschrank nach Eiswürfeln.

 

Meike hatte sich inzwischen selbst verarztet und entsorgte nun die ruinierte Paprika.

 

„Als Kathy einen Satz zurückgemacht hat, hat sie mich angerempelt, wodurch ich mir in den Finger geschnitten habe. Ist aber halb so schlimm.“

 

Auch Tina klaubte sich nun vom Boden auf und klopfte sich die Hose ab. „Mich hat‘s von meinem dreibeinigen Hocker gehauen, als ich Kathys Schüssel ausweichen musste. Ist aber auch noch mal gut gegangen. Also mit so etwas habe ich jetzt nicht gerechnet, als ich mich für die Küchenarbeit verpflichtet habe.“ seufzte sie und sammelte die umherrollenden Kartoffeln wieder ein.

 

„Tut mir leid.“ murmelte Angelo geknickt.

 

„Was ist denn hier passiert?!“ rief John entsetzt, als er durch die Tür trat und seine Augen ungläubig über die Szenerie wandern ließ.

 

„Frag lieber nicht.“ kicherte Mel und stellte Maite zwei Gläser vor die Nase, die sich unverzüglich daran machte, die Sektflasche zu öffnen, die sie halb vergessen in der Hand gehalten hatte. Mit einem lauten Knall entlud sich der Druck, der Korken schoss durch die Küche, traf eine Keramikfigur auf dem Küchenschrank, ein Klirren folgte, sobald diese Boden berührte und ein leises Plätschern unterstrich diese Komposition, als der überschäumende Sekt auf die Fliesen tropfte. Alle Augen waren gerade noch wie erstarrt auf die zartgelbe Lache auf dem Boden geheftet, als sich mit einem kaum wahrnehmbaren schmatzenden Geräusch etwas Mousse au chocolat von der Decke löste und Maites Kopf krönte.

 

„Mist.“ murmelte sie seufzend und keiner konnte sich mehr das Lachen verkneifen.

 

Erfolglos versuchte Maite, sich mit Hilfe eines Küchentuchs von der klebrigen Masse in ihren Haaren zu befreien, gab es jedoch schnell wieder auf und ließ die Arme sinken.

 

„Und wer beseitigt jetzt dieses Tohuwabohu?“

 

„Ich muss weg!“ rief Johnny und ließ seinen Worten Taten folgen.

 

„Ich wollte dir helfen!“ warf Mel hastig hinterher und lief, um ihn einzuholen, aber nicht ohne vorher ihr Glas zu füllen.

 

„Das schafft ihr doch nicht alleine!“ überlegte Paddy ziemlich laut und eilte den beiden nach.

 

Fast unmerklich, doch nun unübersehbar war Maite einige Schritte näher an die Tür gerückt und blockierte diese jetzt mit ihrem zierlichen Körper. Auf dem Weg hatte sie den magischen Kochlöffel wieder an sich genommen, den sie Angelo nun am ausgestreckten Arm entgegenhielt.

 

„Du hast das Übel ausgelöst, also wirst du auch die Aufräumarbeiten koordinieren!“ Ohne etwas zu sagen, nahm er das Zeichen der Macht und Verantwortung wieder an sich, hörte seiner Schwester aber schuldbewusst weiter zu. „Ich bin in einer Stunde wieder hier und dann ist alles in einem vorzeigbarem Zustand, wenn nicht...“

 

„Was ist, wenn nicht?“ Das Schlimmste befürchtend erwartete Angelo ihre Antwort.

 

Maite spitzte nachdenklich die Lippen, bevor sie sich zu einem fiesen Grinsen verzogen.

 


 

„...wenn nicht, dann werde ich diese Geschichte auf dem nächsten Konzert vor aller Augen und Ohren zum Besten geben.“ Siegesgewiss stemmte sie die Arme in die Hüften.

 

„Das kannst du nicht machen!“ rief Patricia empört und auch die anderen blieben nicht ruhig.

 

„Na, dann sollte das für euch wohl Anreiz genug sein, Angelo nicht in den Rücken zu fallen! Ich gehe jetzt duschen! Wir sehen uns in einer Stunde.“ Sie verengte die Augen übertrieben zu schmalen Schlitzen, während sie noch einmal in die Runde blickte und ebenfalls das Schlachtfeld verließ.

 

 

 

 

 

„Na, auch keine Lust, das Chaos zu beseitigen?“ lachte Johnny, als Mel ihn einholte.

 

„Ich wollte tatsächlich eben gerade zu dir, um dir zu helfen, aber dann hat Maite mich mit dem Sekt geködert.“ gab sie kichernd zu und genehmigte sich einen Schluck.

 

„Und da konntest du nicht widerstehen.“ stellte er amüsiert fest.

 

„Natürlich nicht.“ Diese Selbstverständlichkeit in der Stimme konnte wirklich nur Mel mit den banalsten Dingen verknüpfen. „Komm, gib´s zu! Du hättest auch eins gewollt! Aber da ich nur noch dieses halbe Glas übrig habe, reicht dein Geburtstagsbonus leider nicht aus, damit ich es dir überlasse.“ Demonstrativ hob sie es erneut an die Lippen, da erreichte Paddy die beiden. „Da hast du ja Glück gehabt, dass ich mich zum Helfen berufen fühle! Hier ist mein Beitrag!“

 

Stolz wie ein Ochse präsentierte er die verschollene zweite Sektflasche von Maite und wurde pflichtbewusst vom Publikum beklatscht. Der Applaus verebbte jedoch rasch, als ihnen bewusst wurde, dass dies die einzige Form von Hilfe durch ihn wäre, aber es war immerhin besser als gar nichts.

 

Nachdem jeder ein Glas hinuntergestürzt hatte, huschte Paddy wortlos wieder durch die Tür.

 

So machten sich Mel und John tatsächlich daran, die Tische so aufzustellen, dass Maite ihre hoffentlich geretteten Werke darauf drapieren können würde. Sie waren noch inmitten der Arbeit, als Paddy wieder zu ihnen stieß. Er trug eine Akustikgitarre bei sich.

 

„Hast du es dir anders überlegt?“ fragte Mel hoffnungsvoll und Paddy nickte.

 

„Ich dachte, ich könnte euch ein neues Lied vorspielen. Zuhören werdet ihr ja wohl nebenbei können.“

 

Er setzte sich im Schneidersitz auf einen der Tische, die bereits ihren endgültigen Bestimmungsort gefunden zu haben schienen und begann zu spielen. John und Mel verdrehten fast gleichzeitig die Augen über so viel Dreistigkeit, ließen sich aber in ihrem Tatendrang nicht unterbrechen.

 

„Kann man euch helfen?“ Lea gesellte sich zu den Möbelträgern und setzte sich neben Paddy.

 

„Klar! Wie findest du das Lied?“ Zum gefühlt hundertsten Mal fing er wieder von vorne an. Einen Text hatte es noch nicht oder vielleicht sang er ihn auch einfach nicht, aber die Melodie klang gut.

 

„Ich glaube, sie meinte uns!“ entgegnete Johnny, während er sich aufrichtete. Er und Mel hatten gerade den letzten Tisch in Position gebracht und ließen nun wieder den Sektkelch herumgehen. Keiner verspürte den Drang, in die Küche zu gehen, um weitere Gläser zu beschaffen.

 

„Stimmt.“ Lea war mit dem Sekt an der Reihe und leerte die Flasche, so dass Paddy missmutig aus der Wäsche schaute.

 

„Wer es leer macht, muss Neues besorgen! So ist das nun mal!“ erklärte er Lea, aber die ließ sich nicht aus der Ruhe bringen.

 

„Ich bin hier Gast, also muss ich gar nichts!“ Sie streckte ihm kurz die Zunge heraus, bevor sie auch ihr Glas leerte. „Aber wenn du Nachschub besorgst, könntest du auch gleich noch mehr Sektflöten mitbringen.“ Sicherheitshalber behielt sie die gerade Errungene in der Hand. Man konnte ja nie wissen.

 

 

 

 

 

 

 

Paddy hatte sich geschlagen gegeben, so kam er kurz darauf in der Küche an. Vorsichtig streckte er den Kopf hinein, wo er daraufhin ein eifriges Putzkommando beobachten konnte. Da er quer durch die Küche musste, um sowohl zum Sekt als auch zu den Gläsern zu gelangen, entschied er sich für den direkten Weg. Es war ohnehin aussichtslos, ungesehen an den anderen vorbeizukommen. Er legte eine gehetzte Miene auf und setzte seinen Weg im Stechschritt fort.

 

Tinas Aufmerksamkeit zog er als erstes auf sich, doch als sie aufsah, wanderte ihr Blick gleich an ihm vorbei durch das große Küchenfenster, wo Joey gerade vorbei joggte.

 

Trotz seines körperbetonten hautengen Trainingsoutfits musste Tina zugeben, dass sie ihn nach wie vor attraktiv fand.

 

„Oh Paddy, gut dass du kommst! Kannst du mir mal kurz helfen?“ rief Angelo und nun hatte wirklich jeder dessen Anwesenheit bemerkt.

 

Zwei Flaschen Sekt und eine Hand voll Gläser hatte er bereits zusammengesucht und versuchte nun krampfhaft, nichts davon fallen zu lassen. Auch er hatte seinen Bruder draußen bemerkt, was ihm nun sehr gelegen kam.

 

„Ich kann leider im Moment nicht, ich muss etwas mit Joey klären.“ gab er vor und verschwand, so schnell es ging, bevor jemand ihm seine Lüge ansehen würde. Damit er sich nicht ganz so schlecht fühlte, ging er Joey tatsächlich entgegen. Dann wäre es zumindest keine richtige Lüge mehr.

 

Die Sachen stellte er im Flur auf einer Kommode ab und ging zur Haustür hinaus, wo der Sportfreak sich gerade dehnte.

 

„Hallo Paddy, schön, dass ich dich sehe. Kannst du mir gleich mit der Bar helfen?“

 

Er presste die Lippen aufeinander. So hatte er sich das eigentlich nicht vorgestellt!

 

„Du, Joey, das würde ich ja gerne, aber ich war im Prinzip gerade mit John, Mel und Lea im Wohnzimmer mit dem Buffettischen beschäftigt. Ich musste nur etwas holen. Die warten bestimmt schon auf mich!“

 

Er betete inständig, dass Joey nicht fragen würde, weshalb er überhaupt nach draußen gekommen sei.

 

Er tat es nicht, denn in diesem Moment rollte Jimmys Wagen auf den Hofplatz. Heraus sprang eine quietschfidele Maite, die die beiden Kellybrüder herzlich begrüßte.

 

„Wie toll, euch endlich wiederzusehen! Wunderschön habt ihr es hier! Wo ist John?“

 

„Der ist im Wohnzimmer.“ erklärte Paddy, senkte jedoch rasch und unnötigerweise seine Stimme. „Aber soll er dich jetzt schon sehen? Wäre es nicht viel cooler, wenn du heute Abend als Überraschungsgast auftauchst?“

 

„Au ja!“ jauchzte auch Jimmy voll Begeisterung. „Wir verstecken dich so lange!“

 

Gespannt erwarteten sie Maites Reaktion.

 

„Ich bin zwar eigentlich schrecklich ungeduldig, aber den Spaß kann ich mir einfach nicht nehmen lassen!“ stimmte sie gut gelaunt zu. „Ich bin ja fast fast eine Woche hier und außerdem ist es ja auch nicht mehr so lange hin bis zum Abend. Also, wo wollt ihr mich so lange verbergen?“

 

„Am besten bei uns!“ fand Paddy. „Wir haben mehrere Zimmer. Da hat man quasi noch Pufferzone, sollte er unerwartet auftauchen.“

 

„Gute Idee! Ich schau, ob die Luft rein ist.“ nickte Joey und spielte den Kundschafter auf dem Weg hinein.

 

„Reine Luft? Eine Dusche täte ihm vor heute Abend auch ganz gut.“ kicherte Maite, als er schon im Haus war.

 

Die Tür wollte gerade hinter ihm ins Schloss fallen, als sie noch seine Stimme überlaut vernehmen konnten.

 

„Johnny, wie praktisch, dass du gerade hier vorbeikommst, ich hab da ein Problem mit der Bar...“

 

Mehr konnten sie nicht verstehen, bevor sich der Spalt schloss, aber sie waren sich sicher, dass Joey das Problem John aus der Welt schaffen würde.

 

Wenig später schlichen sie wie drei Teenager, die erst morgens von einer Party kamen, die Treppe hinauf, bevor auch Jimmy die anderen beiden verließ.

 


 

Lea saß auf dem Buffettisch und baumelte mit den Beinen. Nachdem sie und Mel sich einen Augenblick unterhalten hatten, wurde sie seltsam still.

 

„Ist alles okay bei dir?“ hakte Mel nach und Lea schüttelte den Kopf, obwohl ihre Worte etwas anderes sagten. „Ja, es ist nur...“

 

„Na, raus mit der Sprache.“

 

„Ich weiß, du willst alle behalten, aber...“

 

„Du redest von den Hunden?“

 

Lea nickte.

 

„Ich, also eigentlich nicht nur ich, sondern viel mehr meine ganze Familie hat Davi sehr ins Herz geschlossen und ich glaube, sie mag uns auch.“ erklärte sie und warf Mel einen unsicheren Blick zu.

 

Auch ihr war inzwischen aufgefallen, dass die kleine Hündin kaum von Leas Seite wich. Zumindest solange Morla auch in der Nähe war.

 

„Natürlich möchte ich sie alle behalten! Aber mir ist absolut bewusst, dass das nicht geht.“

 

„Klar ginge das, wenn du es wolltest! Der Platz ist allemal da und das Geld vermutlich auch.“

 

„Stimmt schon, aber es sind einfach zu viele. Spätestens, wenn es wieder auf Tour geht, sprengt es den Rahmen!“

 

Leas Augen leuchteten.

 

„Das heißt, ich kann sie wieder mit nach Hause nehmen und sie darf dort für immer bleiben?“

 

„Das würde mich sehr freuen! Für mich wäre es doch auch großartig, wenn ich mehr oder weniger sehen kann, wie sie aufwächst.“

 

„Oh ich danke dir!“ Überglücklich drückte sie ihre Freundin an sich. „Darauf müssen wir anstoßen! Wo bleibt denn Paddy mit den Nachschub?“

 

Mel kicherte. „Haben wir uns das nicht eben schon gefragt?“

 

„Stimmt. Jetzt, wo du das erwähnst.“ Der Sekt hatte bereits erste Spuren hinterlassen. „Wollte Johnny nicht losgehen und gucken, wo dein Mann abgeblieben ist?“

 

„Glaub ja, aber der ist ja nun auch schon eine ganze Weile weg.“

 

Verwundert guckte sie sich zu allen Seiten um und auch Mel runzelte die Stirn und hüpfte vom Tisch.

 

„Ich geh mal nachschauen und du passt solange hier auf die Meute auf.“

 

„Das ist ja nun inzwischen meine leichteste Übung!“ Lea lachte und wandte sich ihrer neuen vierbeinigen Wegbegleiterin zu.

 

 

 

 

 

 

 

Paddy kratzte sich nachdenklich am Kinn.

 

„Ja, ich denke, es ist das Beste, wenn du vorerst hier in meinem Musikzimmer bleibst. Ich komme zwischendurch immer mal vorbei, aber noch ist allerhand zu tun. Sei froh, dass du dich davor drücken kannst! Und dann holen wir dich spätestens, wenn das Buffet eröffnet wird. In Ordnung?“

 

„Logisch. Ich kriege mich schon beschäftigt.“ Neugierig wanderten ihre Augen über seine verschiedenen Instrumente.

 

Paddy erinnerte sich unterdessen an seinen ursprünglichen Auftrag und eilte nun die Stufen hinunter, um seine Verdurstenden vor einem elendigen Ende zu bewahren. Doch seine bereits ergatterte Beute war spurlos verschwunden!

 

Verwirrt suchte er auch zu beiden Seiten der Kommode, aber ohne Erfolg. Schließlich entschloss er sich, zu den anderen zurückzukehren und als er in den Flur zum Wohnzimmer einbog, traf er dort auf Mel. Ihre Gehhilfe schien sie offenbar vergessen zu haben, aber dafür hätte sie ohnehin keine freie Hand mehr gehabt. Sie hatte sich ganz offensichtlich seine Beute unter den Nagel gerissen.

 

„Na, meine kleine Rennmaus.“ Er legte von hinten die Arme um sie und drückte ihr einen Kuss auf die Wange.

 

„Paddy! Wo warst du denn? Und verspotte mich nicht!“

 

„Ich spotte gar nicht.“ stellte er klar und ehe sie sich versah, hatte er sie auf beide Arme gehoben. Zuerst quiekte sie erschrocken, doch dann deutete sie mit der Hand voll klirrender Gläser in die andere Richtung.

 

„Unser Schlafzimmer ist aber da hinten!“

 

„Du willst ins Bett? Schon wieder?“ Fragend sah er sie an.

 

„Ne, nicht direkt. Mann, Paddy, sei doch nicht so begriffsstutzig!“ schimpfte sie albern und legte den Kopf an seine Schulter. Tatsächlich blieb er stehen.

 

„Wir können nicht zu uns.“ flüsterte er und brachte Mel dazu, verständnislos die Augenbrauen zu wölben.

 

„Wieso nicht? Und warum flüsterst du?“ Obwohl es allgemein üblich war, dann ebenfalls leiser zu sprechen, hatte Mel sich dadurch offenbar in keinsterweise dazu aufgefordert gefühlt.

 

„Pssscht! Jetzt rede doch nicht so laut! Es geht um Maite! Wir haben sie im Musikzimmer versteckt!“

 

Mel riss die Augen auf.

 

„Aber wozu?! Ihr müsst sie doch ohnehin irgendwann wieder rauslassen! Das fällt doch auf, wenn sie auf der Bühne fehlt!“ Statt nun endlich Paddys Bitte Folge zu leisten, war ihre Stimme vor Schreck eher noch ein wenig lauter geworden. Mit einem Kuss versiegelte er ihre Lippen und brachte sie so endlich zum Schweigen. Doch weil sie immer wieder Anstalten machte, Töne von sich zu geben, sobald er auch nur andeutete, sich von ihrem Mund trennen zu wollen, wurde es ein langer und intensiver Kuss. Als sie schließlich voneinander abließen, schnappte Mel hörbar nach Luft. Um ein Haar wären ihr die Sektflaschen aus der Hand gerutscht und noch immer wirbelte es in ihrem Kopf. Das hatte nun aber rein gar nichts mit ihrem Unfall zu tun.

 

„Weshalb genau konnten wir nicht ins Schlafzimmer?“ brachte sie atemlos hervor und er seufzte. „Johns Maite ist dort versteckt. Es soll eine Überraschung sein!“

 

„Was? Sie ist schon hier?! Lass mich runter! Ich will sie doch auch endlich kennenlernen!“ Sie begann zu zappeln und Paddy gehorchte.

 

Als sie wenig später vor ihren Räumlichkeiten ankamen, drang ein liebliches Gitarrenspiel durch die Wand.

 

Paddy wollte sich gerade darüber auslassen, wie man so unvorsichtig sein konnte, da bog John um die Ecke und kam direkt auf sie zu.

 

Auch er hatte die Melodie bemerkt und war neugierig vor ihnen stehen geblieben.

 

„Hört ihr das?“

 

Paddy und Mel sahen sich fragend an und schüttelten gleichzeitig die Köpfe. „Nö.“

 

„Da macht doch jemand Musik!“

 

„Ja, vielleicht. Jetzt, wo du es sagst. Irgendwas höre ich auch.“ gab Paddy unwirsch zu, als ihm bewusst wurde, dass es vollkommen unrealistisch war, dass jemand das nicht hörte!

 

„Das kommt doch aus euren Zimmern! Wer spielt denn da bei euch Gitarre, wenn ihr hier seid?“

 

„Ach! Bestimmt das Radio! Das hab ich anscheinend vorhin nicht ausgeschaltet!“ Paddy schlug sich gegen die Stirn. „Ich werde es sofort ausmachen.“

 

Flotten Schrittes betrat er seine Räumlichkeiten, doch Johnny klebte förmlich an ihm dran.

 

„Hab ich meine Gitarre gestern bei dir liegen gelassen?“ Es klang wie ein laut ausgesprochener Gedanke und so benahm er sich auch. Statt auf eine Antwort zu warten, steuerte er direkt auf das Musikzimmer zu.

 

Gedankenfetzen jagten durch Paddys und Mels Köpfe, aber keinem von beiden fiel rechtzeitig ein Masterplan ein, so dass John wenige Sekunden später vor dem großen Flügel stand, an dem sein Instrument lehnte.

 

Paddys Herz schlug bis zum Hals, als er hinter ihm auftauchte. Von Maite war keine Spur zu sehen. Möglichst unauffällig ließ er seinen Blick wandern, ob vielleicht irgendwo Schuhspitzen oder Ähnliches hervorlugten, doch ohne Erfolg. Die konnte sich doch nicht in Luft aufgelöst haben!

 

Mel war im mittleren Zimmer stehengeblieben, auch sie suchte den Raum mit ihren Augen ab, doch ebenfalls ohne Ergebnis. Das war wirklich sonderbar!

 


 

Erschrocken zuckte sie zusammen, als Johnny sie ansprach. Sie hatte es nicht ganz verbergen können, aber als sie sich zu ihm umdrehte, hatte sie ihre Gesichtszüge bereits wieder unter Kontrolle.

 

„Mel, ich mach mal einen Augenblick die Tür zu. Ich würde gern kurz mit deinem Angetrauten sprechen.“

 

Er hatte die Klinke schon in der Hand, als sie nickte. „Ja, ja, nur zu! Er ist ganz dein! Nur heute Nacht hätte ich ihn dann gerne zurück!“

 

„Und an wem soll ich mich dann wärmen?“

 

„Das ist nicht mein Problem!“ entgegnete Mel amüsiert und ging wieder ins Schlafzimmer, um sich dem Kleiderschrank zuzuwenden. Immerhin musste sie noch ihre Garderobe für später auswählen.

 

 

 

 

 

„Das ist ganz schön kalt hier bei dir! Wie kannst du denn mit Eisfingern noch Gitarre spielen?“ John rieb sich die Hände, was Paddys Meinung nach ziemlich übertrieben war, doch auch ihm war die geöffnete Balkontür nicht entgangen, durch die ungehindert die kühle Luft der einbrechenden Nacht hereinströmte.

 

Vorhin war sie definitiv geschlossen gewesen, das konnte eigentlich nur bedeuten, dass…

 

„Stört dich nicht, wenn ich die Tür schließe, oder?“ John war schon auf dem Weg, als er Paddys unzufriedenes Gesicht sah, und ergänzte: „Ich kann sie ja ankippen, das ist ein Kompromiss.“

 

Er nahm gerade auf der Couch Platz, als er schon wieder nachdenklich die Stirn runzelte. „Haben wir nicht eben noch das Radio gehört?“

 

„Vielleicht war ja auch die CD zu Ende. Johnny, jetzt rück mit der Sprache raus, was du auf dem Herzen hast!“ Allmählich wurde Paddy tatsächlich ungeduldig. Wo Maite war, wusste er auch immer noch nicht mit Sicherheit. Sie hatten nur das akustische Indiz, dass sie bis gerade eben noch eine der Gitarren in den Händen gehalten hatte. Und jetzt hielt ausgerechnet John ihn hier auf!

 

Dem Verhalten seines Bruders nach zu urteilen, musste das Thema ernst sein. Er schien nicht den richtigen Anfang finden zu können.

 

„Worum geht es denn grob?“ hakte er nach, als John sich weiterhin unruhig auf dem Sofa wand.

 

 

 

 

 

Tatsächlich hatte Maite sich gerade noch rechtzeitig auf den Balkon flüchten können, als sie neben den anderen auch eine heißgeliebte Stimme vor der Tür wahrgenommen hatte.

 

Dort stand sie nun den Umständen entsprechend dünn bekleidet und drückte sich an die ebenfalls kalte Wand, um nicht gesehen zu werden.

 

Hoffentlich würde John gleich wieder verschwinden, es war kaum auszuhalten hier draußen. Sehnsüchtig dachte sie an ihren daunengefütterten Wintermantel, den sie wohlweislich mitgebracht hatte. Doch natürlich nicht mit hinaus auf den Balkon! Die leichte Strickjacke über ihrer Bluse konnte nicht ansatzweise ihren zierlichen Oberkörper wärmen und auch um ihre Beine flatterte nur ein dünner Rock.

 

Zuerst war ihr fast das Herz stehengeblieben, als ihr Liebster die Tür geschlossen hatte! Sie hatte gedacht, dass jetzt alles auffliegen würde, doch es war gerade noch mal gut gegangen!

 

Aber obwohl sie erbärmlich fror, spitzte sie nun ihre Ohren, als sie durch die angeschrägte Balkontür ihren Namen hörte.

 

 

 

„Maite.“ seufzte John.

 

„Okay.“ Paddy schielte unauffällig nach draußen, doch außer der einfallenden Dunkelheit war vor der Glastür nichts zu sehen. „Aber mit euch ist alles in Ordnung, oder?“

 

„Ja, absolut! Genau das ist es ja...“ Er wühlte fahrig in seiner Hosentasche und Paddy ahnte bereits, was folgen würde.

 

Hastig sprang Paddy wieder auf, bevor John Dinge sagen würde, die er über Umwege später bereuen würde und packte ihn am Arm.

 

„Sollen wir nicht lieber irgendwo reden, wo man mehr Ruhe hat?“

 

„Mehr Ruhe?“ Er lauschte der Stille.

 

„Na ja, ich sage dir, hier kommt ständig irgendwer rein!“

 

Doch als er den Satz beendet hatte, umhüllte auch ihn wieder diese unbestreitbar friedliche Aura des Raumes.

 

John fühlte sich bestätigt. „Is´ klar, Paddy, also, was ich sagen wollte, war...“

 

 

 

Jetzt wurde es richtig spannend! Maite konnte es nicht mehr aushalten, aber nicht nur vor Neugier, sondern erst recht vor Kälte! Sie war sich beinahe sicher, dass man ihre klappernden Zähne bis ins Zimmer hören konnte! Sie musste ins Warme! Es war ohnehin nicht die feine spanische Art zu lauschen.

 

Vorsichtig schlich sie zur nächsten Balkontür. Sie führte ins Wohnzimmer der beiden.

 

Im Halbdunkeln konnte sie erkennen, dass der Durchgang zum Musikzimmer geschlossen war, doch durch einen Spalt drang Licht aus dem Schlafzimmer, also wagte sie es, vorsichtig mit dem Fingerknöchel gegen die Scheibe zu pochen.

 

Obwohl Mel nach wie vor mit ihren Klamotten beschäftigt war, erlangte Maite sofort ihre Aufmerksamkeit.

 

Sie ging nach nebenan zum vermuteten Ursprung der Geräusches, wo eine schlanke Frau mit langen braunen Haaren auf dem Balkon stand und sie flehentlich anblickte.

 

 

 

„Hat es gerade gerade geklopft?“ John drehte sich zur Zimmertür um, die jedoch geschlossen blieb.

 

„Ich sag doch, hier hat man nie Zeit für sich!“ Paddy versuchte, stimmlich seine äußerst fadenscheinige Erklärung zu untermauern, was ihm offenbar glückte.

 

„Na, wenn du meinst. Ich kann ja mal schauen, ob man noch jemandem im Garten sehen kann, sonst könnten wir ja eine Runde spazieren gehen, bevor nachher der Trubel ausbricht.“ Er stand auf und ging auf die Balkontür zu, aber Paddy hielt ihn auf. „Nein! Du hast doch selbst gerade festgestellt, wie kalt es draußen ist! Wir können doch einfach in Angelos Zimmer gehen. Jeder weiß, dass der noch eine ganze Weile mit Putzen beschäftigt ist, warum sollte also jemand dort auftauchen?“ Was für eine logische Begründung! Er war schlichtweg brillant!

 

John schien von der Plausibilität nicht ganz so überzeugt zu sein, stimmte aber trotzdem zu. „Gut, dann gehen wir jetzt also zu Angelo, weil hier ja so unglaublich viel Unruhe herrscht.“ stöhnte er laut und Paddy war die Ironie in dessen Stimme keineswegs entgangen, doch er nahm es liebend gern in Kauf.

 

„Aber wehe, wir begegnen Maite und ich werde wieder zur Küchenarbeit herangezogen!“ fügte John noch mahnend hinzu und Paddy lachte erleichtert auf. „Glaube mir, ich möchte noch weniger als du, dass wir Maite über den Weg laufen!“

 

 

 

Mel eilte, so schnell sie konnte, durch den Raum und öffnete der zitternden Gestalt.

 

„Du musst Maite sein!“ flüsterte sie strahlend und machte Platz, damit sie eintreten konnte.

 

„Hallo Mel! Richtig?“

 

„So ist es! Freut mich sehr!“

 

„Und mich erst! Geradezu erwärmend dein Empfang!“

 

Sie drückten sich kurz, da wurden sie auch schon aufgeschreckt.

 

Mel schlug sich erschrocken die Hand vor den Mund.

 

„Achtung! Die kommen raus! Versteck dich!“

 

Doch da sahen sie, wie die Klinke bereits heruntergedrückt wurde.

 

 

 

Das war knapp gewesen, musste Paddy zugeben! Es hatte nicht viel gefehlt und John wäre aller Wahrscheinlichkeit nach direkt auf Maite getroffen. Er war immer noch stolz, auf sein rasches Denkvermögen, das ihn nicht mal leicht angeheitert im Stich ließ! Zumindest meistens. Beschwingt von seinem Etappensieg öffnete er die Tür zu ihrem kleinen Wohnzimmer, wo sich panisch seine Augen weiteten, als sein Blick direkt auf Maite fiel, die sich unverzüglich in Bewegung setzte.

 

John war keinen halben Meter hinter seinem Bruder, der daraufhin einem Reflex folgend die Tür mit aller Kraft hinter sich zuwarf.

 


 

Maite hatte durch die offene Tür, das Bett entdeckt und rannte wie der Blitz darauf zu, machte förmlich einen Hechtsprung, landete unsanft auf dem Boden und schlitterte auf dem glatten Parkett noch ein Stück weiter, bis sie exakt hinter der herunterhängenden Tagesdecke zum Stillstand kam.

 

Mel hatte die Szene mit offenem Mund beobachtet und auch Paddy war in seiner Bewegung erstarrt gewesen. Nun riss er hektisch die Tür hinter sich wieder auf.

 

John saß auf dem Boden und hielt sich seine blutende Nase.

 

„Was war das denn? Bist du noch ganz dicht?!“ brüllte er äußerst nasal, doch Paddy konnte sich im Rahmen der Gesamtsituation das Lachen schlichtweg nicht mehr verkneifen.

 

„Also offensichtlich dichter als du. Warte, ich hol dir war zum Kühlen und vielleicht noch ein Handtuch oder so.“

 

John hatte sich ein T-Shirt von der Couch geschnappt und hielt es vorsichtig unter seine Nase.

 

„Ne, ich komm mit. Das ist mir in deiner Nähe ohnehin zu gefährlich!“ Er wollte aufstehen, aber Paddy schüttelte den Kopf. „Setzt dich lieber einen Augenblick aufs Sofa! Falls dir gleich schwindelig wird, möchte ich dich nicht auffangen! Ich bin gleich wieder da.“

 

Als er die Tür hinter sich geschlossen hatte, entfuhr ihm ein tiefer Seufzer der Erleichterung. Dann wanderten seine Augen erst zu Mel, die wie versteinert vor der Balkontür verharrte, bevor sein Blick auf den Saum einer Strickjacke fiel, die unter der langen Tagesdecke hervorschaute.

 

Mit wenigen Schritten war er im Nebenzimmer, wo er sich neben das Bett kniete.

 

„Schnell, Maite, raus hier!“

 

Kaum hatte er den Mund geschlossen, war sie schon wieder auf den Beinen und zur Tür hinausgelaufen.

 

 

 

 

 

 

 

Einer stand neben dem Nächsten aufgereiht, jeder sein Arbeitswerkzeug wie Putzlappen und Wischmob noch in der Hand, als nach exakt einer Stunde die Küchentür aufging und Maite mit der Miene eines inspizierenden Wachoffiziers die Reihe abschritt.

 

„So, so. Ihr habt es also geschafft.“ Sorgfältig musterte sie nicht nur die einzelnen Gesichter, sondern natürlich den gesamten Raum.

 

Sie hatten wirklich ganze Arbeit geleistet! Die Küche war nicht wiederzuerkennen! Nur an der Decke waren noch ein paar bräunliche Wischspuren zu erkennen.

 

Kritisch beäugte sie diese.

 

„Ups, da ist euch wohl etwas entgangen. Oder seid ihr doch nicht fertig geworden?“

 

„Keiner von uns ist groß genug, um da richtig ranzukommen. Nicht mal mit dem Tritt, also haben wir es mit dem Schrubber versucht.“ antwortete Angelo kleinlaut, doch Patricia reichte es.

 

„Maite, jetzt mach aber mal einen Punkt! Es steckte keine böse Absicht dahinter!“

 

Schließlich konnte auch Maite sich nicht mehr zusammenreißen und prustete los!

 

„Aber es ist großartig, dass ihr alles so prima wieder aufgeräumt habt! Und sogar vom Essen konntet ihr noch etwas retten, wie ich sehen kann!“ Zufrieden betrachtete sie die aufgereihten Speisen.

 

„Ja, der Salat hat mit dem Raucharoma fast etwas von gutem Whisky!“ erklärte Tina fachmännisch und erntete ein entsetztes Gesicht der Küchenchefin.

 

„Ihr habt die verbrannten Pinienkerne nicht wirklich noch in den Salat gekippt!“

 

Jetzt war es an den anderen zu lachen. „Nein, nein, keine Sorge!“

 

„Dann muss der Kram wohl mal zum Buffet geschafft werden.“ Ihr Blick schweifte erneut durch die Runde. „Das wird eine Menge Arbeit für mich, wenn ihr jetzt alle duschen geht.“ seufzte sie grinsend und scheuchte die erleichterte Bande aus ihrem Reich. „Denkt dran, gegen halb acht wollen wir mit dem Essen anfangen!“

 

 

 

 

 

Wo sollte sie hin?!

 

Hektisch drehte Johns Maite den Kopf hin und her, nachdem sie aus Paddys Gemächern geflüchtet war.

 

Da war sie ihm wirklich nur um Haaresbreite entkommen! Aber inzwischen war sie Feuer und Flamme für die Idee, John zu überraschen! In Gedanken sah sie sich schon aus einer riesigen Torte springen. Es waren ja keine zwei Stunden mehr, die sie sich irgendwo verborgen halten musste, doch im Moment war sie ratlos. Sie war das erste Mal in diesem Schloss! Und ja, es war eben ein Schloss und nicht nur eine 2-Zimmer-Wohnung!

 

Hier auf dem Flur stehen bleiben, konnte sie auf keinen Fall! Aus dem Bauch heraus entschied sich für eine Richtung und sprintete los. Sie nahm nicht die nächstbeste Tür, stattdessen lief sie an mehreren vorbei, bis sie eine fand, die ein kleines bisschen offen stand. Als sie stehen blieb, hörte sie jemanden leise summen.

 

 

 

 

 

„Da hast du einen Eisbeutel, die Kälte hilft bestimmt!“ Paddy reichte ihn seinem Bruder, der ihn in das blutige Shirt einwickelte und seine Nase damit so vorsichtig kühlte, als sei sie ein rohes Ei. Obwohl das Deckenlicht brannte, zog Paddy die Stehlampe, die neben dem Sofa stand, ein Stückchen näher heran und knipste das Leselicht an. John hob abwehrend die Hand vor die Augen, als Paddy es direkt auf sein Gesicht richtete.

 

„Stell dich nicht so an, ich muss mir das genauer ansehen!“

 

John wölbte die Augenbrauen. „Dr. Paddy, oder was?“

 

Selbiger inspizierte gerade mit einer äußerst diagnostischen Miene die Nase seines Bruders.

 

„Dr. Michael Patrick Kelly, bitte.“ murmelte er mit einer abwesend wirkenden Arztstimme.

 

Er legte Daumen und Zeigefinger an Johns Kinn und drehte dessen Kopf langsam hin und her, um sich einen Überblick zu verschaffen. John ließ ihn gewähren, bis Paddy sein Kinn wieder losließ und die Hand noch höher hob.

 

„Nicht anfassen! Das wagst du nicht, du Handlanger des Bösen!“

 

„Ganz ruhig, Bruder, immerhin ist sie nicht gebrochen.“ Behutsam tupfte er das trocknende Blut von dessen Gesicht.

 

„Woher willst du das denn wissen?!“

 

„Glaub mir einfach, ich kenn mich da aus.“

 

„Au! Na, gib schon her, ich mach das lieber selber!“ Paddy überließ ihm das Tuch und beobachtete erstaunt, wie John aufstand. „Was hast du vor?“

 

„Ich suche mir einen friedlicheren Ort. Und zwar den friedlichsten, den es hier im Schloss wahrscheinlich gibt! Ich geh zu Barby. Du hattest Recht, hier ist kein guter Ort zum Reden.“ Er ging hinaus und ließ ihn sitzen.

 

Jetzt tat es Paddy richtig leid. Immerhin hatte John etwas auf dem Herzen gehabt und hätte gerne seinen Rat haben wollen. Doch Paddy hatte sich wie ein Irrer benommen, aber eigentlich nur, weil sie ihm heute eine Freude machen wollten. Und dann musste auch noch die Sache mit der Nase passieren!

 

Er ließ kurz den Kopf hängen, bevor er ihm folgte. Vielleicht konnte er ja wenigstens das mit dem Reden noch hinbekommen.

 

 

 

 

 

 

 

Hier musste doch irgendwo das grüne Kleid sein! Mel hatte vor Jahren erwähnt, dass sie es so gerne mochte, da wollte sie es heute gerne ihr zu Ehren tragen!

 

Emsig wühlte Barby sich durch einen Wäscheberg auf ihrem Sofa, der dort schon viel zu lange die Sitzflächen belegte.

 

Ihr fiel der rotbraune Mantel aus Street life-Tagen in die Hand. Im Moment wäre es für den wahrscheinlich noch zu kalt. Zumindest, wenn man nur ein Kleid darunter trug, aber sie sollte ihn lieber nicht allzu weit weglegen. Sie hatte ihn schon viel zu lange nicht mehr getragen. Es schien ihr beinahe ein anderes Leben gewesen zu sein.

 

Leise begann sie „Crazy“ zu summen und musste sogar ein wenig lächeln.

 

Dann flog die angelehnte Tür auf und Maite stürmte herein!

 

„Hilfe, wo kommst du denn her!?“ entfuhr es Barby schrill, doch bevor Maite antwortete, warf sie die Tür hinter sich zu und drückte sich mit dem Rücken dagegen, die Handflächen ebenfalls an die glatte Oberfläche hinter sich gepresst.

 

„Ich muss mich vor John verstecken!“ Ihr Brustkorb bewegte sich schnell, als sie versuchte, wieder zu Atem zu kommen und Barby sah sie besorgt an.

 

„Ist alles okay mit dir?“

 

„Ja! Aber wir wollen John überraschen, er weiß noch nicht, dass ich hier bin! Er weiß nicht mal, dass ich kommen wollte! Und jetzt hätte er mich um ein Haar erwischt!“ Sie strahlte vor Lebendigkeit! „Kann ich mich hier kurz bei dir verstecken?“

 

„Natürlich! Was hast du denn gemacht, du bist ja voller Wollmäuse!“ Sie zupfte ihr ein paar Flusen aus den Haaren. „Und...herzlich willkommen!“

 

Endlich entspannte Maite sich und sie umarmten einander.

 

„Entschuldige! Hallo erst mal!“ Dann sah sie an sich herunter. „Ich lag bei Paddy unterm dem Bett. Ich schätze, die müssten mal wieder saugen.“ Sie lachte übermütig. „Ich freue mich, dass wir uns wiedersehen!“

 

Die Freude wurde jäh durch ein deutliches Klopfen unterbrochen, welches sie erschrocken zusammenzucken ließ.

 

Johns Stimme, die zudem darauf folgte, sorgte nicht unbedingt für eine Beruhigung der Gemüter.

 


 

„Barby, hast du kurz Zeit für mich?“ Seine nasale Aussprache hatte sich nicht erwähnenswert gebessert.

 

„Schnell ins Bad!“ wies Barby Maite in einem zischenden Flüsterton an und zeigte auf eine Tür im hinteren Teil, auf die Maite sofort zulief und dahinter verschwand.

 

Vorsichtig öffnete Barby ihrem Bruder, doch statt ihn hineinzulassen, kam sie schnell heraus.

 

„Hey Johnny! Was gibt’s?“ Obwohl sie sich ein Lächeln aufzwang, wirkte sie verkrampft.

 

„Kann ich eben reinkommen?“

 

Sie zog scharf die Luft ein und schüttelte den Kopf, während ihr Blick auf Paddy fiel, der just um die Ecke bog und auf die beiden zukam.

 

„Das ist im Moment ganz schlecht. Ich wollte mich gerade zusammen mit Paddy um die Tischdekoration für heute Abend kümmern“, bedauernd zuckte sie die Achseln, als sie John wieder ansah. „Du kannst gerne mitmachen!“

 

Dann wanderten ihre Augen erneut zu Paddy, bei dem sie sich einhakte, sobald er auf ihrer Höhe angekommen war. „Gut, dass du kommst, dann können wir sofort anfangen!“

 

„Äh Barby, eigentlich...“, wollte er ihr Einhalt gebieten, doch sie kam ihm zuvor.

 

„Ich weiß, eigentlich wolltest du schon vor ein paar Minuten hier sein, das ist nicht so schlimm. Jetzt seid ihr ja da und wenn Johnny uns hilft, sind wir bestimmt bald fertig. Wir müssen uns ja auch noch zurecht machen für später.“

 

Sie sprach hastig, so dass niemand erneut Gelegenheit bekam, sie zu unterbrechen. Damit auch keiner auf die Idee kam, es sich anders zu überlegen, hakte sie John auf der anderen Seite ein und zog die beiden Herren aus dem Gefahrenbereich.

 

Sie befreiten sich jedoch rasch missmutig aus ihrem Griff, folgten ihr aber. Selbst Paddy hatte seine Gegenwehr aufgegeben und betrat hinter den anderen das Wohnzimmer.

 

„Da seid ihr ja endlich wieder! Ihr lasst mich die ganze Zeit alleine hier sitzen!“ schimpfte Lea drauf los, sobald sie den ersten erspähte.

 

„Du hast doch die Hunde zur Unterhaltung gehabt!“ brummte Paddy, aber dann erhellte sich sein Gesicht, als er seine Gitarre entdeckte, die er vorhin vergessen hatte.

 

„Ich hatte keine Langeweile, ich verdurste!“ jammerte sie. „Erst geht Paddy Nachschub holen und taucht nicht wieder auf. Dann geht John ihn suchen und ward auch nicht wieder gesehen. Schließlich verschwindet Mel ebenfalls spurlos! Und jetzt sind fast alle wieder da und ihr habt nichts zu trinken mitgebracht?! Sagt nicht, dass ihr das ohne mich geleert habt!“

 

„Äh, Mist! Ich glaube, ich habe die Flaschen oben bei uns stehen lassen.“ stöhnte Paddy und griff nach seinem Instrument.

 

„Ich gehe sie eben holen.“ schlug John vor in der Hoffnung, dass er so der Frauenarbeit entkommen konnte oder es zumindest ein wenig herauszögern, doch das schien gar nicht im Sinne seiner Geschwister zu sein. Barby und Paddy sprangen gleichzeitig einen Schritt auf ihn zu. „Nein, ich mach das schon!“ riefen sie wie aus einem Mund, so dass John irritiert die Stirn runzelte. „Alles klar bei euch?“

 

Beide nickten eifrig, doch Paddy witterte seine Chance.

 

„Ich geh, ich habe sie ja auch stehen gelassen! Ihr könnt dann ja schon hier mal anfangen. Je schneller wir fertig sind, desto besser.“

 

„Genau! Und deshalb geh ich besser. Du vergisst uns wahrscheinlich spontan, wenn du mit Mel alleine bist“, mutmaßte sie und wollte sich gerade in Bewegung setzen, doch Paddy leistete weiterhin Widerstand.

 

„Du musst doch hier alles dirigieren. Nur du weißt, wie hier alles arrangiert sein soll!“

 

„Ja, und nur ich bin in zwei Minuten wieder hier! Du brauchst wahrscheinlich Ewigkeiten!“ Dann fügte sie mit einem eindringlichen Blick hinzu und sprach dabei betont langsam: „Paddy, lass mich bitte gehen.“

 

Endlich lenkte er ein. „Okay, nein, geh du nur. Johnny und ich machen das hier schon. Wenn wir weiter diskutieren, kommen wir weder zu Sekt noch zu Dekoration.“

 

„Seh ich auch so!“ stimmte Lea zu und zog den Reißverschluss ihrer Jacke zu. „Bis ihr hier Ergebnisse liefert, gehe ich eine Runde mit den Hunden. Die Kleinen haben schon ganz schön lange durchgehalten!“

 

„Da geh ich mit!“ rief Mel, die soeben ins Zimmer gekommen war. „Draußen ist es schon fast dunkel, da ist es zu zweit ohnehin schöner. Aber der Himmel ist klar, habe ich eben gesehen. Das wird herrlich!“

 

Sie humpelte flink zurück, um ihren Mantel anzuziehen, in dem sie kurz darauf zurückkehrte.

 

Barby hatte sich inzwischen durchgesetzt und war auf dem Weg in den ersten Stock, wo sie zwar wie besprochen die Sektflaschen holen wollte, aber auch bei Maite nach dem Rechten sehen. Immerhin hatte sie die ja vorhin Hals über Kopf zurücklassen müssen.

 

 

 

Maite war nach wie vor im Badezimmer und überlegte sich, wie riskant es wohl wäre, sich einfach eine heiße Wanne einzulassen. Immerhin wäre das eine äußerst angenehme und auch nützliche Art und Weise, sich bis nachher die Zeit zu vertreiben. Es wäre aber deutlich hilfreicher, wenn sie dann gleich in ihre frischen Kleider steigen könnte, aber ihr Koffer war leider nicht in Reichweite.

 

Seufzend ging sie zurück in Barbies Zimmer, wo gleichzeitig die gegenüberliegende Tür aufging. Wieder zuckte sie entgeistert zusammen, atmete jedoch sofort erleichtert aus, als sie Barbie erkannte.

 

Schnell kam sie herein und schloss die Tür hinter sich, bei diesen Geschwistern konnte man schließlich nie wissen.

 

„Alles okay bei dir?“ fragte Barbie besorgt, aber Maite winkte ab. „Ja, alles bestens. Ich hatte gerade überlegt, ob ich in deine Wanne hüpfe. Hättest du etwas dagegen?“

 

„Nein, bestimmt nicht, mach ruhig!“

 

„Vielleicht könntest du mir noch einen Gefallen tun?“

 

Barbie schaute neugierig. „Natürlich. Was denn?“

 

Wieder klopfte es.

 

„Barbie, bist du hier? Wo bleibst du denn? Du hast von zwei Minuten gesprochen!“

 

Sie verdrehte die Augen und öffnete Paddy die Tür einen Spalt.

 

„Bist du alleine?“

 

„Ja?! Was ist denn los?“

 

Doch statt ihm zu antworten, packte sie ihn am Kragen und zog ihn zu sich ins Zimmer.

 

„Äh, Barbie…?“ So ein Verhalten war er von seiner schüchternen Schwester sonst gar nicht gewohnt, aber schnell löste sich seine Verwirrung, als Maite vor ihm stand.

 

„Ach, hier steckst du! Ich habe mich gefragt, wo du abgeblieben bist, aber dein Koffer stand nach wie vor bei uns hinter dem Sofa. Daher hab ich mir fast gedacht, dass du noch auf der Flucht bist.“

 

„Ja und um genau den Koffer geht es! Ich würde mich gerne ein wenig frisch machen. Dafür brauche ich natürlich was zum Anziehen!“

 

Barby übernahm das Kommando

 

„Maite, ich hol dir den Koffer! Paddy, geh du mit dem Sekt nach unten und halte Johnny in Schach!“

 

Er nickte und tat, wie ihm geheißen, während Barbie gleichzeitig mit ihm durch die Tür schlüpfte und im Laufschritt in die andere Richtung startete.

 

Sie zog in Windeseile das Gepäckstück hinter der Couch hervor und zerrte es hinter sich her. Glücklicherweise hatte es auf der einen Seite Rollen, so dass sie es trotz des Gewichts verhältnismäßig gut bewegen konnte.

 

Schnell schloss sie die Tür hinter sich und stand vor Johnny.

 

Ein ertapptes hohes Quieken erklang aus ihrer Kehle. „Huch, was machst du denn hier? Bist du nicht unten bei Paddy?“

 

Um der Situation einen möglichst beiläufigen Anschein zu geben, setzte sie sogleich ihren Weg fort und Johnny begleitete sie.

 

„Ne, Paddy wollte gucken, wo du bleibst, ist aber, wie von dir prophezeit, tatsächlich nicht wiedergekommen. Ich weiß nicht mal, wo die Sachen sind, mit denen du dekorieren willst!“

 

„Paddy ist doch schon längst wieder ins Wohnzimmer gegangen!“

 

„Ich war auf dem Weg nach oben kurz auf Klo, vielleicht haben wir uns verpasst.“ Dann stutzte er. „Sag mal, was machst du eigentlich mit dem Koffer?“

 


 

 

„Äh...“ Ihre Schritte wurden langsamer. Zuviel Energie musste darauf verwendet werden, möglichst schnell einen brillanten Einfall zu bekommen. „Der stand noch bei Paddy herum.“

 

„Ach, sind da die Dekosachen drin? Ich kann ihn dir abnehmen und für dich runterbringen!“

 

Er wollte schon danach greifen, aber sie schüttelte den Kopf.

 

„Nein! Der ist leer. Die Dekoration ist unten!“

 

John spitzte die Ohren.

 

„Leer? Und was willst du jetzt damit?“

 

„Ihn auf mein Zimmer bringen.“ erwiderte sie etwas lockerer und schaffte sogar ein Lächeln.

 

Sie hasste es einfach zu lügen, sie konnte es auch nicht besonders gut. Aber es waren ja nur kleine Notlügen und dazu noch für einen guten Zweck!

 

Er runzelte die Stirn. „Der sieht so neu aus.“

 

„Ja, ganz frisch in meinem Besitz sozusagen.“

 

„Ist dein alter auch kaputt gegangen?“

 

„Ne, wieso?“ Sofort bereute sie ihre vorschnelle Antwort.

 

„Dann ist der über? Könntest du mir den vielleicht für ein paar Tage leihen? Jimmy und Joey haben sich in meinem Zimmer gebalgt und sind dabei auf meinem Koffer gelandet. Der hat daraufhin das Zeitliche gesegnet. Da war ein riesiger Riss im Deckel.“ erklärte er, musste aber feststellen, dass seine Schwester ihm gar nicht richtig zuhörte.

 

„Barbie, kannst du nicht mal einen Augenblick stehenbleiben?“ John hielt sie vorsichtig am Arm fest und sie folgte seiner Bitte.

 

„Weißt du, ich vermisse Maite so schrecklich!“

 

„Das glaube ich dir!“ Sie nickte mitfühlend, aber er sprach noch weiter.

 

„Ich habe einen Flug gebucht und möchte morgen Mittag zu ihr fliegen und sie überraschen!“

 

„Aha.“ Barby wusste partout nicht, was sie darauf erwidern sollte, merkte aber, dass das Gesagte etwas spärlich wirken könnte. „Ja, das ist ja süß.“

 

Ein Zucken umspielte ihre Mundwinkel, als sie für einen Moment mehr die Komik als die Brenzligkeit dieser Situation wahrnahm.

 

John bemerkte es und ließ die Schultern hängen.

 

„Du findest die Idee blöd. Ach, Mist! Meinst du etwa, ich klammere zu sehr?“

 

Barbie öffnete den Mund und sie schloss ihn wieder.

 

Was sollte sie ihm nur sagen? Ihn weiter darin ermuntern? Wäre vermutlich weniger auffällig, als es ihm ausreden zu wollen.

 

„Nein, ich finde echt, dass das eine ganz tolle Idee ist! So etwas solltest du unbedingt mal machen!“

 

Die Falten auf seiner Stirn wurden immer tiefer.

 

„Ja...und zwar morgen. Ist wirklich alles okay bei dir?“

 

„Klar, ich bring nur schnell das Ding weg und dann bin ich auch wieder bei euch!“

 

„Ich würde gerne heute schon packen. Ihr schafft das Dekorieren auch ohne mich! Außerdem habe ich heute Geburtstag!“

 

„Na klar, kriegen wir das auch alleine hin! Ruh dich noch ein wenig aus!“

 

„Kann ich ihn denn gleich mitnehmen?“

 

„Wen?“

 

Er verdrehte mit einem leisen Stöhnen die Augen.

 

„Na, den Koffer.“

 

„Ach, den Koffer?“ Wieder wurde ihr siedend heiß. „Ja, ne, also das geht nicht. Den brauche ich.“

 

„Fährst du weg?“

 

„Nein, aber ich bin gerade am Aufräumen und da sollen die von meinen Kleidern rein, die nicht mehr in den Schrank passen und die ich nicht so oft trage. “

 

„Dafür kaufst du einen neuen Koffer?“

 

„Na klar!“ schnaubte sie. „Für meine Kleider ist das Beste gerade gut genug! Aber irgendwer wird schon einen für dich haben. Wir wollen ja nicht, deinem Glück im Wege stehen.“ Und endlich setzte sie ihren Weg fort und ließ das Geburtstagskind stehen.

 

 

 

 

 

Die Hunde tollten um die zwei Freundinnen herum, als diese durch den dämmernden Park spazierten. Die Umrisse der Bäume konnten sie gerade noch erkennen und der Mondschein offenbarte, wie sie sich sanft im Wind wiegten.

 

Die Luft war kalt und feucht, doch auch einen winzigen Hauch von Frühling konnte man wahrnehmen.

 

Wuselnd tobten die Welpen und Morla hatte alle Mühe, sie zusammenzuhalten.

 

„Ich freue mich wirklich, dass ich Davi mitnehmen kann! Vor allem, weil Jimmy nun Melbourne bekommen oder, na ja, gekidnappt hat.“

 

Verträumt beobachtete Mel ihre Meute. „Ich muss lernen loszulassen. Aber es ist nicht ganz so schwer, als wenn die Hunde die letzten Wochen bei mir gewesen wäre. Ich schätze, der Abschied ist für dich wesentlich härter. Ich habe ja keine Bindung zu ihnen aufgebaut. Sie haben mich nur sofort um den Finger gewickelt!“

 

Lea lachte. „Wen nicht?“

 

„Das weiß ich auch nicht“, stimmte Mel zu.

 

„Mein Nachbar konnte sich auch nicht wehren...“

 

Mel blieb kurz stehen und kicherte. „Nachtigall, ick hör dir trapsen! In wen hat er sich verguckt?“

 

Lea kräuselte ertappt die Nase. „In Denver. Es ist dieser kleine Resthof bei uns um die Ecke, weißt du noch? Der von Familie Füllgrabe.“

 

„Ja natürlich! Die mit den zwei Kindern und einen Hund hatten die doch schon, oder? So einen schwarz-weißen Bernhardiner?“

 

„Brutus war ein Landseer, kein Bernhardiner. Leider mussten sie ihn einschläfern lassen, weil er Krebs hatte. Und kurz darauf kamen die Kleinen auf die Welt. Es war Liebe auf den ersten Blick! Er hat mich gebeten, ein gutes Wort für ihn einzulegen.“

 

Lea seufzte. „Ich denke, dort wird er ein schönes Leben haben.“

 

Dann blieb sie stehen und hob den Zeigefinger. „Aber eines sage ich dir: Liliput bleibt bei mir!“

 

Och, schade.“

 

Mel klappte der Mund auf und Lea schlug ihr amüsiert auf den Oberarm. „Keine Sorge, war nur ein Scherz! Lili bleibt bei euch!“

 

Gut!“ Mel ging weiter, wurde just von ihren Zöglingen überholt, die mit Anlauf in den Schlossgraben sprangen!

 

Morla! Nein!“ brüllte sie noch verzweifelt, aber es war zu spät! Lautstark paddelten fünf vor Freude japsende Hunde in dem kalten Wasser und jagten einem Tennisball hinterher, der dort einsam herumschwamm.

 

Och nööö! Das hätte nun wirklich nicht noch sein müssen! Ich wollte gleich mich duschen und nicht die Hunde. Lili, geh weg, du stinkst!“ Sie rannte um Lea herum, in dem verzweifelten Versuch, der nassen Hundeschnauze zu entkommen, aber vergeblich! Schließlich gab sie auf, knuddelte die kleine Maus und dachte kurz darüber nach, ob die Hunde vielleicht gemeinsam mit ihr unter die Dusche passen würden. Das wäre dann ja ein Abwasch! Sie warf den Gedanken aber schnell wieder über Bord. Irgendwie war die Vorstellung eklig.

 

 

 

 


 

Als Barbie kurz darauf bei Paddy eintraf, hatte er den Sekt, ohne die Einrichtung zu demolieren, bereits geöffnet und verkostet. Dies schien ihn zu weiteren Ideen zu beflügeln, denn von den Saiten seiner Gitarre ertönten lieblich gezupfte Klänge und nun schien er auch, singend vor sich hinzumurmeln.

 

Die Ankunft seiner Schwester nahm er nur beiläufig zur Kenntnis. Sie wiederum versuchte gar nicht erst, ihn zum Arbeiten zu bewegen, stattdessen verwandelte sie den Tisch und das Drumherum alleine in einen wahren Ort der Freude.

 

Mann, ist das schön!“ bestaunte Mel ihre Dekoration, als sie und Lea durch die Tür traten.

 

Endlich was zu Trinken!“ jubelte Lea, die offenbar andere Prioritäten setzte. Die Hunde hatten sie draußen mit dem Gartenschlauch abgespritzt und hinterher mit einem dutzend Handtüchern frottiert. Sicherheitshalber wurden sie aber nicht mit in die gute Stube genommen. Doch die beiden rochen danach noch schlimmer als ihre vierbeinigen Freunde vor der Reinigung, was ihr Umfeld mehr zu stören schien, als sie selbst.

 

Ihr bekommt nicht einen Tropfen, bevor ihr nicht geduscht habt! Du auch, Schatz!“ entgegnete Paddy, wobei er sich demonstrativ die Nase zuhielt. Dafür unterbrach er sogar sein Gitarrenspiel.

 

Das wollen wir sehen!“ rief sie, als sie auf ihn zulief und während sie die Arme ausbreitete, begann sie schräg zu singen. „Nimm mich jetzt, auch wenn ich stinke, denn sonst sag ich winke winke und good bye!“

 

Kreischend sprang er auf, seine Gitarre in der Hand hüpfte er quer über die teuren Möbelstücke raus aus ihrer Reichweite.

 

Bleib stehen, ich kriege dich sowieso!“

 

Hört sofort auf! Macht nicht die ganze Deko wieder kaputt!“ flehte Barbie und war zumindest dankbar dafür, dass Mel ihre Schuhe am Eingang gegen Hausschuhe getauscht hatte, doch Gehör wurde ihr nicht geschenkt. Dafür wurde sie ihrerseits von der Tür abgelenkt, die geöffnet wurde. Es war Angelo, der frisch gestylt und obendrein sehr wohlriechend war. Fertig für den Abend wollte er nun schauen, ob es schon irgendwo etwas abzustauben gab. Stattdessen musste er mit ansehen, wie sein Bruder wie ein Wahnsinniger über den Tisch rannte, halbherzig bemüht, nichts umzuschmeißen und dessen Frau über die gepolsterten Stühle hinterher. Laut gackernd tänzelten sie gerade um die zwei Sektflaschen herum, als er einen schrillen Pfiff ausstieß.

 

Hey! Vorsicht! Passt auf den Alkohol auf!“ setzte er noch hinzu und sprang rasch näher, um die Flaschen in Sicherheit zu bringen.

 

Paddy und Mel hatten erschrocken innegehalten, womit der Pfiff seine Bestimmung erfüllt hatte. Leider hatten sowohl die Trägheit als auch Mels Gleichgewichtsorgan erweiterte Pläne. Mit rudernden Armen versuchte sie, nicht nach hinten überzukippen, aber das Einzige, was ihr Halt geben könnte, war der Kronleuchter an der Decke! Obwohl sie gleichzeitig realisierte, dass es eine ziemlich miese Idee war, griff sie danach, verfehlte ihn jedoch um Haaresbreite. Ebenso wie Paddys Hände, deren Fingerspitzen sie gerade noch streifte, aber nicht zu fassen bekam. Unaufhaltsam verlor sie die Balance und fiel mit einem gellenden Schrei rückwärts über die Stuhllehne! Doch es kam nicht der erwartete harte Aufprall, stattdessen landete sie in Angelos Armen, der sie nun mit einem festen Griff sicher auf Höhe seiner Brust hielt und selbst erschrocken anblickte. Er hatte auf dem Weg zum Tisch spontan beschlossen, dass es noch etwas Wichtigeres zu retten gab als den Sekt.

 

Also, wenn du nicht so stinken würdest, würde ich ja sagen, das ist ein Wink des Schicksals, aber so...“ Beide ein erleichtertes Lächeln auf den Lippen sahen sie sich in die Augen, bis Paddy sie jäh unterbrach. Sein Gesicht wirkte gar nicht mehr so ausgelassen wie kurz zuvor.

 

Lass sie runter, es ist ohnehin nicht dein Problem, ob sie stinkt oder nicht!“ Dann wandte er sich an seine Frau, die nun wieder auf ihren eigenen Beinen stand. „Alles okay bei dir?“

 

Ja, bei mir schon, dank Angelo, aber was ist mit dir auf einmal los? Wieso bist du so gehässig?“ Sie zogen die Brauen zusammen und musterte ihn, wie er unruhig auf einer Unterlippe kauend nach einer schlüssigen Antwort suchte.

 

Ich war zwar beeindruckt, wie schnell du hier über die Lehnen geturnt bist, aber ich glaube, da sind ein wenig die Pferde mit dir durchgegangen! Das wäre um ein Haar ins Auge gegangen!“

 

Der Trotz stand weiter in Mels Gesicht geschrieben.

 

Ach und deshalb keifst du Angelo an?“

 

Ja. Nein! Also, ach, tut mir leid.“ Selbst in Mels Ohren klang die Entschuldigung nicht glaubwürdig, doch sie ließ es gut sein. Hätte sie gesehen, wie Paddy seine Fäuste instinktiv ballte, hätte sie es vermutlich nicht auf sich beruhen lassen. Doch so strahlte sie wieder über beide Ohren, als sie sich zu Angelo umdrehte.

 

Vielen Dank fürs Leben retten!“ Sie beugte sich ein Stück vor und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange, bevor sie ihm noch einen dankbaren Blick zuwarf.

 

Paddys Fingernägel bohrten sich in seine Handflächen und jeder Versuch, seine Eifersucht zu verleugnen, schlug jämmerlich fehl. Er spürte, wie sein Blut in Wallung geriet. Seine Atmung wurde schneller und ihm wurde heiß und kalt.

 

Endlich ließ seine Frau Angelo wieder los, bevor sie mit einem gestelztem Winken an Paddy vorbeiging. „Du hast ja eben deutlich kundgetan, dass du keinen Kuss möchtest.“ Sie streckte ihm frech die Zunge heraus und suchte nun tatsächlich das Bad auf.

 

Als sich die Tür hinter ihr geschlossen hatte, stand Angelo wie festgefroren an seinem Platz. Geistesabwesend führte er seine Hand an seine Wange und betastete diese ungläubig.

 

Unterdessen funkelte Paddy ihn wütend an. Die Fäuste nach wie vor fest zusammengepresst, trat er dicht an ihn heran und ihre Nasen trennten nur wenige Zentimeter. Angelos verträumter Gesichtsausdruck war wie weggeblasen, als Paddy seine Faust hob, doch dann streckte er den Zeigefinger aus, mit dem er ihm überdeutlich auf das Sternum tippte.

 

Wir zwei gehen jetzt zusammen vor die Tür!“ presste er halblaut zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, dann legte er scheinbar brüderlich den Arm um Angelo und wandte sich mit einem breiten Lächeln den anderen Anwesenden zu.

 

Bis später!“ rief er betont lässig und führte seinen unwilligen Bruder mit sich.

 

Barbie starrte den beiden wortlos nach, bis sie sich Leas Gegenwart wieder bewusst wurde.

 

Was war denn das wieder? Die waren irgendwie merkwürdig.“ Mit großen Augen sah sie zu Lea, die aber ebenfalls ahnungslos die Achseln zuckte.

 

Heute sind doch alle irgendwie seltsam.“ überlegte sie laut und nahm einen Schluck aus ihrem Glas.

 

Da hast du auch wieder Recht.“ stimmte Barbie ihr zu, setzte sich daneben und füllte sich ebenfalls etwas ein.

 

 

 


 

Angelo hatte vor den Mädchen keine Szene machen wollen, doch bereits im Flur wand er sich erstaunlich geschickt aus Paddys Arm. Der bekam ihn allerdings unverzüglich wieder zu fassen, krallte sich in dessen Shirt und drückte ihn mit einem kräftigen Schwung gegen die Wand, wo er ihn nun fixierte. Wieder näherte sich sein Gesicht unangenehm nah Angelos an, der unwillkürlich schlucken musste.

 

Was ist denn in dich gefahren?! Lass mich los!“

 

Er versuchte, ihn von sich zu schieben, aber Paddy ließ ihm keinen Spielraum, stattdessen kam er noch ein Stückchen näher und schaute ihn eindringlich an.

 

Versuch nicht, mich zu verarschen! Du weißt, was los ist! Du hast sie wochenlang nicht gesehen und kaum ist sie wieder hier, wirfst du dich ihr sofort an den Hals!“

 

Das ist nicht wahr! Okay, der Spruch ist mir rausgerutscht, aber ansonsten kann ich nichts dafür, wenn ihr euch wie die kleinen Kinder über die Möbel jagt! Du kannst von Glück reden, dass ich sie aufgefangen habe!“

 

Paddys Griff lockerte sich etwas, ließ ihn aber nicht los.

 

Das kam dir ja auch sehr ungelegen! Du erwartest hoffentlich nicht von mir, dass ich jetzt vor Dankbarkeit vor dir auf die Knie falle! Ich würde sagen, deinen Dank hast du schon erhalten!“

 

Normalerweise wäre das überhaupt kein Thema gewesen! Ein familiärer Kuss auf die Wange! Mehr nicht! Doch gerade bei Angelo sah er einfach rot! Der hatte in den vergangenen Wochen immer wieder ausweichend reagiert, wenn Paddy das Thema anschneiden wollte. Letzten Endes hatte er sogar gehofft, dass sein Bruder wieder zur Vernunft gekommen wäre, aber das schien nicht der Fall zu sein, wie er feststellen musste.

 

Mel ist meine Frau! Wieso begreifst du das nicht?“ Doch er schien keine Antworten auf seine Fragen haben zu wollen. Alles, was er wollte, war, dass er sich endgültig aus seiner Ehe heraushielt!

 

Angelo merkte, wie es in Paddys Inneren rumorte und trotz seiner miesen Position, gab ihm der leise Zweifel in den Augen seines Bruders neue Kraft. Er richtete sich auf und griff nach Paddys Arm, um dessen Hand von seinem Shirt zu ziehen. Er ließ es zu, wich aber keinen Zentimeter zurück.

 

Lass sie in Ruhe! Ich will, dass du sie dir ein für alle mal aus dem Kopf schlägst!“

 

Angelo spürte Paddys Atem auf dem Gesicht, doch inzwischen hatte er sich wieder gefangen und ließ sich nicht weiter einschüchtern. Betont gelassen, zupfte er seine Kleidung zurecht.

 

Die Entscheidung wirst du dann ihr überlassen müssen!“

 

Paddy fühlte die Wut in sich wieder wachsen.

 

Sie wird vor keiner Entscheidung stehen!“

 

Na, dann brauchst du dir ja keine Sorgen machen.“ Er schnaubte verächtlich, als er sich herauswand und Richtung Treppe ging, aber dann drehte er sich noch mal um. „Und ganz nebenbei hatte ich eigentlich heute gar nicht vor, mit ihr darüber zu reden... Aber vielleicht ist die Idee gar nicht so schlecht.“

 

Nach einem kurzen Zögern ging er rauf auf sein Zimmer.

 

 

 

 

 

Alles okay?“ fragte Mel besorgt, doch der dezent übertriebene Schwung, mit dem die Tür hinter Paddy ins Schloss raste, gab Antwort genug. Sie stand nach dem Duschen nur im Slip vor dem Kleiderschrank und ließ das Shirt sinken, das sie sich gerade hatte anziehen wollen und ging auf ihn zu.

 

Ist was passiert?“

 

Forschend neigte sie den Kopf ein wenig. Sie sah, wie er die Fäuste ballte und sie spürte, wie wütend er war.

 

Er antwortete nicht, sondern ging ihr vorbei in sein Musikzimmer. Wieder rauschte die Tür mit einem lauten Knall hinter ihm zu. Mel folgte ihm, aber noch bevor sie das Zimmer betrat, hörte sie, wie jemand offensichtlich mit beiden Fäusten aggressiv auf die Tasten des neuen Flügels hämmerte.

 

Sie blieb kurz erschrocken stehen, bis der letzte Ton erstarb und sie vorsichtig um die Ecke sah. Paddy saß vor dem großen Instrument und stützte haareraufend den Kopf in die Hände.

 

Barfuß ging sie auf leisen Sohlen zu ihm hinüber und legte ihm sanft die Hand auf die Schulter.

 

Willst du mir nicht erzählen, was los ist?“

 

Stumm schüttelte er den Kopf. Er hob langsam den Kopf, dann stand er auf und schloss sie in seine Arme ein. Seufzend versenkte er seine Nase in ihrer Halsbeuge und atmete tief ein.

 

Auch sie schmiegte sich an ihn. „Was ist zwischen dir und Angelo?“

 

Sie spürte, dass er schluckte und sie noch ein wenig fester an sich drückte.

 

Ich möchte eigentlich nicht darüber reden.“

 

Sollte sie seinen Wunsch respektieren? Immerhin war sie seine Frau. Also dementsprechend natürlich nicht!

 

Ich habe schon lange das Gefühl, dass etwas bei euch nicht stimmt und dein pampiges Verhalten Angelo gegenüber hat mich in dieser Ahnung noch weiter bestärkt.“

 

Das Hemd hielt sie nach wie vor in der Hand und so lag ihr bloßer Rücken warm unter seiner Hand, die sich zärtlich hin und her bewegte. Sie hob den Kopf und sah in seine Augen. Unsicherheit war darin zu lesen, es schien, als suchten sie in ihren eigenen nach Antworten auf Fragen, die er nie gestellt hatte.

 

Mel, was war das vorhin im Wohnzimmer? War das wirklich nötig?“

 

Ja, ich weiß, ich war ein bisschen übermütig.“ Sie grummelte leise. „Du allerdings auch! Aber ich hab richtig Schwein gehabt, dass Angelo mich aufgefangen hat!“ Es tat ihr wirklich leid, dass sie so leichtsinnig gewesen war, immerhin hatten sie und Paddy scheinbar ewig warten müssen, um wieder zusammenzusein.

 

Seine Kiefermuskeln spannten sich an.

 

Das meinte ich nicht.“ Er atmete einmal durch. „Ich will wissen, warum du Angelo geküsst hast!“

 

Du bist doch nicht etwa eifersüchtig!“

 

Erst kicherte sie leise, doch dann wurde sie dem Ernst in seiner Stimme gewahr.

 

Das Lächeln verschwand aus ihrem Gesicht und sie rückte ein kleines Stück von ihm ab, um ihn besser betrachten zu können.

 

Du bist wirklich eifersüchtig?“ Ihr klappte der Mund auf.

 

Sie konnte es einfach nicht glauben! Er war doch noch nie eifersüchtig gewesen! Abgesehen von der Sache mit Caro. Aber irgendwie war das etwas anderes gewesen! Er hatte damals nicht mal die Chance gehabt, eifersüchtig zu sein, da war er schon vor vollendete Tatsachen gestellt worden.

 

Er leckte sich nervös die Lippen.

 

Was sollte er ihr sagen? Die Wahrheit? Ausgeschlossen! Oder? Was sollte dann eigentlich geschehen? Hatte sie je Zweifel daran gelassen, dass er derjenige war, den sie wollte? Ja, musste er sich eingestehen, das hatte sie. Es war inzwischen eine ganze Weile her, aber die Sache mit Caro würde er nie vergessen! Damals hatte er auch nichts gemerkt! Was ist, wenn er bisher einfach nicht realisiert hatte, dass zwischen den beiden mittlerweile mehr war, sie es sich selbst aber nicht eingestehen konnte? Würde Angelos Offenbarung vielleicht den Stein ins Rollen bringen?

 

Schweigend hatten sie sich gegenüber gestanden, bis Mel zuerst das Wort ergriff.

 

Wieso?“

 

Paddy seufzte und ließ sich wieder auf die Pianobank fallen.

 

Ihr steht euch ziemlich nahe“, versuchte er, halbherzig zu erklären und wie zu erwarten, schluckte Mel die Ausrede nicht.

 

Mit Jimmy verstehe ich mich auch super! Bist du auf den jetzt auch eifersüchtig?“

 

Nein! Das ist irgendwie etwas anderes!“

 

Warum?“

 

Paddy zuckte mit den Schultern.

 

Du hast ihn geküsst!“

 

Ja, auf die Wange! Vor aller Augen! Außerdem liebt er Kira! Der hat doch gar kein Interesse an mir!“

 

Er öffnete den Mund, um ihr zu widersprechen, konnte sich aber gerade noch rechtzeitig bremsen.

 

Was?“ hakte sie scharf nach und er schloss die Lippen kurz wieder, bevor er hilflos die Arme hob.

 


 

Ich kann es dir auch nicht erklären.“ Er biss sich auf die Unterlippe. Jetzt hatte er die Schwelle zum Lügen überschritten. „Vielleicht war es auch einfach dumm. Es tut mir leid!“

 

Vielleicht schaffte er es ja, das Thema irgendwie abzuwürgen? Es war immer noch besser, als irgendwann mit dem Rücken zur Wand zu stehen! Er kannte seine Frau, wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, war es schwer, sie wieder davon abzubringen.

 

Natürlich war es dumm! Er hat mich doch nur aufgefangen! Paddy, er hat noch nie irgendwelche Anstalten gemacht, mir näher zu kommen, deshalb verstehe ich nicht, woher das auf einmal kommt!“

 

Ich sehe es ja ein“, bekräftigte er und streckte versöhnlich die Hand aus, um sie zu sich heranzuziehen.

 

Ein klackendes Geräusch war zu hören, als er den Deckel der Klaviatur herunterklappte, und mit einer flinken Bewegung setzte er Mel darauf. Er konnte sich nicht gegen das zufriedene Lächeln wehren, das sich auf seinen Lippen ausbreitete, als er seine Wange an ihre unbedeckten Brüste schmiegte. Sie strich ihm liebevoll über die fast wieder dunkelblonden Haare.

 

Auch wenn ich Angelo vorhin einen Kuss gegeben habe, bist du der einzige, der das hier und noch andere Dinge mit mir machen darf.“

 

Dann bin ich ja beruhigt“, entgegnete er grinsend und begann, ihren Oberkörper zu liebkosen.

 

Ein leises Seufzen kündete von ihrer Bereitschaft, sich intensiver mit den anderen Dinge zu beschäftigen, von denen sie gerade gesprochen hatte.

 

Sie spreizte unwillkürlich ihre Beine und stellte ihre Füße zu beiden Seiten neben ihm auf die Sitzfläche.

 

Endlich hob er den Kopf und ließ sie seine weichen Lippen spüren, doch seine Zunge war verspielt und neckte sie, bis sie ihren Mund fest auf seinen presste. Sie rutschte auf seinen Schoß und umklammerte ihn nun mit ihren Beinen. Langsam rieb sie ihr Becken an ihm und fühlte, wie seine Erregung wuchs. Er trug heute ein schwarzes Shirt, das sie ihm im Handumdrehen über den Kopf zerrte. Auch sein Haargummi verabschiedete sich bei dieser Aktion und locker fiel seine Mähne über seine nackten Schultern. Mit geschlossenen Augen vergrub sie einen Augenblick ihre Nase darin, während ihre Hände sehnsüchtig über seinen Rücken strichen. Sie stellte die Finger auf und als ihre Nägel zartrosa Spuren auf seiner Haut hinterließen, lief ihm ein Schauer über den Körper. Ein tiefes Grummeln drang aus seiner Kehle, als er sie hochhob und oben auf das Piano setzte, bevor er sie mit wenigen gezielten Handgriffen von ihrem einzigen Wäschestück befreite.

 

Mels Unterleib schien immer wärmer zu werden, als sich das Blut darin sammelte. Eine pulsierende Vorfreude breitete sich aus und irgendwie fand sie die Vorstellung sehr anregend, ausgerechnet auf einem schwarzen Flügel nackt und verletzlich vor ihm zu liegen. Sie ließ sich nach hinten fallen und ein Keuchen entfuhr ihr, als ihr Rücken den kalten Klavierlack erreichte. Erschrocken bäumte sie sich ein Stückchen auf und im selben Moment legte er seine Hand an ihren Hals, fuhr dann mit sanften Fingerspitzen abwärts über die Konturen ihres schlanken Körpers und obwohl er sie kaum berührte, spürte sie die raue Oberfläche seiner Haut, die durch das jahrelange Gitarre spielen entstanden war. Zärtlich wanderten sie weiter, bis sie zwischen ihren Schenkeln Halt machten.

 

Mel hatte die Augen geschlossen und schien sich ganz ihrem und ebenso seinem Verlangen hinzugeben. Mit einem lüsternen Grinsen nahm er zur Kenntnis, was für eine Wirkung er auch nach all den Jahren auf sie hatte. Langsam bewegte er seine Finger, die mühelos um ihren erregten Mittelpunkt glitten.

 

Wie hatte er ihr leises Stöhnen vermisst! Es war ewig her, dass er sie zuletzt so vor sich liegen gehabt hatte.

 

Als sie kurz die Augen öffnete, traf sie der dunkle Blick ihres Mannes, während er sich hinunterbeugte, wo seine Zunge ihren Bauchnabel umkreiste, um dann als nächstes ihr Becken zu erforschen. Automatisch öffnete sie ihre Beine noch ein Stückchen weiter und rutschte ihm willig entgegen.

 

Ich will dich.“ hauchte Mel und ihre Finger krallten sich in die Kante des Flügels oberhalb ihres Kopfes, aber ihr Unterleib rückte begierig näher in seine Richtung.

 

Er ließ ein leises kehliges Lachen hören. „Noch nicht, mein Schatz!“

 

Aber...“ Ihre verzweifelten Augen starrten sehnsuchtsvoll auf die Ausbuchtung in seiner Shorts. Sie hatte nicht einmal mitbekommen, wann er seine Hose geöffnet hatte! Doch als er plötzlich und unerwartet mit zwei Fingern in sie eindrang, raubte er ihr den Atem, den sie so dringend zum Weiterreden gebraucht hätte. Schnaufend versuchte sie, weiter an ihn heranzukommen, doch er drückte sie sanft, aber bestimmt, mit einer Hand fest auf das Piano.

 

In ihrem Kopf drehte es sich inzwischen und atemlos leckte sie sich die trockenen Lippen.

 

Paddy, bitte!“ flehte sie ungeduldig, packte ihn an den Oberarmen in dem kläglichen Versuch, ihn auf sich zu ziehen. Sein hungriger Blick traf sie, als er ihr langsam nachgab. Viel zu langsam! Er entledigte sich zwar behände seiner Shorts, aber nur Stück für Stück erkundeten seine Lippen den Weg hinauf zu ihren und seine Zunge hinterließ ein brennendes Kribbeln dort, wo sie ihre zarte Haut berührte.

 

Endlich erreichte er ihren Mund und biss ihr vorsichtig in die Unterlippe, was sie erneut mit einem unterdrückten Keuchen quittierte. Sie spürte, wie seine glühende Erregung sich fast in ihren Oberschenkel brannte.

 

Der Griff an seinen Oberarmen wurde noch vehementer und als sie ihre Beine um seine Hüften schlang, brach sein Widerstand. Er musste sie fühlen! Er wollte ihr so nah sein, wie es nur ging! Sie war sein Mädchen und niemand würde sie ihm je wegnehmen!

 

Auch seine Atmung hatte sich beschleunigt, er brachte sich in Position, seine Augen ruhten auf ihrem Gesicht, so dass er jede Regung ihrer Mimik wahrnehmen konnte, während er in sie eindrang.

 

Ja.“ seufzte sie voller Hingebung und schob ihn mit Hilfe ihrer Beine weiter in sich hinein.

 

Er genoss die Hitze, die ihn nach und nach umschloss, als er in ihr Innerstes vorstieß. Sein Rhythmus fing langsam, beinahe behutsam an, steigerte jedoch stetig das Tempo.

 

Sein Gesicht kam ihrem immer näher, bis ihre Lippen sich verzehrten. Dann fühlte sie, wie er nach ihren Händen griff und seiner Finger mit ihren verschränkte, bevor er ihre Arme so über ihrem Kopf fixierte.

 

Als sie kurz voneinander abließen, schnappte sie nach Luft, doch ihre Augen suchten sofort wieder seine und versanken in ihnen, während er in ihr versank.

 

Ich bin dein!“ flüsterte sie und gleichzeitig wurden seine Stöße fester, als hätte er diese Bestätigung gebraucht. Sie schloss die Augen und strich Zeit und Raum aus ihrem Verstand. Ihre Wahrnehmung reduzierte sich auf die elementarsten Bedürfnisse des Menschen und instinktiv passte sie sich seinem Rhythmus an. Manchmal wurde er so zurückhaltend, dass sie schier wahnsinnig wurde! Wenn sie es kaum noch aushalten konnte, beschleunigte er wieder, dass sie meinte, gleich den Zenit zu erreichen. Und dann fand er einen Winkel...Mel entfuhr ein leises Quieken, ihre Atmung wurde immer flacher und kontinuierlich schneller. Dann hob sie ihr Becken ein wenig an und er fühlte, wie sie seine Hände immer fester drückte.

 

Genau so…!“ hielt sie ihn zum Weitermachen an und tief in sich spürte sie, wie auch er dem Höhepunkt entgegeneilte. Dann wurde sie von einer Welle der Lust überrollt, die ihr schier die Luft aus den Lungen zu pressen schien. Zitternd hielt sie inne und ließ sich auf den Wogen dahintreiben, geschützt unter ihm gefangen, sicher eingeschlossen von seinen Armen. Es war exakt der Ort, den sie liebte und an dem sie genau jetzt sein wollte! Erst peu à peu verebbte das Pulsieren in ihrem Unterleib.

 

Er sah auf ihr Gesicht herab, das bis eben in den Flammen ihrer Gefühle getanzt hatte, wie er es liebte. Jetzt war es zu einer seligen Ruhe gekommen.

 

Im Grunde genommen war sie sogar seltsam still.

 

Alles okay?“ Er ließ ihre Hände los und während er selbst noch mit seiner Lunge kämpfte, betrachtete er sie besorgt. „He, atmest du noch?“ Liebevoll strich er ihr eine Strähne aus dem Gesicht, wo daraufhin allerdings einige seiner Haare zum Liegen kamen, die er aber sofort hinter seinen Rücken verbannte.

 

Endlich stieß sie zufrieden lächelnd einen tiefen Seufzer aus und hörte gleich wieder auf zu atmen.

 

Könntest du bitte mal normal Luft holen? Du machst mir Sorgen.“ brummte er eher weniger ernst gemeint. Er lag nun halb neben ihr und streichelte sacht über ihren Arm.

 

Nein.“ antwortete sie und wieder hob und senkte sich ihr Brustkorb einmal. „Ich habe gerade so viel Sauerstoff inhaliert, da reicht jetzt der Sparmodus.“ Doch allmählich beruhigte sich auch ihr Körper wieder und ihre Vitalfunktionen kehrten zu ihrem Alltag zurück.

 

Das war gut!“ kicherte sie, ohne die Augen zu öffnen.

 

Er beugte sich vor und hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn.

 

Ja, das war´s“, musste er ihr zustimmen. „Das letzte Mal war viel zu lange her.“

 

Absolut! Aber jetzt bin ich wieder da.“ Sie öffnete ein Auge, schloss es aber gleich wieder.

 

Dann fing sie an zu lachen. Und sie lachte immer mehr und immer weiter, so dass sie sich sogar aufrichten musste.

 

Paddy setzte sich ebenfalls hin.

 

Was ist los? Bist du jetzt irre geworden?“ Amüsiert runzelte er die Stirn. „Was bringt dich so zum Lachen? Raus mit der Sprache, ich will auch Spaß haben!“

 

Du…hattest doch ...gerade Spaß!“ japste Mel. „Und genau das ist es...du hast mich gerade geflügelt!“

 

Paddy schlug sich die Hand vor die Stirn. „Au, Mel! Geflügelt? Ernsthaft?“ Er hüpfte von dem Instrument, konnte sich aber ebenfalls ein Kichern nur schwer verkneifen.

 

Komm, Schatz, wir müssen uns fertig machen! Irgendwer meinte vorhin, dass Maite uns um halb acht zum Buffet erwartet. Ich spring noch schnell unter die Dusche.“

 

Seufzend ergab sie sich ihrem Schicksal, schlüpfte in ihre verstreuten Klamotten und sammelte den erforderlichen Rest aus dem Schrank, während Paddy wie prophezeit im Bad verschwand.

 

 

Es klopfte vorsichtig an der Badezimmertür.

Ist alles okay mit dir?“

 


 

Die Stimme ihrer Mutter drang durch die Tür, doch sie klammerte sich kraftlos an die Kloschüssel.

 

Ja, Mom, es ist alles okay!“ erklärte sie matt, doch wenig glaubwürdig.

 

Kira, mach bitte die Tür auf! Ich habe gehört, dass es dir nicht gut geht!“

 

Nein, Mom! Lass mich bitte in Ruhe!“ Ihre Finger zitterten, als sie einige Blatt Klopapier abriss, um sich damit den Schweiß und den Mund abzuwischen. Sie warf es in die Schüssel und drückte die Spülung, so dass es zusammen mit den Resten vom Abendessen in der Kanalisation verschwand.

 

Vertraut hörte sie den antiken Holzboden knarren, als ihre Mutter vor der Tür unruhig von einem Bein auf das andere trat. Kira hatte bereits befürchtet, dass sie sie nicht so schnell in Frieden lassen würde, aber wider Erwarten entfernten sich ihre Schritte.

 

Sie zog sich an der Toilette hoch und kämpfte gegen den Schwindel an, während sie sich ans Waschbecken stellte und nach ihrer Zahnbürste griff. Sie hielt sich kurz am Beckenrand fest, bis sich die schwarzen Punkte vor ihren Augen auflösten. Nachdem sie sich den Mund ausgespült hatte, legte sie für einen Moment einen kühlen Waschlappen in ihren Nacken, was sogleich Besserung brachte.

 

Kira, mein Mädchen! Deine Mutter sagt, es geht dir nicht gut?“ Jetzt war es die Stimme ihres Vaters, der besorgt vor der Tür wartete.

 

Sie trocknete sich ab, atmete einmal tief durch, setzte ihr bestmögliches Lächeln auf und öffnete ihren Eltern.

 

Es ist alles bestens!“ erwiderte sie fröhlich, konnte sich aber nicht an ihnen vorbeidrängeln.

 

Ich will nicht lange um den heißen Brei herumreden“, begann ihre Mutter. „Ich habe gehört, dass du dich übergeben hast.“

 

Kira zuckte die Achseln. „Ich glaube, ich habe irgendwas vom Abendbrot nicht vertragen.“

 

Öfter“, ergänzte ihre Mutter. „Ich habe es schon öfter gehört.“

 

Kira schluckte.

 

Bisher hatte sie ihren Eltern immer noch nichts von ihrer Schwangerschaft erzählt. Irgendwie hatte sie die Befürchtung, dass diese sie dann bedrängen würden, zu ihm zurückzugehen, auch wenn er richtig Mist gebaut hatte. Ein Kind wäre in ihren Augen wichtiger.

 

Aber sie wusste doch selbst noch nicht, was sie in Bezug auf Angelo wollte! Der Abstand hatte nicht gewünschte Wirkung gebracht. Sie vermisste ihn, wie am ersten Tag, aber auch das Misstrauen, war nach wie vor da.

 

Mehrfach hatte sie sich vorgestellt, dass er sich vielleicht wieder mit Tirza treffen würde. In ihr hatte sich die Angst festgesetzt, dass er es ihr beichten würde, sobald sie telefonierten. Sie konnte sich einfach nicht gegen den Gedanken wehren.

 

Deshalb rief sie nicht an.

 

Liebling, gibt es ein Problem?“ Ihre Mutter beobachtete besorgt, wie ihre Tochter erst den Kopf schüttelte, doch dann schließlich tief Luft holte. „Es kommt ja doch raus...ich bin schwanger.“

 

Heiliger Sargnagel!“ Vor Schreck ließ Herr Harms sich auf die Telefonbank im Flur fallen und auch ihre Mutter schien nicht so recht zu wissen, was sie sagen sollte.

 

Das trifft absolut den Kern der Sache.“ pflichtete Kira ihm bei.

 

Endlich löste sich bei ihrer Mutter die Starre des ersten Schrecks und mit dem stolzen Gesicht einer werdenden Großmutter drückte sie ihre Tochter an sich. Dann stockte sie und schob sie wieder von sich, hielt aber weiter ihre Schultern fest. „Du wirst es doch bekommen, oder?! Ich meine, auch wenn du jetzt nicht mehr mit ihm zusammen bist.“

 

Ja, natürlich will ich das Kind, daran besteht keinen Zweifel! Was kann der Kleine denn dafür, dass sein Vater ein Vollidiot ist?“

 

Wortlos presste ihre Mutter sie wieder an sich.

 

Es ist also wirklich von Angelo.“ kommentierte Herr Harms ihre letzte Aussage und kratzte sich nachdenklich am Kopf.

 

Du bist schwanger?“ Gregor, Kiras jüngerer Bruder, war unbemerkt nach Hause gekommen und stieß nun dazu, so dass Kira sich von ihrer Mutter löste und ihn ansah.

 

Sie nickte und zuckte verloren die Achseln, dann hob sie hilflos die Arme und versuchte, die Antworten auf die naheliegendsten Fragen vorwegzunehmen. „Natürlich ist es von Angelo! Was denkt ihr denn von mir?! Ich bin jetzt im 3. Monat. Er weiß davon und würde gerne für mich da sein. Klar wünscht er sich immer noch, dass ich ihm verzeihe, aber ich brauche im Moment Abstand.“

 

Mutter Harms bemühte sich, alle aufgezählten Fakten zu speichern und zu bewerten.

 

Dann leuchteten ihre Augen auf. „Er? Es wird also ein Junge?“

 

Nein, Mama, das weiß ich noch nicht. Das war nur so dahergesagt.“

 

Achso...und wieso ist er nicht hier, wenn er für euch da sein will?“

 

Ich hab doch gerade gesagt, dass ich Zeit für mich brauche!“

 

Aber wie soll es denn dann weitergehen? Willst du hier bleiben oder wie hast du dir das vorgestellt?“

 

Sie wusste, dass ihre Mutter es nicht so pampig meinte, wie es klang. Doch alleine die Frage an sich setzte sie schon unter Druck. Natürlich hatte sie sich Gedanken gemacht, wie ihr Weg aussehen würde. Bisher war sie nur zu keinem Ergebnis gekommen. Immer wieder wurden ihre Pläne von verträumten Szenen blockiert, in denen sie und Angelo gemeinsam ihr Baby aufzogen.

 

 

 

 

 

 

 

Mel versuchte gerade, ihre kurzen Haare in Form zu bringen, als es klopfte und Tina nach einem munteren „herein“ das Zimmer betrat.

 

Stör ich?“

 

Absolut nicht, Paddy macht sich gerade für die Party fertig.“

 

Sie klappte den Kleiderschrank zu, auf dessen Innenseite sich ein großer Spiegel befand. Dann legte sie sich bäuchlings aufs Bett und klopfte einladend neben sich auf die Tagesdecke.

 

Nun komm endlich her und erzähl mal!“

 

Tina kam ihrer Bitte sofort nach und machte es sich bequem. Sie knüllte ein Kissen zusammen und stützte ihren Kopf darauf.

 

Begeisterung trat auf ihr Gesicht.

 

Die Ausgrabung ist super!“

 

Skeptisch runzelte Mel die Stirn.
„Ist so was nicht total langweilig?“

 

Stöhnend verdrehte Tina die Augen. „Du hast ja sowas von keine Ahnung! Das ist das Spannendste, was ich je erlebt habe!“

 

Mel richtete sich auf. „Meine Güte, du strahlst ja vor Begeisterung!“

 

Ich weiß nicht, wie man nicht davon begeistert sein kann!“

 

Ja“, Mel spitzte die Lippen. „Ganz toll.“ Dann schlug sie überraschend mit der flachen Hand auf das Bett, so dass Tina erschrocken zusammenzuckte. „Lass mich mit den alten Ägyptern in Ruhe, verdammt! Du weißt, ich hab keine Ahnung von Geschichte und freue mich, wenn ich mich erinnere, was ich gestern gegessen habe! Das Einzige, was mich interessiert, ist...Wer in aller Herrgotts Namen ist Jack?“ Mit fordernden Augen funkelte sie ihre Freundin an.

 


 

Ach Jack“, sie winkte ab, „da lohnt sich die ganze Neugier nicht. Ich kenne ihn aus Ägypten.“

 

Du kennst ihn also aus Ägypten. Aha. Und?!“

 

Tina runzelte die Stirn.
„Was, und?!“ Ihre Stimme machte dabei einen kleinen Hüpfer.

 

Mehr gibt es dazu nicht zu sagen? Du kennst da einen Typen aus einem fremden Land, mit dem du zusammen nach Deutschland kommst?“

 

Ja, klar, wir sind zusammen hergeflogen.“

 

Tina erzählte Mel gerade von ihrem Bekannten, da ging die Tür auf und Paddy kam herein.

 

Als sie ein Geräusch hinter sich hörte, drehte Tina sich um und sah Paddy nur mit einem Handtuch auf der Schwelle des Bades stehen. Das Handtuch trug er um den Kopf gewickelt.

 

Tina starrte mit aufgerissenen Augen direkt auf seine Kronjuwelen, bis sie peinlich berührt ihren Blick losriss und ihm ins Gesicht sah.

 

Hi, ähm, schön ihn...“ Sie schluckte erschrocken und ihre Hand sauste an die Stirn, um ihre Augen zu bedecken, welche sie kurz verärgert zusammenkniff. „...ich meine dich...dich zu wiederzusehen!“ Rot angelaufen stand sie auf und tastete sich langsam seitlich zur Tür vor.

 

Paddy zog sich grinsend das Handtuch aus den Haaren und wickelte es um seine Hüften.

 

Hallo Tina, du hast dich anscheinend gar nicht verändert.“ kommentierte er amüsiert ihren verlegenen Rückzug und in der Tat war sie froh, endlich die Tür erreicht zu haben.

 

Ja, du auch dich nicht.“ stammelte sie und hastete hinaus. Dort schlug sie sich verzweifelt beide Hände vors Gesicht.

 

Du dich auch nicht, du dich auch nicht...Mann! Argh!“ wiederholte sie halblaut vor sich hinschimpfend. Es kam leider nichts Nostalgisches dabei auf, als sie daran dachte, dass sie vor ein paar Jahren schon einmal sein bestes Stück begutachten konnte. Damals war es ebenfalls unfreiwillig dazugekommen.

 

Tina! Was machst du denn hier?! Oh...ist alles in Ordnung?!“ Joeys überraschte Stimme holte sie in die Gegenwart zurück und vorsichtig zog er eine ihrer Hände von ihrem Gesicht. Die andere ließ sie daraufhin ebenfalls fallen.

 

Ihr Herz, das gerade schon von der Scham gejagt worden war, hängte spontan noch einen verlegenen Sprint hinten dran.

 

Hi! Ja, ähm. Ich hab mich nur wieder wie ein Vollidiot benommen!“

 

Was hast du denn gemacht?“ hakte er neugierig nach.

 

Ich möchte eigentlich nicht darüber reden.“ erwiderte sie zerknirscht und er nickte. „Okay, sagen wir mal so, wenn du mich jetzt zur Begrüßung wenigstens umarmst, dann würde ich es dir unter Umständen ersparen, diese Peinlichkeit zu beichten.“

 

Lachend breitete sie die Arme aus. „Entschuldige bitte! Ich bin noch ganz durch den Wind. “

 

Weiter kam sie nicht, denn hinter ihr ging die Tür auf und sie und Joey stoben wieder auseinander.

 

Tina!“ brüllte Paddy so laut, als wollte er sie vom Hofplatz zu sich rufen. Erschrocken hielt sie sich die Ohren zu, ließ sie aber sogleich wieder los, denn er redete ohne Pause weiter, als er feststellte, dass sie sich wider Erwarten nicht von seinen Räumlichkeiten entfernt hatte.

 

Mit einer Hand hielt er das Handtuch um seiner Hüfte fest, mit der anderen gestikulierte er vehement vor Tinas Nase herum.

 

Wir sollten darüber reden! Es ist doch nichts dabei und Mel hat auch kein Problem damit, hat sie gerade gesagt!“

 

Joeys Blick wurde enger. Wortlos schob er sich an seinem Bruder vorbei und ging in dessen Musikzimmer.

 

Was hast du vor?“ rief Paddy ihm hinterher und folgte ihm langsam.

 

John hat mich gebeten, seine Gitarre zu holen. Die hat er vorhin hier stehen lassen. Er traut sich heute nicht mehr zu dir, meint er. Und wenn ich mir das so ansehen, wundert mich das irgendwie so gar nicht!“

 

Paddy betrat jetzt ebenfalls den Raum und sah, wie Joey sich mit in die Hüfte gestemmten Armen ein Bild von der Lage machte. Die diversen Kleidungsstücke lagen noch auf und um den Flügel verteilt und hinterließen einen eindeutigen Eindruck.

 

Paddy kicherte. „Es ist nicht so, wie es aussieht!“

 

Joey presste die Lippen zusammen. „Ach ja? Es sieht aus, als hätte hier jemand Sex gehabt!“

 

Nun, das konnten weder er noch Mel abstreiten.

 

Ja“, Paddy grinste weiter. „dann ist es wohl doch so, wie es aussieht.“

 

Neugierig trat auch Tina näher.

 

Du, Paddy...“ begann sie zaghaft, doch er fiel ihr ins Wort.

 

Ja, wir können es auch einfach auf sich beruhen lassen! Es ist ja auch schließlich nichts, was du nicht schon mal erlebt hättest. Oder war es so schlimm?“ Er hatte es ernst gemeint, aber ihr Gesicht zeigte deutlich, dass seine Aussage es nur noch schlimmer machte.

 

 

 

 

 

Barby hatte bereits mehrere Zimmer abgeklappert, fand ihren jüngsten Bruder jedoch nirgends. Erst als sie den schallgedämpften Rhythmus eines Schlagzeuges vernahm, wusste sie, wo er stecken musste. Kurz darauf öffnete sie die Tür zum familieneigenen Musizierzimmer, wo Angelo energisch mit seinen Sticks auf sein Lieblingsinstrument einhämmerte.

 

Als er seine Schwester sah, hörte er auf.

 

Ist alles okay? Was war das eben mit dir und Paddy?“ fragte sie behutsam und während er die Schlägel auf die Drums legte, zuckte er ratlos mit den Schultern. „Eigentlich nichts, es gab nur ein Missverständnis zwischen Paddy und mir.“

 

Misstrauisch musterte sie ihn.

 

Konntet ihr das aus der Welt schaffen?“

 

Ja, klar, gar kein Thema.“ entgegnete er und wirkte dabei auf Barby ein wenig unglaubwürdig.

 

Wenn ihr das geklärt habt, weshalb bist du dann noch so aggressiv?“

 

Ich bin nicht aggressiv!“ beteuerte er, merkte jedoch selber, dass der Unterton in seiner Stimme ihn Lügen strafte.

 

Barbys Lippen formten sich zu einem schmalen Strich.

 

Na gut, wenn du nicht darüber reden willst...Ich wollte dich zum Essen holen, die anderen sind fast alle da! Wir wollen doch anstoßen.“

 

Angelo nickte besänftigend. „Ich komme sofort, geh ruhig schon vor.“

 

Aber Barby hörte noch, wie sich die Tür hinter ihr schon wieder öffnete und er wenige Meter hinter ihr folgte.

 

 

 

Tina fuhr sich peinlich berührt durch die Haare, bevor sie sich traute, Paddy wieder ins Gesicht zu schauen, wandte ihre Augen jedoch rasch wieder ab. Joey stand innerlich brodelnd daneben und beobachtete zuerst Paddy und dann seine Exfreundin argwöhnisch.

 


 

Diese hatte weder das Bedürfnis den einen noch den anderen anzusehen, tat es dann aber doch. „Genau, Paddy, zwei Mal hab ich jetzt schon dein Allerheiligstes gesehen und ohne dir zu nahe treten zu wollen, es wäre schön, wenn es nicht noch einmal vorkäme!“

 

Also wenn es nach mir geht, gerne, aber du bist irgendwie immer wieder diejenige, die ausgerechnet dann in unserem Zimmer ist, wenn ich nackt bin.“ Er legte Daumen und Zeigefinger grüblerisch an sein Kinn. „Man könnte fast meinen, du würdest es drauf anlegen.“

 

Empört riss Tina den Mund auf. „Ich kann doch nicht ahnen, dass ihr da drin eine Nudistenveranstaltung habt!“

 

Hey, ich war doch gar nicht nackt!“ warf Mel ein und Joey rückte ein Stück näher an sie heran, ohne jedoch Tina und Paddy aus den Augen zu lassen. Es beruhigte ihn irgendwie, dass Mel die ganze Situation so entspannt bewertete.

 

Was ist hier eigentlich los?“ zischte er leise, um die anderen nicht zu unterbrechen.

 

Tina und ich haben geredet und dann kam Paddy aus der Dusche, natürlich wie Gott ihn schuf.“ erklärte Mel nüchtern, als würde sie die Pässe des letzten Fußballspiels zusammenfassen.

 

 

Ein höhnisches Lächeln sauste auf Joeys Lippen. „Aber Tina, was du gesehen hast, kann dich doch nicht so durcheinandergebracht haben! Ich hab das auch schon gesehen, so beeindruckend ist das nicht.“ überlegte er laut und wurde jäh von Paddys Handtuch getroffen, mit dem er peitschend nach ihm geschlagen hatte.

 

Wieder stand er entblößt dort und wickelte es sich in aller Seelenruhe erneut um seine Hüfte.

 

Na ja...“ murmelte Tina gedankenversunken, während ihre Augen wie hypnotisiert auf die Stelle geheftet waren, wo bis vor einer Sekunde noch einmal der Stein des Anstoßes zu sehen gewesen war.

 

Lachend streckte Paddy den Arm aus und zeigte auf die Tür. „Und jetzt alle Mann raus hier, damit ich mich in Ruhe anziehen kann!“

 

Tina hatte so viel Dreistigkeit zunächst fast die Sprache verschlagen, doch schließlich fand sie zu ihrer alten Form zurück und hob nun mit verkniffenem Gesicht eine Hand mit drei ausgestreckten Fingern. „Drei, Paddy, drei Mal jetzt schon!“ Sie schnaufte und folgte dem kichernden Joey hinaus.

 

 

 

Als Paddy und Mel zu den anderen stießen, komplettierten sie die Runde. Der Raum war noch festlicher gestaltet worden als am Nachmittag und das Buffet platzte aus allen Nähten. Offensichtlich hatte Maite sich noch einiges aus den Rippen geschnitten, um die Verluste der Küchenorgie einigermaßen auszugleichen. Überall brannten Kerzen und tauchten die erwartungsvollen Gesichter in ein warmes Licht.

 

Alle im Haus Anwesenden, außer Johns Maite, hatten sich bereits am großen Tisch versammelt. Und alle, außer John, waren froh, dass sie es mit Biegen und beinahe Brechen geschafft hatten, dass Maite nicht bei ihnen war.

Jeder hatte sich chic zurecht gemacht und sogar Paddy hatte sich zur Feier des Tages etwas angezogen, wie Joey feststellte, wofür er von Tina einen Seitenhieb zwischen die Rippen erhielt. „Psst!“

Auch wenn es schlimmere Dinge gab, musste er ja nicht unbedingt noch die Aufmerksamkeit der ganzen Familie darauf lenken! Sie hatte Glück und niemand ging auf die Anspielung ein.

Auch Paddy überhörte sie und ließ anerkennend seine Augen über die Festlichkeiten wandern.

Donnerwetter, Leute, da haben wir aber allerhand geschafft!“ Er nickte überzeugt und fast ein bisschen stolz und um ein Haar wären ihm die grimmigen Gesichter seiner Geschwister entgangen.

Was genau hast du eigentlich gemacht, Paddy?“ hakte Maite nach und durfte mit ansehen, wie er ins Schwimmen geriet.

Ich? Äh...Wieso? Ich war doch überall mit von der Partie!“ Er griff hinter seinen Stuhl, wo seine Gitarre an der Wand lehnte. „Soll ich euch den Song noch mal vorspielen? Ich finde, er ist ganz gut geworden!“

Ein wenig verwunderte es ihn, dass niemand sich für sein neues Lied interessierte, doch das Geschehen hatte seinen Schwerpunkt verlagert.

 

Inzwischen wurden eilig verschiedene Wein- und Sektflaschen herumgereicht, so dass bald alle Gläser gefüllt waren. Johns Nase ging es deutlich besser. Sie war zwar immer noch geschwollen, aber die Blutung hatte bereits vor einiger Zeit aufgehört. Doch mehr denn je hatte er das Gefühl, dass ihm seine durchgeknallten Geschwister ein saftiges Geschenk schuldeten!

 

Seine mollige Schwester erhob sich und stieß mit ihrem Messer rhythmisch gegen ihr Glas.

So, dann kommen wir mal zu dem Punkt, der bereits sehnlichst erwartet wird!“

Geschenke!“ rief John übermütig und riss spontan die Arme in die Luft.

Ähm, nein, nicht direkt.“ Maite schüttelte den Kopf.

Das Buffet!“ warf Angelo ein, dessen schlechte Laune bei dem Anblick all der Köstlichkeiten förmlich wie weggeblasen gewesen war.

Auch nicht.“ stöhnte Maite und ihr Gesicht wurde bereits länger.

Doch Geschenke!“ John wiederholte seine euphorische Geste von eben.

Nein!“

Schnaps?“ gab auch Jimmy albern seinen Senf dazu.

Mann! Ich versuche hier eine Rede zu halten!“ Vehement klopfte sie untermalend an ihr Trinkgefäß, welches daraufhin das Zeitliche segnet und den flüssigen Inhalt dem freien Fall preisgab. Sie stellte den Trinkstiel auf ihren Teller, auf dem auch die meisten Scherben gelandet waren.

Doch davon wollte sie sich die Laune absolut nicht verderben lassen! Etwas anderes kroch ihr viel mehr über die Leber.

Wieso interessiert sich eigentlich niemand für meine meisterhafte Geburtstagstorte?!“

Doch!“ protestierte John. „Ich interessiere mich sehr wohl dafür!“

Er richtete sich ein Stückchen auf und bemühte sich, die Torte irgendwo zu erspähen, doch er konnte sie nirgends entdecken.

Du wolltest nur deine Geschenke, du unverschämter Bruder!“ lachte Patricia und blieb sitzen, während nun Kathy aufstand.

Also gut, du hörst ja doch nicht auf zu quengeln. Wie alt bist du heute gleich geworden?! Ja ja, das war eine rhetorische Frage. Also hier ist dein Geschenk! Alles Gute zum Geburtstag, kleiner Bruder!“

 

Er beobachtete Kathy neugierig, aber die Geräusche kamen von der anderen Seite des Tisches, wo Paddys Zunge konzentriert zwischen seinen Lippen hin- und herglitt. Mel konnte ihren Blick gar nicht abwenden.

Wir haben das geübt! Ich krieg das hin!“ erklärte er scheinbar überzeugt, doch der autosuggestive Tonfall seiner Stimme begleitete das brummende Etwas, das in dem Moment vor ihm in die Luft aufstieg.

Ihr schenkt mir einen Spielzeughubschrauber?“ John runzelte skeptisch die Stirn.

Ha, vergiss es!“ Der Helikopter sackte kurz ab, doch Paddy brachte ihn wieder unter Kontrolle und auf den Weg Richtung Geburtstagskind. „Das ist meiner! Den hat Jimmy mir vor ein paar Jahren geschenkt und du darfst ihn nun quasi nur symbolisch betrachten!“

Johns Augen wurden immer größer. „Symbolisch? Ihr schenkt mir doch keinen echten Hubschrauber! Den kann ich doch ohnehin nicht fliegen!“

Kollektives Gelächter brach aus und alle verneinten.

Da hängt ein Zettel dran“, erklärte Angelo und zeigte mit dem Finger darauf.

Mehr oder minder elegant landete Paddy vor dem Geburtstagskind und das, ohne größere Schäden anzurichten! Lediglich ein leeres Glas war umgefallen und selbst das war heil geblieben.

Nun hatte die Neugier von John Besitz ergriffen. Aufgeregt zog er das aufgerollte Pergament auseinander und während er las, was darauf stand, entwich das freudige Grinsen aus seinem Gesicht.

Langsam ließ er es sinken und sah in die Runde. „Einen Rundflug über Köln für morgen Abend?“ Er seufzte leise. Er tat ihm leid, seine Geschwister zu enttäuschen. „Das geht leider nicht.“

 

Das Wetter soll toll werden, es spricht also nichts dagegen!“ erklärte Mel fröhlich. Am liebsten wäre sie mitgeflogen, aber auf dem Platz neben John würde nun mal Maite sitzen! Nur wusste er das immer noch nicht.

 

Es gibt etwas, dass dagegen spricht...ich hab beschlossen, morgen zu Maite zu fliegen. Ich halte es nicht länger ohne sie aus! Wenigstens für ein paar Tage möchte ich ihr wieder nahe sein. Aber deshalb werde ich morgen Abend nicht hier in Köln sein.“

 

Rund um den Tisch ruhten die Augen auf den Tellern oder suchten ziellos den Raum ab, um ihm ja nicht direkt ansehen zu müssen. Jeder hatte Schwierigkeiten, sich das Lachen zu verkneifen.

Sonderbarerweise gelang es ausgerechnet Maite und mit einem undurchschaubaren Pokerface ergriff sie erneut das Wort. „John, denk noch mal drüber nach! Vielleicht sieht die Welt morgen schon wieder ganz anders aus! Weiß sie denn überhaupt, dass du kommst?“

Unsicher schüttelte er den Kopf. „Bisher nicht.“

Vielleicht solltest du erst einmal klären, ob sie überhaupt Zeit hat. Und jetzt möchte ich endlich ein Stück Schokoladentorte essen! Aber erst, nachdem gesungen wurde!“ verkündete sie, klatschte auffordernd in die Hände, so dass sich nun auch alle anderen von ihren Plätzen erhoben.

Und was?“ fragte Jimmy scheinheilig.

Ganz klassisch „Happy Birthday to you“, ich zähl an!“

Und als sie das Startzeichen gab, erfüllte ein wohlklingender Chor den Raum und sangen gemeinsam die ersten zwei Zeilen.

Zunächst betrachtete John die Gesichter seiner singenden Geschwister erfreut, doch dann fiel sein Blick an den anderen vorbei durch die offene Tür, wo er im Flur flackerndes Licht erkennen konnte, das sich zu nähern schien.

 

Seine Brüder und Schwestern verstummten, wie sie es verabredet hatten, als sie an die Stelle „Happy Birthday, dear Jo-hon“ kamen, und nur eine einzelne glockenreine zarte Frauenstimme trug die Worte mit sich. Sie kam aus dem Flur und auch sie schien sich auf ihn zuzubewegen.

 


 

John wusste es, noch bevor er sie sah! Ungeduldig sprang er auf, stieß dabei seinen Stuhl um, ließ ihn achtlos liegen und rannte los, doch da kam sie schon um die Ecke gebogen. Sie hatte gerade das Lied beendet, als sie die Schwelle überschritt. Ihr elfenhaftes Gesicht wurde von unzähligen Kerzen auf der einladenden Torte beleuchtet, die Maite achtsam vor sich hertrug.

 

Am liebsten wollte er sie einfach an sich reißen! Nicht die Torte, sondern seine Maite!

 

Deren Namensvetterin hatte so was bereits geahnt und eilte nun, um ihr Werk zu retten. Hastig nahm sie dem Überraschungsgast das gute Stück ab und brachte es gerade noch in Sicherheit, bevor John seine Maite hochhob, im Kreis drehte und fest an sich drückte.

 

Sie legte den Kopf in den Nacken, um ihn anzusehen, und ihre Augen strahlten mit den Kerzen um die Wette. Tränen glitzerten darin und gaben ihnen einen ganz besonderen Glanz. Jetzt zog er sie noch enger an sich und ihre Lippen trafen einander und verschmolzen.

 

Leute, ihr seid nicht alleine! Das könnt ihr später noch machen!“ protestierte Angelo, aber seine Geschwister beobachteten versonnen das Liebespaar, bis es sich schweren Herzens wieder voneinander trennte.

 

Das leise Seufzen mehrerer Stimmen ergab eine sehnsuchtsvolle Hintergrundmelodie, die ihr Wiedersehen malerisch unterstrich.

 

Du hast mir so gefehlt!“ flüsterte Maite so leise, dass die anderen es kaum verstehen konnten. „Nicht so sehr, wie du mir!“ John strich ihr liebevoll eine Strähne aus dem Gesicht. Sein Daumen verharrte auf ihrem Wangenknochen und fuhr ihn zärtlich entlang.

 

Trotz aller Romantik stand auch Jimmy bereits in den Startlöchern.

 

Können wir jetzt essen?“

 

Die Küchenchefin riss ihren Blick los und nickte zu allen Seiten. „Ja, die Torte gibt es eh erst zum Nachttisch. Die brauchte ich nur als Dekoration für Maites Auftritt.“

 

Maite hat überhaupt keine Dekoration nötig!“ protestierte John, ohne seine Auge von selbiger abzuwenden, und seine Schwester nickte.

 

Da hast du auch wieder Recht! Wie dem auch sei, ich würde sagen, lasst uns das Buffet eröffnen! Auf dich John und deine zauberhafte Elfenprinzessin!“

 

Und auf einen schönen Abend für uns alle!“ ergänzte Angelo und hielt sein Glas hoch, mit dem er vornehmlich Mel zuprostete, immerhin war die Feier auch ihr zu Ehren. In der anderen Hand hielt er bereits seinen Teller, mit dem er sich unverzüglich auf den Weg zum Buffet machte, sobald er seinen Sekt mit einem weiteren Schluck geleert hatte.

 

Auch die anderen ließen sich nicht zwei Mal bitten und reihten sich hinter ihm ein.

 

Mel hatte es nicht eilig. Stattdessen griff sie nach dem Sekt, um sich nachzuschenken, doch Paddy streckte ebenfalls den Arm danach aus und hielt die Flasche fest.

 

Es gibt erst mehr Schnaps für dich, wenn du etwas isst! Du brauchst eine Grundlage.“ erklärte er ruhig und trotzdem streng und schien es tatsächlich ernst zu meinen.

 

Aber ich habe heute schon Burger und Torte gegessen, das sollte doch wohl Grundlage genug sein!“

 

Das sehe ich nicht so, das kann man ja schon als verjährt bezeichnen.“

 

Mel zog vorsichtig an der Flasche, doch er gab nicht nach und schüttelte den Kopf. Die meisten machten sich noch am Buffet zu schaffen, trotzdem sprachen sie leise.

 

Würdest du bitte kurz mit mir rauskommen?“ Paddy stand auf und nickte mit dem Kopf Richtung Tür.

 

Obwohl sie nicht wusste, was er vorhatte, beschlich sie ein mulmiges Gefühl. Dennoch folgte sie ihm und der Rest der Familie nahm keinerlei Notiz von ihnen, als sie den Raum verließen.

 

Wieder fand er sich in dem Flur wieder, doch dieses Mal hatte ihn nicht die Wut, sondern die Sorge hinausgetrieben.

 

Mel legte eine Hand an ihren Oberarm und blickte ihn forschend an.

 

Was ist?“

 

Er wusste nicht, wie er anfangen sollte, aber vorhin, als sie sich ihm auf dem Flügel hingegeben hatte, hatte er wieder deutlich sehen können, wie hager sie war. In der Rehaklinik schien sie zwar wieder ein wenig fitter geworden zu sein, aber wirklich zugelegt hatte sie dort nicht, aber zumindest hatte sie auch nicht weiter abgenommen.

 

Langsam zog er sie in seine Arme und schloss sie darin ein. Die Befürchtung, dass sie davonlaufen könnte, war größer als das Bedürfnis, ihre Reaktion zu sehen. Zudem musste er sich eingestehen, dass es ihm leichter fiel, schwere Themen anzusprechen, wenn ihr Blick nicht auf ihm ruhte.

 

Wahrscheinlich ist es der falsche Zeitpunkt, aber ich habe seit einer gefühlten Ewigkeit auf den richtigen Moment gewartet, doch der kam nie.“

 

Er stützte sein Kinn auf ihren Kopf, den sie an seine Brust geschmiegt hatte und sie wartete stumm, dass er weitersprach.

 

Schatz, ich denke, du hast ein Problem und zwar mit der Ernährung.“

 

Sie schnaubte leise. „Blödsinn.“

 

Sieh dich an, Mel! Das ist nicht mehr normal!“

 

Auch sie war froh, dass sie ihn nicht ansehen musste und wie er es erwartet hatte, machte sie Anstalten, sich aus seinem Arm zu winden, aber sie gab ihren Widerstand rasch wieder auf. Auch ihr war bewusst, dass sie das Thema nicht auf ewig leugnen können würde. Doch jetzt schien eine Angst in ihr aufzusteigen, die sie kaum bewältigen konnte!

 

Wieder und wieder schluckte sie, um den Kloß aus ihrem Hals zu verbannen. Er merkte es, schob sie ein kleines Stück von sich weg und hob ihren Kopf behutsam an. Traurig entdeckte er die Tränen in ihren Augen. Natürlich hatte er nicht gewollt, dass sie weint, aber er hatte bereits befürchtet, dass es dazu kommen würde.

 

Jetzt, wo er diesen Schritt endlich wagte, wollte er kein Blatt mehr vor den Mund nehmen. Ihm war schmerzlich bewusst, dass er schon viel zu lange gewartet hatte. Viel zu lange hatte er tatenlos ignoriert, wie sein Mädchen sich immer weiter zu Grunde richtete. Natürlich sah sie insgesamt besser aus als noch vor wenigen Wochen, aber das lag an den verheilenden Wunden und den nachwachsenden Haaren.

 

Er wusste, wie sie einmal ausgesehen hatte, wie sie einmal gewesen war...

 

Du magerst immer weiter ab! Ich kann nicht weiter untätig mitansehen, wie du dich irgendwann zu Tode hungerst!“

 

Plötzlich ging die Tür auf und Tina kam heraus. Offenbar hatte wenigstens einer mitbekommen, dass irgendwas nicht stimmte.

 

Mel! Was ist los?“ entfuhr ihr erschrocken, als sie in die schwimmenden Augen ihrer Freundin blickte, dann wanderten ihre weiter zu Paddy, der aber stumm verneinte.

 

Es wäre nicht gut, wenn jetzt noch mehr Menschen auf sie einreden würden. Er war sich so nicht einmal sicher, ob er es schaffen würde, alleine zu ihr durchzudringen.

 

Soll ich hier bleiben?“ Besorgt musterte Tina die beiden und irgendwie war es klar gewesen, dass sie auf Mels Meinung mehr gab, als auf seine, doch auch sie schüttelte kaum merklich den Kopf.

 

Also zog Tina sich zurück und als sich die Tür hinter ihr schloss, schwiegen beide wieder. Paddy war derjenige, der die Stille brach. „Ich merke, wie schwer es dir fällt, mit mir zu reden, aber ich sehe, dass es dir nicht gut geht und das bricht mir das Herz!“

 

Inzwischen liefen ihre Augen über, doch kein Laut kam aus ihrer Kehle. Wieder nahm Paddy sie in die Arme.

 

Endlich spürte er, wie sie Luft holte, während er seine anhielt und angespannt lauschte, was sie sagen würde.

 

Ihre Stimme war belegt vom Weinen. Selten hatte er sie so verletzlich erlebt.

 


 

Lass uns nicht jetzt reden. Bitte!“ Sie flehte förmlich, bis ihre Stimme versagte.

 

Ich habe Angst um dich! Ich...ich weiß nicht, wie ich es sagen soll, deshalb frage ich dich einfach gerade heraus.“ Doch einen winzigen Moment zögerte er. „Bist du magersüchtig?“

 

Schniefend zuckte sie die Achseln, während sie zu Boden blickte.

 

Mel!“ Wieder schob er ihren Kopf ein Stückchen nach oben, so dass sie ihn ansehen musste.

 

Bitte nicht jetzt!“ wiederholte sie stimmlos und nach kurzem Zögern nickte er.

 

Machen wir einen Deal. Wir werden uns morgen darüber unterhalten, aber dafür isst du jetzt noch eine Kleinigkeit. Ja?“

 

Mel nickte und nachdem sie in ihren Taschen ein Tuch gefunden hatte, schnäuzte sie sich geräuschvoll.

 

Kommst du mit rein?“

 

Nein, ich brauche noch einen Moment, sonst sieht mir doch gleich jeder an, dass ich geheult habe. Geh schon vor.“ Sie wandte sie ab und wollte gehen, aber er schloss zu ihr auf und begleitete sie.

 

Ist es okay?“ fragte er vorsichtig und sie nickte erneut und hakte sich bei ihm ein.

 

 

 

 

 

John, was ist denn mit deiner Nase passiert?!“ Entsetzt starrte Maite den angeschwollenen Riechkolben ihres Liebsten an. „Das seh ich ja jetzt erst!“

 

Beide hatte eben Platz genommen und saßen nun vor ihren gefüllten Tellern, aber Maite kam nah an das Gesicht ihres Freundes, um sich die Verletzung genauer anzusehen.

 

Paddy sagt, die ist nicht gebrochen.“ erklärte er in der Hoffnung, sie damit zu beruhigen.

 

Na, wenn Paddy das sagt...“ murmelte Maite, hatte dann aber die Vermutung, dass er Recht hatte. Nicht, dass einer der Beiden sich damit wirklich auskennen würden.

 

Wie ist denn das passiert?“ Sie ließ nicht locker.

 

Ich war vorhin bei Paddy im Zimmer und der hat mir völlig ohne Grund die Tür vor die Nase geknallt!“

 

Maite kicherte, was John verstimmte.

 

Das war nicht wirklich witzig.“

 

Nein, bestimmt nicht! Aber es war auch nicht ohne Grund. Ich glaube, das war, als ich mitten im Raum stand. Er wollte mich doch nur schützen, damit die Überraschung nicht kaputt ist!“

 

Er riss die Augen auf. „Aber jetzt ist meine Nase kaputt!“ Er zeigte deutlich mit dem Finger darauf und wollte empört schnaufen, doch das schien ihm Schmerzen zu bereiten.

 

Die kriegen wir schon wieder ganz“ lächelte sie und hauchte ihm vorsichtig einen Kuss darauf.

 

 

 

Nach der ersten Essensfuhre, hatte sich die meisten ihre Teller erneut vollgeladen. Die Flaschen hatten auch mächtig an Inhalt eingebüßt und die Stimmung war ausgelassen.

 

Nur Joey und Tina waren satt und hatten sich von den übrigen abgeseilt und unterhielten sich nun in der gepolsterten Sitzgruppe in einer Ecke des Zimmers. Es schien mehr Joeys Idee gewesen zu sein, zumindest rutschte Tina unruhig von einer Pobacke auf die andere. In ihren Händen drehte sie nervös ein Weinglas, in dem dunkelrote Flüssigkeit schwabbte. Es war mehr als deutlich, dass sie sich in ihrer Haut unwohl fühlte.

 

Endlich haben wir ein bisschen Zeit zum Reden!“ freute sich Joey und hob seinen Kelch, um mit ihr anzustoßen.

 

Ja...hehe.“ erwiderte Tina und ärgerte sich selbst, dass sie so unsicher ihm gegenüber war. Es war doch nur Joey!

 

Wie lange kannten sie sich inzwischen?! Doch dieses Mal war es anders. Dieses Mal hatte sie Angst, dass er Fragen stellen würde, die sie nicht beantworten wollte.

 

Wie geht es dir? Und vor allem, wieso bist du hier?“ Neugierig beugte er sich vor und hing förmlich an ihren Lippen.

 

Na, Johnny hat doch Geburtstag!“

 

Er verdrehte die Augen.

 

Scherzkeks. Du weißt, was ich meine!“

 

Klar.“ Sie nahm einen Schluck Wein. „Mir geht’s gut! Wirklich wunderbar!“

 

Wie kommt es, dass du im Lande bist?“ versuchte er es erneut und erhielt dieses Mal sogar eine Antwort, auch wenn sie eher unbefriedigend war.

 

Hat sich durch einen Zufall so ergeben. Bin auch nur für etwa eine Woche hier.“

 

Joey wölbte die Augenbrauen. „Zufall?“ Auch er hob kurz sein Glas an die Lippen. „Bist du alleine hier?“

 

Mehr oder weniger.“ Sie knabberte an einer Salzstange, die sie aus einem Glas auf dem Tisch vor sich genommen hatte.

 

Und was genau ist weniger?“

 

Himmel, war der penetrant!

 

Jack ist auch hier. Es hatte sich so ergeben, dass er nach Deutschland musste und da bin ich mitgekommen.“

 

So sehr sie sich auch bemühte, es möglichst nebensächlich klingen zu lassen, rutschte Joey das Herz in die Hose. Irgendwie hatte er es geahnt! Sie wirkte anders und doch war sie seine Tina. Nur noch ein bisschen unabhängiger vielleicht.

 

Er trank noch einen Schluck.

 

Aber war sie überhaupt noch seine Tina? Oder war sie inzwischen...Jacks Tina?

 

 

 

Als Paddy und Mel wieder zu den anderen stießen, herrschte gefräßige Stille, so weit es das bei den Kellys überhaupt geben konnte. Irgendjemand hatte immer mal nichts im Mund oder schien sich nicht weiter daran zu stören.

 

In einer Ecke saßen Tina und Joey und sahen aus, als unterhielten sie sich.

 

Mel hatte sich einigermaßen gefangen und konnte sich bei deren Anblick ein Schmunzeln nicht verkneifen.

 

Wie sie es versprochen hatte, nahm sie sich einen Teller und füllte einen Löffel gemischten Salat und zwei halbe gekochte Eier darauf.

 

Paddy hatte sich sich seine Portion schon aufgeladen, bevor er gemeinsam mit Mel den Tisch verlassen hatte. Nun setzte er sich sich wieder auf seinen Platz, während Mel noch mit der Frage kämpfte, ob sie eine Scheibe von Maites selbstgebackenem Baguette probieren sollte oder lieber nicht. Paddys strenger Blick hatte kurz zuvor ihren Teller unzufrieden inspiziert und so groß war so ein Scheibchen ja nicht.

 

Das Geburtstagskind und seine Angebetete waren in eine muntere Unterhaltung verstrickt, denen Paddy zu folgen versuchte und nebenbei leerte er Stück für Stück seinen Teller.

 

Dann können wir morgen gemeinsam fliegen!“ fiel John ein und strahlte seine Maite an, die nicht minder lächelte.

 

Nach Spanien?“

 

Nein, der Rundflug über Köln! Der Gutschein ist für zwei!“ Wie zum Beweis hielt er das eingerollte Papier hoch.

 

Doch gerade als Maite etwas erwidern wollte, schreckte ein lautes Klirren alle Anwesenden hoch. Mels Teller lag zerbrochen vor ihren Füßen. Der Salat hatte sich verteilt und eines der halben Eier drehte sich rücklings noch einige Zentimeter weiter auf dem Boden, als wäre es ein Kreisel.

 

Aber die Augen aller folgte ihren, die sie weit aufgerissen auf die Tür gerichtet hatte.

 



Liebe Leser, schön, dass ihr den Weg hierher gefunden habt! Ich freue mich immer über Feedback! Jedes Mal aufs Neue und sei es noch so kurz. Danke. Eure Pw


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Kommentare: 7
  • #1

    Luisa (Mittwoch, 19 Juli 2017 18:06)

    So schön das es doch nochmal weiter geht :D
    Vielen Dank dafür
    Es ist unglaublich aber kaum ließt man nach Jahren wieder ein paar Kapitel steckt man schon wieder kopfüber in der Geschichte drin.
    Sie ist einfach super wie eh und je...:D
    Hoffentlich geht es bald weiter, bin ja echt gespannt was Maine sich da böses ausgedacht hat ;D

  • #2

    Pw (Mittwoch, 19 Juli 2017 20:06)

    Liebe Luisa, du glaubst gar nicht, wie ich mich über dein Feedback freue! Ich war mich nicht sicher, ob hier noch einer nach all der Zeit mitliest, der nicht im Forum ist.
    Es freut mich, dass du dich so schnell wieder auf die Geschichte einlassen konntest und dass sie dir nach wie vor gefällt. Das muss ja nicht zwangsläufig so sein nach so vielen Jahren.
    Es geht bald weiter, keine Sorge. Ich habe noch ein bisschen was in peto und gewaltig viele blödsinnige Ideen!
    Vielen Dank für deinen Kommentar! Ich hoffe, du hast auch weiterhin Spaß an Egon. :)
    Lg Pw

  • #3

    Klara (Samstag, 29 Juli 2017 09:48)

    Ich bin erst vor kurzem auf deiner Seite gelandet und habe letzte Woche die ganze Geschichte durchgelesen :-) Vielen Dank dafür! Jetzt warte ich natürlich gespannt auf Updates...
    LG, Klara

  • #4

    Pw (Samstag, 29 Juli 2017 15:49)

    Liebe Klara, vielen Dank für dein Feedback! Da bist du aber wirklich schnell fertig gewesen mit dem Buch! Beeindruckend! Wie bist du auf die Geschichte gestoßen?
    Und heute wird es bestimmt noch ein UD geben. :)
    LG Pw

  • #5

    Klara (Sonntag, 06 August 2017 13:32)

    Wow, was für ein Update, vielen Dank! Ich bin gespannt wie es mit Angelo und Kira/Mel weitergeht... Auf deine Seite bin ich übrigens über einen Link im Forum von kellyfamilysite.de gestoßen. Du hast einen gescannten Bravo-Artikel verlinkt den ich mir angesehen habe :-)

  • #6

    Pw (Sonntag, 06 August 2017 14:33)

    Hallo Klara, schön, dass es dir gefallen hat! Ach ja, Dannys Forum. Da war ich mal Moderator, ist aber inzwischen ein paar Jahre her. Ich habe dann irgendwann mein eigenes Forum aufgemacht. Du kannst gerne mal vorbeischauen, es ist recht familiär. :)
    Irgendwo müsste hier ein Link sein auf der HP.
    lg

  • #7

    Nicky (Montag, 20 September 2021 03:08)

    Wieder ein tolles Kapitel :)

    Ich find es nach wie vor beeindruckend wie witzig du schreibst :D

    Und ich find es auch soooo schön das on wohl Paddy und Mel schon sehr lange zusammen sind und verheiratet das knistern und die Leidenschaft zwischen ihnen noch nicht erloschen ist …

    Bei Tina und Joey geht doch noch was ;)

    Das Kapitel war ja ein einziges Chaos :D und sehr witzig … so chaotisch … bei Familie Kelly ist immer ne Menge los :D

    Nun bin ich gespannt wie es weiter geht und wer da zur Tür reingekommen ist … ich tippe ja mal ganz stark auf Adam und Jenny …